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Piercings Stahlstäbchen im Mund

Es dauert bis zu drei Monate, bis ein Zungen-Piercing komplett ausgeheilt ist
Es dauert bis zu drei Monate, bis ein Zungen-Piercing komplett ausgeheilt ist
© Colourbox
Piercings an den Lippen oder in der Zunge machen was her. Doch die Stahlteile können Kronen zertrümmern und Zahnfleisch wund scheuern. Möglicherweise drücken der Schmuck sogar die Zähne auseinander.

Angefangen hatte alles in London: Die Punks wollten schocken - und durchstachen ihre Wangen mit Sicherheitsnadeln. Kurze Zeit später war in Europa ein neuer Modetrend geboren: das Piercing. Zwanzig Jahre danach übernahmen Skater und Techno-Fans die Vorreiterrolle, sie ergänzten die Palette von Stahlnadeln und dicken Metallringen durch Pflöcke und Stücke aus knallbunten Kunststoff oder Mammutbein.

Doch genau genommen ist der Kult, sich Stäbe durch den Körper zu treiben, keine Erfindung der Moderne. Schon unsere Ahnen der Altsteinzeit verzierten sich mit durchgesteckten Knochenstücken.

Heute lassen sich mehr Frauen als Männer piercen. Sie sind meist jünger als 25. Beliebte Stellen sind die Nase, die Ohren und die Augenbrauen. Im Mundbereich werden am häufigsten Lippen und Zunge durchstochen. Noch immer wird in den meisten Fällen Chirurgenstahl als Zierrat gewählt: Edle Metalle wie Titan, Gold und Silber sind zwar genauso hübsch, aber teurer. Meist sind es keine Ärzte, die da operieren, sondern Profis aus Piercing- und Body-Art-Studios.

Innen sitzt der Anker, außen das Schmuckstück

In der Nähe des Mundes sind drei verschiedene Arten von Piercings möglich:

  • das Lippen-Piercing,
  • das Zungen-Piercing
  • und das Labret-Piercing in der Furche zwischen Lippe und Kinn.

Beim Lippen-Piercing zieht sich der Ring genau am Übergang zwischen Lippenrot und angrenzender Haut durch das Fleisch. Wird die Zunge durchstochen, dann in der mittleren Zungenfurche. Für dieses Piercing eignen sich Stahlstäbchen gut, auf deren Enden kugelförmige Schraubverschlüsse sitzen.

So genannte Labret-Piercings sitzen genau in der Mitte des Kinns, in der Kinnlippenfurche. Manchmal werden sie auch näher an die Mundwinkel gesetzt. Das Schmuckstück besteht aus einem T-förmigen Anker auf der Innenseite der Lippe. Außen können allerlei Aufsätze aufgeschraubt werden, je nach Geschmack.

Meist dauert es vier bis sechs Wochen, bis die Wunde leicht verheilt ist. Vollständig abgeheilt ist der Gewebekanal manchmal erst nach drei Monaten.

Lippen-Piercings sind problematischer als Zungen-Piercings

Lippen- und Zungen-Piercings können dem Zahnfleisch auf lange Sicht schaden. Das belegt eine neuseeländische Studie von 2005. Die Forscher der University of Otago stellten fest, dass vier von fünf Frauen mit einem Lippen-Piercing Probleme mit ihrem Zahnfleisch hatten, und zwar genau in den Bereichen, die mit dem Piercing in Kontakt kamen. Zungen-Piercings richten offenbar weniger Schaden an: Nur bei jeder dritten Frau war das Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen worden. Je älter die Frauen waren, desto wahrscheinlicher waren Zahnfleischentzündungen.

Zudem kann das Piercing Zähnen, Kronen und Brücken schaden, wenn der Stahl immer wieder gegen das Gebiss kracht. Teile können absplittern, der Zahnschmelz kann abgesprengt werden.

Weitere Risiken von Piercings:

  • Im Gebiss können Lücken entstehen: Ein Piercing zwischen Lippe und Kinn zum Beispiel kann die unteren Schneidezähne auseinanderdrücken.
  • Die Teile können die Schleimhaut im Mund verletzen.
  • Beim Stechen können Nerven getroffen werden. Möglicherweise regeneriert sich der Nerv nicht, eine kleine Stelle kann taub bleiben.
  • Ungesund sind Piercings auch dann, wenn Allergien auf Nickel und nickelhaltigen Silberschmuck bestehen. Dann sollten Piercings aus einer guten Goldlegierung (555er) oder aus Chirurgenstahl gewählt werden.

Woran Sie ein gutes Piercing-Studio erkennen

Arbeiten die Piercer nicht sauber genug, kann sich die Stichwunde entzünden. Möglich sind zum Beispiel Infektionen mit Hepatitis-Viren, die Gelbsucht verursachen, oder mit Streptokokken, diese Bakterien können sich schlimmstenfalls im ganzen Körper verteilen und den Herzmuskel oder die Leber entzünden.

Eine seltene, aber besonders gefährliche Komplikation nach einem Piercing ist die Ludwig-Angina: Der Mundboden entzündet sich und schwillt an - möglicherweise so stark, dass Sie nicht mehr schlucken und schließlich nicht mehr gut atmen können. Dann sollten Sie so schnell wie möglich in eine Notfall-Klinik fahren.

Sauberes Arbeiten ist beim Piercen daher wichtig. Bevor Sie sich für ein Studio entscheiden, vergleichen Sie am besten ein paar Anbieter. Nur wenn das Body-Art-Studio die Punkte der folgenden Checkliste erfüllt, sind Sie in guten Händen:

  • Der Piercer sollte Sie bei der Schmuckauswahl beraten und Sie über Risiken und Spätfolgen des Piercings informieren.
  • Die Piercing-Kabine des Studios sollte sauber sein.
  • Sie sollten vor dem Piercen nach Krankheiten und Allergien gefragt werden.
  • Ihnen sollte vor dem Eingriff eine detaillierte Einverständniserklärung vorgelegt werden.
  • Alle Materialien sollten steril verpackt sein.
  • Der Piercer sollte bei jedem Kunden ein neues Paar Handschuhe benutzen.
Constanze Löffler

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