Fiebererkrankung Zehn Fälle des West-Nil-Virus in Deutschland – was Sie dazu wissen sollten

Gemeine Hausmücke sticht einen Menschen
Die gemeine Hausmücke dient als sogenannter Vektor. Sie selbst erkrankt nicht am West-Nil-Virus, kann es aber auf den Menschen übertragen.
© Andrei Sauko / Getty Images
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts haben sich in dieser Saison bereits zehn Menschen mit dem West-Nil-Virus in Deutschland infiziert. Doch es dürfte weit aus mehr Fälle geben. Wie gefährlich die Krankheit ist.

Denken wir an Mücken – waren diese kleinen, surrenden Plagegeister bisweilen lästig. Doch durch den Klimawandel können sie tropische Krankheiten übertragen. Eine von ihnen ist das West-Nil-Virus. Die Zahl der nachgewiesenen Ansteckungen mit dem West-Nil-Virus bei Menschen in Deutschland ist in dieser Saison auf zehn angestiegen. Das geht aus einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor. Bei acht der Betroffenen ist Deutschland als Infektionsland angegeben, wie eine RKI-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Weitere Details waren zunächst nicht bekannt. Ende August hatte das RKI die erste hierzulande erworbene Infektion beim Menschen dieses Sommers bekannt gegeben. Doch was ist das West-Nil-Virus genau?

Was ist das West-Nil-Fieber?

Die Fiebererkrankung wird durch das West-Nil-Virus ausgelöst. Der Erreger stammt ursprünglich aus Afrika. Es wurde 1937 erstmals im West-Nil-Distrikt in Uganda entdeckt. Laut Friedrich-Loeffler-Institut wurde es in den 1960er Jahren zum ersten Mal in Frankreich festgestellt. Es handelt sich um eine endemisch vorkommende Zoonose, die in verschiedenen Regionen der Welt vorkommt, wie das RKI informiert. Durch Zugvögel gelangt der Erreger immer wieder nach Europa und somit auch nach Deutschland.

Wie wird das Virus übertragen?

Doch nicht etwa bei den Zugvögeln selbst können sich Menschen mit dem Virus infizieren. Nein, die Stechmücke ist schuld. In Deutschland ist für die Übertragung die Culex pipiens, also die gemeine Hausmücke der relevanteste Überträger. Doch wie genau funktioniert die Übertragung? "Die Mücke sticht den Vogel, nimmt das Virus auf und kann es so auf den Menschen übertragen. Die Mücke fungiert dabei als Vektor – sie wird selbst nicht infiziert, überträgt aber das Virus", erklärte Biologe Felix Sauer im Gespräch mit dem stern. Er forscht am Bernhard-Noch-Institut für Tropenmedizin an Mücken und ihrem Potenzial, Krankheiten zu übertragen. Es handelt sich bei dem West-Nil-Fieber um eine sogenannte vektorübertragene Krankheit.

Wie verbreitet ist das West-Nil-Fieber in Deutschland?

Die bisherigen Meldungen in dieser Saison kamen laut RKI-Datenbank aus Berlin (3), Sachsen (3) und Sachsen-Anhalt (3) sowie Nordrhein-Westfalen (1). Einzelne Nachmeldungen sind noch möglich, wie es aus dem RKI hieß. Mit bisher zehn Fällen wurden in diesem Jahr doppelt so viele Fälle dokumentiert wie in der Vorsaison – jedoch weniger als 2020, als 30 Fälle bekannt geworden waren.

Verglichen mit einigen südlichen Ländern Europas sind die Fallzahlen in Deutschland bislang überschaubar: Nach Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC wurden in der diesjährigen Übertragungssaison rund 950 Fälle von West-Nil-Fieber erfasst – davon mehr als 570 in Italien und rund 280 in Griechenland (Stand 26. Oktober). Registriert wurden 72 Todesfälle.

Seit wann tritt die Erkrankung in Deutschland auf?

2019 waren erste mutmaßlich von Mücken übertragene Ansteckungen bei Menschen in Deutschland bekannt geworden, die zuvor nicht verreist waren. Dem RKI zufolge wurde 2018 hierzulande erstmals die Übertragung zwischen Stechmücken und Vögeln dokumentiert, vermutlich sei das ursprünglich aus Afrika stammende Virus aber schon wenige Jahre zuvor nach Deutschland gelangt. Angenommen wird, dass der Erreger mittlerweile auch hier in Mücken überwintern kann.

Wie gefährlich ist eine Infektion mit dem West-Nil-Virus?

Meist verläuft die Erkrankung unauffällig. Rund 20 Prozent der Infizierten entwickelt laut RKI eine fieberhafte und grippeähnliche Erkrankung. Meist tritt abrupt Fieber auf – gepaart mit Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen. Ebenso können sich Infizierte abgeschlagen fühlen und geschwollene Lymphknoten haben. Durch die unauffälligen Symptome, die wir auch von anderen Krankheiten kennen, dürften die wenigsten Fälle bekannt werden. Expert:innen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Nur etwa jeder 100. Infizierte erkrankt schwer. Es kann sich eine Gehirnhautentzündung entwickeln, die tödlich verlaufen kann. Mögliche Symptome sind dabei eine mentale Veränderung, Muskelschwäche, schlaffe Lähmungen oder auch epileptische Anfälle. Vor allem Ältere, Menschen mit einer Herz-Kreislauf-Erkrankung und immungeschwächte Personen haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf.

Wie wird das West-Nil-Virus behandelt?

Laut RKI gibt es keine spezielle antivirale Therapie, um das Virus zu bekämpfen. Es werden daher die Symptome behandelt.

Quellen: RKI, FLI, DPA

rha / mit Material der DPA

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