Testosteron Treibstoff für Männer

Die älteren Herren waren im wahrsten Sinne des Wortes stinksauer. Für 750 Dollar - um 1920 ein Vermögen - hatte ihnen der Verjüngungsarzt John Romulus Brinkley Ziegenhoden eingepflanzt und die Leistungs- und Liebeskraft junger Burschen verheißen.

Bald umwaberte die drüsengedopten Ziegenbockgestank

Die älteren Herren waren im wahrsten Sinne des Wortes stinksauer. Für 750 Dollar - um 1920 ein Vermögen - hatte ihnen der Verjüngungsarzt John Romulus Brinkley Ziegenhoden eingepflanzt und die Leistungs- und Liebeskraft junger Burschen verheißen. Doch bald umwaberte die Drüsengedopten Ziegenbockgestank. Brinkley, wohl der größte Scharlatan der US-Geschichte, hatte die anrüchigen Gonaden von Angoraziegen transplantiert, weil ihm die Hausziegentestikel ausgegangen waren.

»Alle sechs Monate zum Urologen«

Was Brinkley damals vergebens versprach, soll heute die Testosteronersatztherapie (TET) halten. Immer mehr angegraute Familienväter halten ihren Testosteronspiegel, den der Körper ab 30 langsam zurückfährt, künstlich hoch. Das ist ein Wagnis. Zwar hätten Körper und Psyche seiner Patienten durchweg positiv reagiert, aber es gebe noch keine Langzeiterfahrungen, sagt der Hamburger Endokrinologe Christoph Bamberger. »Wer Testosteron nimmt«, so der Arzt, »muss alle sechs Monate zum Urologen.« Schließlich kann das Hormon schon bestehende Prostatatumoren wachsen lassen, die Vorsteherdrüse vergrößern, außerdem Akne und Störungen des Fettstoffwechsels verursachen.

Seit 1986 massiert er sich täglich eine Messerspitze Testosteronsalbe in die Haut

Die Fachwelt ist uneins: Während US-Experten der Mayo-Klinik nur fünf Prozent der älteren Männer einen Testosteronmangel attestieren, geht Bamberger davon aus, dass ein Fünftel der 60-Jährigen unter einem deutlichem Defizit leidet. Grundsätzlich muss dieses im Labor nachgewiesen sein. Ohne ausgiebige Untersuchung sollte eine TET keinesfalls begonnen werden. Dass Mangel-Patienten, die oft unter Erschöpfung, Depression, Knochenschwund und Impotenz leiden, die Behandlung nicht verweigert werden sollte, ist allgemein akzeptiert.

Wenige Ärzte gehen jedoch so weit wie der Konstanzer Androloge Rolf-Dieter Hesch, 63. Seit 1986 massiert er sich täglich eine Messerspitze Testosteronsalbe in die Haut. So puscht er seinen Hormonspiegel auf das Niveau eines 25 bis 30-Jährigen - was ihm neben der »männlichen Grundstimmung« Tatkraft und Fitness bringe.

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