Der Tag der Hochzeit soll eigentlich zu dem schönsten Tag im Leben werden: gemeinsam mit Freunden und Familie die Liebe feiern, gut essen und tanzen. Ein Paar aus dem US-Bundesstaat Maine wird diesen Tag allerdings in ganz anderer Erinnerung behalten. Das Fest entwickelt sich zunächst zu einem Superspreader-Event, bei dem sich etliche Menschen mit dem Coronavirus ansteckten – und später zu einem Fall für die US-Seuchenbehörde CDC. Am Ende zählt die Behörde 177 Covid-19-Fälle ausgehend von der Feier. Sieben Menschen sterben. Was war geschehen?
Das Paar hat am 7. August zu den Feierlichkeiten auf einem ländlichen Anwesen mit einem Restaurant geladen. 55 Menschen kommen – etwas mehr als die damals zulässige Höchstmenge von 50 Personen in geschlossenen Räumen. Gefeiert wird in einem Saal des Restaurants. Zwischen vier bis sechs Personen sitzen an insgesamt zehn Tischen.
Gast entwickelt sich zu Superspreader
Vor Beginn der Feierlichkeiten messen Angestellte des Restaurants bei jedem Gast Fieber, dabei werden jedoch keine Auffälligkeiten festgestellt. Schilder am Eingang des Restaurants fordern die Besucher zudem auf, Masken zu tragen. Laut CDC-Bericht kamen die Gäste dieser Bitte jedoch nicht nach, auch Mindestabstände wurden nicht eingehalten. Das Hochzeitspaar und die Familie des Bräutigams waren am Tag vor der Hochzeit aus Kalifornien angereist. Die geltenden Quarantäne-Verordnung konnten sie umgehen, indem sie negative Corona-Tests vorlegten.
Als Index-Patienten macht der CDC-Bericht einen Hochzeitsgast aus: Er klagt bereits am Tag nach der Feier – am 8. August – über Fieber, Husten, Müdigkeit und Schnupfen. Fünf Tage später wird er positiv auf das Virus getestet. Bei zwei weiteren Gästen beginnen die Symptome am 11. August – auch sie bekommen ein positives Testergebnis. Nach und nach häufen sich die Fälle, die mit der Feier in Verbindung stehen – 30 Hochzeitsgäste erkranken und infizieren in ihrem näheren Umfeld mindestens 27 weitere Menschen. Eine Frau muss im Krankenhaus behandelt werden und stirbt.
Vieles spricht dafür, dass der später positiv getestete Hochzeitsgast zum Zeitpunkt der Feier hochansteckend war und damit zu einem Superspreader wurde. Es ist bereits bekannt, dass Covid-19-Patienten kurz vor oder zu Symptombeginn besonders ansteckend sind. Dass Hygieneregeln nicht eingehalten wurden, dürfte die Virus-Ausbreitung zusätzlich begünstigt haben.
Krank – und trotzdem zur Arbeit erschienen
Besonders tragisch sind zwei große Corona-Ausbrüche, die auf die Hochzeit zurückzuführen sind: Ein Hochzeitsgast trifft an den Tagen nach der Feier ein Familienmitglied, das in einem Pflegeheim arbeitet. Trotz einsetzender Symptome geht diese Person am 11. und 12. August weiterhin zur Arbeit und löst damit einen Corona-Ausbruch in dem Heim aus. Etliche Angestellte und mehr als die Hälfte der 44 Heimbewohner erkranken. Drei ältere Menschen kommen ins Krankenhaus. Sechs Menschen sterben.

Ein weiterer Hochzeitsgast arbeitet in einer Justizvollzugsanstalt und geht im Zeitraum zwischen dem 15. und 19. August ebenfalls krank zur Arbeit. Wieder löst das einen Corona-Ausbruch aus: In der Folge erkranken 82 Menschen – 18 der 43 Angestellten, 48 der 116 Insassen sowie 16 Familienmitglieder der Angestellten.
Die US-Gesundheitsbehörde nimmt die dramatische Entwicklung zum Anlass, um an die Einhaltung geltender Corona-Beschränkungen zu appellieren. Große Ansammlungen seien zu meiden und Hygieneregeln wie das Tragen von Masken einzuhalten, heißt es in dem Bericht. Und: Erkrankte sollen zu Hause bleiben, wenn sich Krankheitssymptome einstellen.