Studie Mehr Leukämiefälle bei Atommeilern

Laut einer Studie erkranken Kinder in der Nähe von Atomkraftwerken häufiger an Leukämie. Umweltminister Sigmar Gabriel will die Ergebnisse überprüfen lassen.

Eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz hat nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" im Umfeld von Atomkraftwerken überdurchschnittlich viele Leukämiefälle bei Kleinkindern registriert. Der Untersuchung zufolge steige die Zahl krebskranker Kinder, je näher ihr Wohnort an einem der 16 deutschen Reaktorstandorte liege, schreibt die Zeitung in ihrer Ausgabe vom Samstag. Diese Korrelation sei statistisch signifikant, medizinisch und strahlenbiologisch aber nicht zu erklären. Zufall oder Störfaktoren könnten als Erklärung nicht endgültig ausgeschlossen werden.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) kündigte bereits an, die Studie umfassend prüfen lassen. Erst dann werde sein Ministerium über weitere Schritte entscheiden, erklärte der für die Atomaufsicht zuständige Minister am Samstag. Gabriel betonte ebenfalls, dass der beobachtete Anstieg nach derzeitigem wissenschaftlichem Kenntnisstand nicht mit der Strahlenbelastung aus einem Atomkraftwerk erklärt werden könne. Deswegen solle die Strahlenschutzkommission die Untersuchung samt ihrer Methoden und Ergebnisse genau bewerten, sagte der Minister.

Es gibt verschiedene Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen

Forscher des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universität Mainz haben in der Studie festgestellt, dass im Fünf-Kilometer-Umkreis der Reaktoren zwischen 1980 und 2003 insgesamt 37 Kinder neu an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt sind. Im statistischen Durchschnitt wären in diesem Untersuchungszeitraum lediglich 17 Fälle zu erwarten gewesen. Bei der Untersuchung eines möglichen Zusammenhangs zwischen Leukämie und Kernkraftwerken sind verschiedene Studien in der Vergangenheit zu widersprüchlichen Schlussfolgerungen gelangt.

Die Mainzer Wissenschaftler hatten laut "Süddeutsche" dem Deutschen Kinderkrebsregister sämtliche Fälle von Kindern unter fünf Jahren entnommen, die zwischen 1980 und 2003 an Krebs erkrankt sind und in der Nähe von Reaktoren aufgewachsen waren. Bis auf 25 Meter genau bestimmten sie deren Wohnort. Den 1592 krebserkrankten Kindern stellten die Forscher 4735 gesunde Kinder gegenüber, die zur selben Zeit in derselben Gegend aufgewachsen waren. Je näher die Kinder am Reaktor aufgewachsen waren, desto höher lag demnach ihr Risiko, an Krebs zu erkranken - und umgekehrt.

Strahlenmenge soll nicht ausreichen

Die Strahlenmenge in unmittelbarer Nähe von Kernkraftwerken reiche aus Sicht von Ärzten allerdings bei weitem nicht aus, um vermehrte Krebserkrankungen auszulösen, berichtet die "Süddeutsche" weiter. Die Studie liefere keine kausale Erklärung für zusätzliche Erkrankungen - andere plausible Erklärungen hätten jedoch auch nicht gefunden werden können. Ob Störfaktoren, Selektion oder Zufall bei dem beobachteten Abstandstrend eine Rolle spielten, "kann mit dieser Studie nicht abschließend geklärt werden", zitiert die Zeitung aus der Untersuchung.

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