Im Kellerstudio von Andres Valencia geht es bunt und chaotisch zu. Die Wände zieren farbenfrohe Porträts von imaginären Figuren. Auf einem Regal in der Ecke stapeln sich Farbtöpfe, Schachteln mit Öl-Malstiften und selbstgemachte Skulpturen. Dutzende Pinsel ragen aus einem Eimer auf dem buntbeklecksten Boden. "Ich weiß vorher nie, was ich malen werde", sagt Andres. "Ich fange einfach an und lasse mich überraschen." Hinter der Tür warten aufgereiht weiße Leinwände mit Skizzen. Mitten im Raum stehen drei Holzstaffeleien mit Bildern, die gerade trocknen. Es riecht nach Farbe.
Andres selbst trägt ein weißes T-Shirt und blaue Jeans. Beides ist übersät mit Farbflecken. "Irgendwann hatte ich keine Sachen mehr, auf denen keine Kleckse waren", erzählt er. "Deswegen ist das jetzt meine Malkleidung." "Aber manchmal vergesse ich sie auch", fügt er grinsend hinzu.
Andres Valencia: "In der Kunst gibt es keine Grenzen"
Für Andres wird die Corona-Pandemie zum Katalysator. Als Kalifornien im Lockdown verschwindet, verbringt auch die Familie Valencia viel Zeit in den eigenen vier Wänden. Neben dem Online-Unterricht studiert Andres Youtube-Tutorials und Bücher seiner Lieblingsmaler: Pablo Picasso, George Condo und Amedeo Modigliani. "Ich sehe mir ihre Kunst an und werde dadurch inspiriert etwas eigenes zu malen", sagt er. Die Leinwände im Hause Valencia werden immer größer. Irgendwann braucht Andres zum Malen eine Trittleiter. Als der Platz im Wohnzimmer nicht mehr reicht, bekommt er sein eigenes Studio im Keller. Doch es sind nicht nur große Künstler, die als Inspiration dienen, sondern auch Pokémon-Figuren – seine zweite große Leidenschaft.
"In der Kunst gibt es keine Grenzen", sagt Andres. "Viele Leute sagen: Nein, du malst das nicht richtig. Du musst das so machen. Aber ich denke, mach es einfach so, wie du es willst, und dann wird schon was Gutes herauskommen."
Am liebsten malt Andres abends. Weil es dann ruhiger ist. "Dann komme ich hier runter, höre Musik und male." Sein Lieblingsmusiker ist Frankie Valli. Ein 89-jähriger Rockstar, von dem die meisten Kinder in seinem Alter wohl noch nie gehört haben. Außerdem mag er die Beatles. "In der zweiten Klasse habe ich ein Bild für Paul McCartney gemalt", sagt er stolz. Er hofft, dass er es ihm eines Tages geben kann. Seine Skizzen sind innerhalb von ein paar Minuten fertig. Die Farbe dauert länger. "Man muss ja immer wieder warten, bis es getrocknet ist. Oft bis zum nächsten Tag", sagt er und verdreht die Augen.