Zuerst kamen Ursula und Thilo Sarrazin, dann Miriam und Jörg Kachelmann. An einem eher ruhigen Tag auf der Frankfurter Buchmesse sorgen zwei Aufregerbücher für Gedränge, das vornehmlich aus Journalisten besteht - die Abrechnung mit dem Berliner Schulsystem einer angeblich gemobbten Lehrerin: Frau Sarrazin. Und die Abrechnung mit der deutschen Justiz und einer Ex-Freundin, die wegen Vergewaltigung, die nie bewiesen werden konnte, vor Gericht zog: Herr Kachelmann. Dabei bewegen sich die Kachelmanns auf juristisch unwegbarem Gelände, hat doch die Hauptzeugin im Vergewaltigungsprozess, der mit Kachelmanns Freispruch endete, eine Einstweilige Verfügung erwirkt und den Verkauf des Buches "Recht und Gerechtigkeit" gestoppt, weil sie darin mit vollem Namen genannt wird.
In die öffentliche Buchvorstellung platzte eine weitere Gerichtsentscheidung, nämlich dass Kachelmann den Namen auch in Interviews nicht mehr voll nennen dürfe: weder in Druckmedien, noch im Internet und in TV- und Radioübertragungen. Kachelmann verteidigte sich mit dem Hinweis darauf, dass Claudia D. "sich in der Zeitschrift 'Bunte' selbst gezeigt" habe. Zudem sei ihr voller Name ein halbes Jahr in Print- und Onlineausgabe der Zeitschrift "Emma" kursiert. Außerdem sei es so, "dass letztlich alle Personen der relativen oder absoluten Zeitgeschichte - das wird sich noch weisen in weiteren Gerichtsinstanzen - voll genannt werden."
Person der Zeitgeschichte?
Trotz des erneuten juristischen Rückschlags gab sich der ehemalige ARD-Wettermann ganz entspannt. Gut gelaunt scherzte er laut "Frankfurter Rundschau" über Reporter, die beim Prozess in Mannheim sein Auto belagert hatten. Und zusammen mit seiner Ko-Autorin und dritten Gattin, der Psychologiestudentin Miriam, wiederholte er, was er schon im "Spiegel"-Interview gesagt hatte, mit dem er in der vergangenen Woche die PR-Kampagne zu seinem Buch eröffnete: "Diese Vergangenheit war für uns beide in jeder Beziehung ein schmerzhafter Prozess, aber uns schien das Buch wichtig und lohnenswert, weil es nicht um uns geht. Es gibt viele Opfer", wird Kachelmann in Frankfurt zitiert. Seine Frau pflichtete ihm bei: "Es geht uns nicht nur darum, unsere, beziehungsweise die Geschichte meines Mannes zu zeigen, sondern darauf hinzuweisen, dass es sich hier wirklich um ein generelles Problem geht." Diese Universalisierung seines Schicksals hatte Kachelmann nach dem "Spiegel"-Interview bereits Kritik eingebracht.
Ulrich Genzler, Verlagsleiter von Heyne, wo Kachelmanns Buch erschienen ist, gab derweil bekannt, dass von der Erstauflage von 50.000 Exemplaren bereits 40.000 an den Buchhandel ausgeliefert seien. Diese sind nicht von dem Verbot betroffen und dürfen verkauft werden. Genzler kündigte eine geschwärzte Neuauflage an.
Kachelmanns Tour ist mit der Buchmesse noch lange nicht vorbei, Am Sonntag wird er bei Günther Jauch in der Sendung erwartet. Und seine Frau ist auch wieder mit dabei.