Nach "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" jetzt die "Verarschung". Es ist aber doch noch nicht die angeblich auf einem Laptop hinterlassene Fortsetzung von Stieg Larssons Millennium-Trilogie. Lisbeth Salander heißt hier Lizzy Salamander und will gleich die Männer Nordeuropas komplett ausrotten. Alles Vergewaltiger. Ansonsten werden in diesem Buch eher schwedische Rentiere statt Menschen ermordet.
"Lizzy" hat hier eine nicht minder eigenwillige Schwester namens Chamelea, von der Millionen Millennium-Leser nichts wussten. Ein Autor mit dem auch nicht so ernst gemeinten Namen Lars Arffssen hat sie sich ausgedacht. Gleich enthaupten lässt er einen unfähigen Krimi-Autoren. Ein seltsamer Vogel, denn er hat es im Gegensatz zu einer Riesenschar von Kolleginnen und Kollegen nicht geschafft, seinen Schweden-Krimi veröffentlicht zu bekommen.
Das Rentier-Rätsel
Wie konnte das passieren? Ein anderes schwer zu knackendes Mysterium für Lizzy Salamander und Mikael Blomberg, ihren Partner wider Willen: "Warum wurden die Rentiere eigentlich erwürgt? Warum hat man sie nicht einfach erschossen und aufgeschlitzt?" Im Original des 2004 gestorbenen Millennium-Autors hat Mikael Blomkvist Affären, und vor allem eine mit seiner verheirateten Kollegin Erika Berger.
Bei Arffssen bieten sich sofort alle Frauen dem "übergewichtigen, untrainierten und allen falschen Stellen behaarten" Blomberg an. So sind sie wohl, die Schwedinnen. Aus Erika Berger wird hier Erotikka Berg. Nach dem Sex mit Mikael sagt sie: "Ralfie, sei ein Schatz und schalt den Fernseher ein." Ihr Ehemann holt die Fernbedienung und "klettert zurück in seine Ecke des Bettes."
Supercomputer in der Zelle
Hübsch gelingt Arffssen auch die maßlose, aber treffende Übertreibung der übermenschlichen Kräfte seiner Lizzy Salamander. In Haft installiert sie mühelos den leistungsstärksten Supercomputer der Welt, den ein Sattelschlepper bringt. Muss sie zu einer Adresse mit männlichen Namen am Türschild, heißt es : "Lizzy griff nach Skateboard und Sturmfeuergewehr."
Der "Krimi"-Plot ist ein bisschen kraus geraten. Irgendwie fängt alles damit an, dass die ersten Sofas des schwedischen Möbelhauses UKEA von Hitler entworfen worden sein sollen. Das führt dann über schwer nachvollziehbare Zickzacks zur Serie bestialischer Morde an Rentieren. Man erinnert sich glucksend, dass es in der Millennium-Trilogie genauso unglaubwürdig zugegangen ist.