Die Zahl der Syphilis-Infektionen hat sich in Deutschland seit dem Jahr 2001 nahezu verdoppelt. Wurden zu Beginn der Meldepflicht 2001 zunächst 1697 Fälle der Geschlechtskrankheit registriert, waren es 2006 genau 3147, teilte das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) am in seinem Bulletin mit. Schon in den beiden Vorjahren waren ähnlich viele Infektionen gemeldet worden. Ursachen für den Anstieg sind nach Auskunft des Instituts unter anderem eine größere Sorglosigkeit und häufigerer Partnerwechsel in der Schwulenszene. Die höchsten Infektionsraten gab es im vergangenen Jahr in Berlin mit 168 gemeldeten Fällen pro einer Million Einwohner, gefolgt von Hamburg mit 75 Fällen pro einer Million Einwohner. Am wenigsten betroffen waren die Bundesländer Schleswig-Holstein, Brandenburg und Thüringen mit weniger als 20 Fällen pro einer Million Einwohner.
Bis zu 3500 Infektionen jährlich
Syphilis wird oft auch Franzosenkrankheit genannt. Der medizinische Fachausdruck ist neben Syphilis auch Lues venerea, wörtlich etwa: die Liebesseuche. Auslöser der Krankheit ist das Bakterium Treponema pallidum, das vor allem beim Sex übertragen wird. Die einst gefürchtete Infektion lässt sich heute mit Antibiotika behandeln. Erneute Infektionen sind allerdings möglich - und kommen auch immer häufiger vor. Unbehandelt führt Syphilis im Frühstadium zu Hautgeschwüren, im Spätstadium kann die Krankheit unter anderem eine Hirnhautentzündung und Demenz auslösen. Bei einer akuten Syphilis können auch Aidsviren (HIV) leichter übertragen werden.
Die bisher höchste Zahl gemeldeter Syphilisfälle in Deutschland stammt aus dem Jahr 2004 mit bundesweit 3352 Fällen. Das RKI geht davon aus, dass sich die Zahlen bundesweit zwischen 3000 und 3500 pro Jahr stabilisieren - mit starken regionalen Unterschieden und einem Schwerpunkt in den Städten.
Homosexuelle Männer besonders betroffen
Nach wie vor stecken sich homosexuelle Männer besonders häufig mit Syphilis an. 73 Prozent aller Syphilis-Infektionen treffen Männer, die ungeschützten Sex mit Männern haben. Zudem liege das Ansteckungsrisiko im Homosexuellen-Milieu 200 bis 300 Mal höher als bei heterosexuellen Kontakten, heißt es im Bulletin. Bei heterosexuellen Kontakten finden sich Infektionen hauptsächlich im Prostituierten- und Drogenbeschaffungsmilieu oder auch bei Besuchern von Swingerclubs. Ein Teil der Infizierten stammt aus Osteuropa, wo die Krankheit in weitaus größerem Maße verbreitet ist. Jenseits der Schwulen- und Sexarbeiterszene stecken vor allem bisexuelle Männer Frauen mit Syphilis an.