Dieser Beitrag erschien zuerst an dieser Stelle auf RTL.de.
Vermutet haben wir es ja schon immer: Selbstbefriedigung fühlt sich nicht nur gut an, sondern hat viele, viele positive Effekte auf uns. Aber kann Masturbation auch gegen Regelschmerzen helfen? Das sollte eine klinische Studie in Zusammenarbeit von Sextoy-Hersteller "Womanizer" und des FemHealth-Unternehmens "The Female Company" zeigen – und die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Statt Schmerztabletten bitte einmal selbst befriedigen!
Im Mai 2020 haben wir bereits über die Studie berichtet, bei der weltweit menstruierende Teilnehmerinnen mit mehr oder weniger starken Periodenschmerzen gesucht wurden. Von den zahlreichen Bewerberinnen wurden 486 ausgewählt, die die nächsten drei Monate ihre Periodenschmerzen nicht mehr mit gewohnten Mitteln wie Wärme oder Schmerztabletten lindern sollten, sondern stattdessen (entweder mit oder ohne den mitgelieferten Druckwellenvibrator) masturbieren sollten.
Zunächst beantworteten die Menstruierenden, wie stark ihre Schmerzen während der Periode generell sind. Über die nächsten Monate wurde dann jeweils das Level der Schmerzen mit Selbstbefriedigung als alleiniges "Behandlungsmittel" abgefragt.
Selbstbefriedigung ähnlich effektiv wie Schmerzmittel
Durch die Selbstbefriedigung, so die Befragten, habe sich nicht nur die Intensität der Schmerzsymptome gelindert, sie seien auch insgesamt seltener aufgetreten. 90 Prozent der Teilnehmerinnen sagten nach der Studienphase, dass sie Masturbation zur Behandlung von Periodenschmerzen weiterempfehlen würden. 85 Prozent gaben an, die neue Masturbationsroutine auch nach der Studie weiterzuführen.

Auf die Frage, welche Hilfsmittel Regelschmerzen am effektivsten lindern, nannten 43 Prozent Medikamente, 42 Prozent die Selbstbefriedigung und 15 Prozent eine Mischung von beidem oder andere Hilfsmittel wie Wärme, Sport, Schlaf oder CBD-Öl.
Besonders schön ist, dass die Selbstbefriedigung laut der Teilnehmerinnen auch einen nachhaltigen Effekt auf die Häufigkeit und Intensität von Periodenschmerzen haben konnte. "Im letzten Monat hatte ich wenig bis gar keine Schmerzen, was eine große Verbesserung und Überraschung für mich war", so eine Teilnehmerin im individuellen Feedback.
Warum haben Frauen überhaupt Periodenschmerzen?
Aber wie kommt es eigentlich dazu, dass die Regel bei Frauen teils starke Schmerzen hervorruft? "Während der Periode zieht sich die Gebärmutter krampfartig zusammen, um die Schleimhaut abzustoßen, die für eine mögliche Schwangerschaft gebildet wurde", erklärt Dr. Andrea Burri, Psychosexologin, Gründerin des "Institute for Sex Counselling and Sexual Sciences (ISCSS)" und Sexual Wellness Expertin bei Womanizer. "Das allein verursacht Schmerzen. Die Kontraktionen der Gebärmutter werden des Weiteren von dem Hormon Prostaglandin gesteuert. Dieses Hormon ist ein Schmerzbote und wirkt zum Beispiel auch bei Entzündungen mit. Je höher der Prostaglandinspiegel im Körper einer Person, desto stärker können auch die Periodenschmerzen sein."
Selbstbefriedigung könne diese Schmerzen lindern, da beim und nach dem Orgasmus Hormone ausgeschüttet werden, die glücklich machen, Stress lindern und sich insgesamt positiv auf unseren Körper auswirken: Endorphine, Oxytocin und Dopamin. Zudem werden der Stoffwechsel und die Durchblutung bei der Masturbation angeregt. Die Muskeln entspannen sich und wir fühlen uns einfach wohler.
Gynäkologin schätzt Studienergebnisse als "interessant" ein
Wir haben Frauenärztin Dr. Marion Krawitz gebeten, die Studienergebnisse einzuschätzen. "Die Ergebnisse sind interessant und den Beobachtungen sollte in weiteren Studien nachgegangen werden", findet sie. Allerdings sei die Aussagekraft nicht sehr hoch, da es keine Kontrollgruppe gegeben habe und der Beobachtungszeitraum relativ kurz sei. Dennoch weiß auch Dr. Krawitz: "Eine sexuelle Aktivität generell wirkt sich positiv auf die Psyche aus. Es ist bekannt, dass bei schlechter Psyche das Schmerzempfinden verstärkt ist. Somit kann man vermuten, dass eine vermehrte sexuelle Aktivität sich sowohl positiv auf die Psyche als auch auf das Schmerzempfinden auswirkt."