Beifall von allen Seiten David Grossman erhält Friedenspreis des Buchhandels

Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2010 geht an den israelischen Schriftsteller David Grossman. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels ehrt damit einen der einflussreichsten Schriftsteller und Journalisten Israels, der sich aktiv für die Aussöhnung mit den Palästinensern einsetzt.

Sichtlich gut gelaunt präsentierte sich der israelische Schriftsteller David Grossman am Donnerstagabend bei einer Lesung in Salzburg. Es war sein erster öffentlicher Auftritt, nachdem ihm am Vormittag der Friedenspreis des deutschen Buchhandels zuerkannt worden war. "Meine erste Reaktion war natürlich Freude, es ist ein sehr wichtiger Preis", sagte der 56-Jährige. Er sehe ihn als Anerkennung und Unterstützung, nicht nur für sich selbst "und meine oft nicht sehr populären Meinungen", sondern auch für alle Gleichgesinnten, die immer noch an Frieden im Nahen Osten glaubten.

Der 1954 in Jerusalem geborene Grossman setze sich vor allem mit der Identität seines Landes und dem israelisch-palästinensischen Konflikt auseinander und beteilige sich aktiv an der politischen Debatte um eine friedliche Lösung im Nahen Osten, erklärte der Börsenverein. Seine Romane und Erzählungen, Essays und Kinderbücher wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Darin versuche er, "nicht nur die eigene, sondern immer auch die Haltung der jeweils Andersdenkenden zu verstehen und zu beschreiben".

Grossman gebe dem schwierigen Zusammenleben eine literarische Stimme, die in der Welt gehört werde, heißt es in der Mitteilung. "Seine Bücher zeigen, dass die Spirale von Gewalt, Hass und Vertreibung im Nahen Osten nur durch Zuhören, Zurückhaltung und die Kraft des Wortes beendet werden kann."

In seinem Hauptwerk "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" zeige er die Bedeutung der Sprache für die Suche nach Identität und warne vor ihrer zunehmenden Militarisierung. "So bietet er inmitten einer Realität von Willkür, Zwang und Entfremdung Auswege aus dem jetzigen Zustand der Gesellschaft, die sich zwischen Krieg und Frieden befindet", erklärte der Börsenverein. In dem Buch verarbeitete Grossman den Tod seines Sohnes, der 2006 im zweiten Libanonkrieg von einer Rakete der Hisbollah getötet wurde. Wenige Tage zuvor hatte Grossman bei Ausbruch des Krieges mit anderen Schriftstellern eine Waffenruhe gefordert.

Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, sprach von einer hervorragenden Wahl, die genau zur richtigen Zeit komme. "Nach den jüngsten Zuspitzungen im Nahen Osten brauchen wir dringend Stimmen wie seine. Seit Jahrzehnten deckt David Grossmann in seinem Werk die tieferen menschlichen Erschütterungen des Nahostkonflikts auf. Er lehrt uns Aufmerksamkeit, Genauigkeit und Vorsicht im Urteil."

Vor allem richte er seinen Blick auf beide Seiten, auf die arabische ebenso wie die jüdische, und baue dadurch "eine Brücke des Verstehens, die jedem wirklichen Frieden vorangehen muss".

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APN/DPA