"Benötigen gerade jetzt den Rückhalt" Massenausbruch in Krankenhaus: Pfleger macht mit offenem Brief seinem Ärger Luft

Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor (Symbolbild).
Eine Pflegekraft geht in einem Pflegeheim mit einer älteren Dame über einen Korridor (Symbolbild).
© DPA
Nach einem massiven Corona-Ausbruch in einem Klinikum im Kreis Weilheim-Schongau meldet sich sich nun ein Pfleger mit einem Brief an die Öffentlichkeit. Er fühle sich von der Bevölkerung zum Aussätzigen gemacht. 

In einem Klinikum im Landkreis Weilheim-Schongau kam es in den vergangenen Wochen zu einem massiven Corona-Ausbruch. Rund 88 der insgesamt 600 Mitarbeiter infizierten sich mittlerweile mit dem Coronavirus und befinden sich seitdem in Quarantäne. Weitere Mitarbeiter des Krankenhauses gelten als Kontaktpersonen ersten Grades und dürfen das Haus nur verlassen, um zur Arbeit zu gehen. Lars Cramer arbeitet dort als Pfleger und findet sein Berufsstand werde aktuell von Öffentlichkeit ungerecht hart kritisiert. In einem offenen Brief macht er seinem Ärger Luft.

Cramer verteidigt sein Krankenhaus, aber vor allem die dort arbeitenden Pflegekräfte gegen Kritik, dass man nicht genug für den Infektionsschutz getan habe. "Uns trifft es besonders hart, denn wir sind nicht nur systemrelevant, sondern diejenigen […], die sich für alle Bürger und Bürgerinnen 8-12 Stunden am Tag und in der Nacht FFP2 Masken, Voll-Isolationsschutzkleidung und Serientestungen aussetzen", schreibt Cramer. Auch ihre Arbeitspausen verbringen die Mitarbeiter der Pflegekraft zufolge aus Infektionsschutzgründen isoliert. "Viele Bürger und Bürgerinnen können sich nicht vorstellen, wie isoliert man als Pflegekraft derzeit lebt, um die höchste Patientensicherheit zu gewährleisten."

Pfleger: Wertschätzung vom Frühjahr massiv gewandelt

Er sei seit 21 Jahren Pflegekraft. "Ich habe sehr viel erlebt in dieser Zeit, [...] und ich möchte mich zu der derzeitigen Situation aus Sicht eines Mitarbeiters äußern. Wir Pflegekräfte stehen an der Front, wir kämpfen für uns alle im Landkreis und das nicht erst seit Corona", so der Pfleger. Im Frühjahr habe man sich noch vollumfänglich hinter die Pflegekräfte gestellt. "Ich persönlich empfand es als eine große Wertschätzung dem Pflegepersonal gegenüber, dass tagtäglich unter manchmal sehr schweren Bedingungen arbeiten muss." Dabei ginge es ihnen in Sachen Personal in Schongau noch gut. 

Diese Wertschätzung habe sich laut Cramer allerdings massiv gewandelt: "Wir sind aus der Sicht der Bevölkerung und der Presse in den letzten Wochen von den Helden des Frühjahres zu Aussätzigen geworden", schreibt er weiter. Hinzu komme die Selbstisolation, die psychisch belastend sei. Viele der Krankenhausmitarbeiter seien in Ihrer Freizeit sozial nicht mehr aktiv und machten, aus Rücksicht auf die Patienten, keinen Urlaub. Cramer fordert: "Wir als Pflegepersonal benötigen gerade jetzt den Rückhalt der Bevölkerung, zum Wohle unserer Patienten."

Pflegekräfte häufig für Corona-Ausbrüche verantwortlich

In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Fällen in Krankenhäusern und Pflegeheimen, die auf die dortigen Angestellten zurückzuführen sind. In Potsdam kam es Anfang November zu einer Masseninfektion in einer Senioreneinrichtung mit über 28 Infizierten unter Bewohnern und Pflegern. Auch in Hildesheim gab es im Oktober Fälle in mehreren Heimen, weshalb die Stadt zeitweise dringend nach Personal suchte. Grund dafür ist auch, dass derzeit nur Mitarbeiter der jeweiligen Einrichtungen Zutritt zu diesen gewährt bekommen. 

Quellen:  Facebook, Merkur, NDR, RBB

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