Über das Leben der Pikten ist wenig bekannt. Das ist gut für die "Asterix"-Hefte und auch für Hollywood, weil man ihr Leben mächtig ausschmücken kann, ohne bekannte Fakten allzu sehr verbiegen zu müssen. Schon der Name Pikten ist keine eigene Bezeichnung, sondern eine Sammelbezeichnung der Römer für die Völker im Norden Britanniens, mit denen sie nicht zu Rande kamen.
Unbeugsames Volk
Im Heft beißen sich die Römer die Zähne an den Pikten aus. Sie sind das historische Vorbild für die unbeugsamen Gallier. Sie sind ein kämpferisches, kleines Volk am Rande des römischen Imperiums. Und das ist historisch. Die Gallier hingegen fügten sich nach den Kriegen Julius Caesars ihrem Schicksal und fanden viel Gefallen an der römischen Lebensweise. Widerstand gab es nur in einem Dorf - und das ist fiktiv.
Wertung: korrekt
Niemals von den Römern unterworfen
Tatsächlich wurde Kaledonien, das heutige Schottland, niemals dem Imperium einverleibt. Das ist erstaunlich, weil es sich nur um einen überschaubaren Zipfel Britanniens handelt, eine Eroberung also eine deutliche Frontbegradigung für Rom ermöglicht hätte. Doch die Feldzüge der Römer scheiterten, und Kaiser Hadrian trennte den Nordteil der Barbaren entnervt mit einer Festungsmauer vom römischen Britannien ab.
Wertung: korrekt
Ein Volk mit Körperschmuck
Die feschen Pikten beeindrucken die Gallierinnen nicht nur mit ihrer schlanken Gestalt, sondern auch mit ihren Tribal-Tattoos. Wenig weiß man vom sozialen Leben der Pikten, doch sicher ist, dass sie sich tätowierten.
Wertung: korrekt
Geschminkte Männer
Asterix' Pikten haben ihre wahre Freude an Gesichts- und Körperbemalung. Schon Caesar berichtet von der Sitte der Pikten, sich zu bemalen und zu färben. Den historisch beglaubigten Körperkult nutzte auch Hollywood. In "König Arthur" tönen sich die Pikten blau ein.
Wertung: korrekt
Die Clans
Bei "Asterix" leben die Pikten in einer festen Clanstruktur. Das ist geografisch richtig, aber hier nimmt das Heft eine kleine Zeitreise vor. Obwohl einzelne Clans sich auf einen vorzeitlichen mythologischen Ursprung berufen, lassen sie sich nicht vor dem Jahr 1000 festmachen. Mit einigem guten Willen finden sich Hinweise für Clanstrukturen schon im Jahr 500. Doch die historische Bühne betreten die Clans geeint unter Jack the Bruce in den schottischen Unabhängigkeitskriegen, nur geht es dort gegen die Engländer und nicht gegen die Römer.
Wertung: künstlerische Zeitverschiebung
Die Clan-Accessoires
Ähnliches gilt für das typische Schottenzubehör wie Kilts, Clan-Muster und Highland-Games mit dem die Pikten im Heft ausstattet sind: Das sind alles Elemente der schottischen Folklore, deren Ursprünge aber im Mittelalter und nicht in der der Antike liegen.
Wertung: künstlerische Zeitverschiebung
Hauptfigur Mac Aphon
Der Name des verliebten Held Mac Aphon spielt auf Kenneth Mac Alpinan an, den ersten König Schottlands. Im Jahr 843 wurde zum gemeinsamen König der Pikten und Skoten gekrönt. Ein bisschen spät für Asterix.
Wertung: wiederum eine Zeitreise
Die Königswahl
"Asterix" hat einen Sinn für Details: Die Königswahl findet im "Asterix"-Band auf mächtigen Felsblöcken statt, in der echten Zeremonie spielt der Stone of Scone eine große Rolle. Auch die Wahl des Königs ist überliefert, selbst der Disput über den Vorrang der weiblichen Linie stützt sich auf historische Angaben.
Wertung: korrekt
Das nette Seeungeheuer
Seeungeheuer sind im wissenschaftlichen Sinn natürlich nie real. Und auch wenn Schottland für Nessie bekannt ist, ist das mysteriöse Seeungeheuer doch eine moderne Figur: Die erste Nessie-Sichtung datiert auf das Jahr 1933. Obendrein wurde das nette Monster wenig schottisch "Fafnie" genannt. Eine unglückliche Entlehnung. Spielt das Name doch auf "Fafnir" beziehungsweise "Fafner" an. In der nordischen Mythologie ist Fafnir einer der Söhne Hreidmars, der sich unter dem Einfluss eines verfluchten Goldhortes in einen schrecklichen Lindwurm verwandelt.
Wertung: gar nicht korrekt
Meister des Piktogramms
Die Pikten werden zum Urheber der Piktogramme erhoben. Das ist natürlich nur ein Wortwitz. Die vereinfachten Bilddarstellungen, die als sofort verständliche Bedienungsanleitung dienen, haben die Pikten nicht erfunden. Richtig dargestellt ist ihre Vorliebe für Ritzzeichnungen auf Steinen und Landmarken.
Wertung: nicht korrekt, aber nicht so schlimm, das ist ein Witz.
Besuch vom Volkszähler
Im gallischen Heimatdorf erfasst der römische Volkszähler alle Bewohner. Tatsächlich waren die Römer große Bürokraten, die Wert auf aktuelle Steuerlisten legten.
Wertung: korrekt
Fazit
Im Großen und Ganzen geht es bei Asterix zu wie im historischen Lehrbuch. Wenn die Schottenfolklore aus dem Mittelalter in die Antike schwappt, ist das nachzusehen. Echte Patzer finden sich nicht.