Das bewährte Stuttgarter Ermittlerduo Thorsten Lannert (Richy Müller, 70) und Sebastian Bootz (Felix Klare, 47) präsentiert am Sonntag, dem 23. November 2025 (20:15 Uhr, Das Erste), seinen neuesten Fall. "Überlebe wenigstens bis morgen" beleuchtet die stillen Schattenseiten und Abgründe einer jungen Großstadt-Existenz: eine scheinbar perfekte Außenseite, aber tief in der Isolation vergraben, zerfressen von Einsamkeit und Ablehnung.
Über Monate hinweg liegt die Leiche der jungen Nelly Schlüter (Bayan Layla , 29) unbemerkt in ihrer Wohnung. Niemand meldete sie vermisst, keiner fragte nach. Ein Krimi ohne laute Effekte, dafür mit einem Thema, das leider viele Menschen betrifft und selten so unverstellt gezeigt wird. War es ein Unfall? Mord? Suizid? Die Ermittler stehen zunächst vor einem Rätsel.
Darum geht's im "Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen"
Die Stuttgarter Kommissare Thorsten Lannert (Müller) und Sebastian Bootz (Klare) werden zu einem Leichenfund gerufen, der sie sofort aus der Routine reißt: Eine junge Frau lag offenbar seit Wochen unbemerkt tot in ihrer Wohnung. Niemand hatte nach ihr gesucht, niemand Alarm geschlagen. Die Tote, Nelly Schlüter (Layla), galt in ihrem Umfeld als freundlich und offen - doch gleichzeitig scheint niemand sie wirklich gekannt zu haben.
Weder ihre Eltern (Idil Üner, 54, und Robert Kuchenbuch, 58) noch ihr sonstiges Umfeld hatten Kontakt gehalten, und ihre frühere beste Freundin Fine Slowinski (Trixi Strobel, 28) wirkt eher erleichtert, dass Nelly aus ihrem Leben verschwunden ist. Auch Ex-Freund Felix Vietze (Malik Blumenthal, 33) schien sich nie verantwortlich gefühlt zu haben. Doch die Ermittler müssen feststellen, dass er kurz vor Nellys Tod wieder Kontakt zu ihr hatte.
Ein ähnliches Muster zeigt sich bei den Männern, die Nelly über Dating-Plattformen traf: Sie war ihnen "zu viel", suchte Nähe, die keiner geben wollte. Lannert und Bootz zeichnen Schritt für Schritt das Bild einer Frau nach, die verzweifelt Anschluss suchte - und dabei womöglich an jemanden geriet, der diese Sehnsucht ausnutzte. Die Frage, die über allem steht: Wer war die Person, die Nelly besser nie in ihr Leben gelassen hätte? Oder war es am Ende doch ein Suizid?
Lohnt sich das Einschalten beim "Tatort: Überlebe wenigstens bis morgen"?
Ja, unbedingt - besonders, wenn man klassische Krimis mit psychologischer Tiefe schätzen. Statt auf actionreiche Szenen oder plakative Schlagzeilen setzt dieser Stuttgart-Fall einzig und allein auf Atmosphäre, ruhige Bilder und die innere Verlorenheit seiner Figuren. Regisseurin Milena Aboyan und Drehbuchautorin Katrin Bühlig nehmen sich viel Zeit für das Thema Einsamkeit im digitalen Zeitalter - das Ergebnis wirkt daher weniger wie die klassische Sonntagabend-Krimi-Routine, sondern mehr wie eine unterschwellig drückende Studie.
Obwohl das Tempo bewusst zurückgenommen ist, entfaltet die Geschichte ihre Sogmomente vor allem im letzten Drittel, wenn sich sämtliche Puzzleteile langsam aber sicher zu einem größeren Bild vereinen. Lannert und Bootz liefern solide Arbeit, insbesondere in Szenen, in denen das Nicht-Reden mehr wiegt als jedes Geständnis. Und mit dem Gastauftritt von Moderator Pierre M. Krause (49) als sich selbst setzt der Film noch einen kleinen Meta-Touch - die Grenzen zwischen Show, Öffentlichkeit und privatem Leid verschwimmen.
Kleiner Wermutstropfen: Wer auf actiongeladene Fallaufklärung wartet oder eindeutige Motive erwartet, wird sich bis zu einem der nächsten Krimis gedulden müssen. Dieser "Tatort" funktioniert eher über Stimmung als über Schlagzeilen. Doch gerade das macht ihn in diesen Zeiten zu einer Empfehlung.