Trotz extremer Sicherheitsvorkehrungen ist wenige Tage vor Erscheinen des letzten Harry Potters eine angebliche Kopie des Buches im Internet aufgetaucht. "Unsere Anwälte kümmern sich darum", sagte Lucy Holden, die verantwortliche Sprecherin des britischen Potter-Verlags Bloomsbury. Sie wollte aber nicht kommentieren, ob es sich dabei um eine Kopie des echten Bandes "Harry Potter and the Deathly Hallows" handelt. "Wir bestätigen und dementieren das nicht."
579 gut lesbare Seiten
Im Internet kursieren in Tauschbörsen Bilder, auf denen ein aufgeschlagenes Buch - vorgeblich eine US-Ausgabe des siebten Romans - in der Hand eines Mannes zu sehen ist. Insgesamt sind 759 lesbare Seiten des Buches abgebildet, die vermutlich eingescannt wurden. Das Ende ist dabei gut zu erkennen. Das Exemplar wurde bereits rund 5000 Mal heruntergeladen. Auf einer anderen Web-Site wurden ein angebliches Inhaltsverzeichnis und siebenseitiges Nachwort veröffentlicht.
Der Verlag Scholastic erklärte, es gebe eine Menge Material im Internet, bei dem es sich angeblich um Auszüge aus "Harry Potter and the Deathly Hallows" handele. "Aber jeder kann alles im Internet veröffentlichen, und man kann nicht alles glauben, was man online sieht", sagte Sprecherin Kyle Good.
Leser lassen sich nicht die Vorfreude verderben
"Viele Menschen versuchen wirklich schlaue Sachen. Sie schreiben das Buch nach oder wollen eine Kopie ins Internet stellen, um zu sagen, sie wüssten den Inhalt. Aber die einzige, die das weiß, ist die Autorin Joanne K. Rowling", sagte Lucy Holden. Die Leser würden sich nicht den Spaß verderben lassen und auf das Erscheinen warten. Autorin J. K. Rowling hat erklärt, in dem Buch würden zwei wichtige Figuren sterben.
Weltweiter Verkaufsstart des letzten Harry-Potter-Bandes in englischer Sprache ist der kommende Samstag kurz nach Mitternacht englischer Zeit. Bloomsbury hat harte Strafen für Händler angekündigt, die das Embargo brechen.
Kontroversen um den Verkaufsstart in Israel
Für die Ultra-Orthodoxen in Israel stellt der weltweite Event, dem sich auch die großen Buchhandelsketten in Israel anschließen, eine eine schwere Störung des heiligen Sabbat dar. Der Verkaufsstart soll Samstagfrüh um 02.01 Uhr Ortszeit über die Bühne gehen. Der Sabbat, der am Freitagabend beginnt, endet erst am Samstagabend. Handelsminister Eli Jischai, der der ultra-orthodoxen Schas-Partei angehört, drohte nach israelischen Medienberichten allen Buchhandlungen, die die gesetzliche Sabbat-Ruhe verletzen, kräftige Strafen an.
Das israelische Arbeitsrecht zwingt Geschäfte und Restaurants im Prinzip dazu, von Freitagabend bis Samstagabend geschlossen zu halten. Etliche Läden und Lokale halten sich allerdings nicht daran, ohne dass dies ernstere Konsequenzen hätte. Für den geplanten Verkaufsstart des Bandes "Harry Potter and the Deathly Hallows" in Israel stellte Minister Jischai allerdings in Aussicht, seine Arbeitsinspektoren in die Buchhandlungen ausschwärmen zu lassen. Die Buchhandelsketten, die sich an dem Event beteiligen, ließen indes verlauten, dass sie sich durch derartige Drohungen nicht würden beirren lassen. In Hinblick auf den Zeitpunkt seien sie durch internationale Verträge gebunden.
Keine Madeleine-Plakate in Deutschland
In Deutschland können trotz einer Bitte der Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling zum Verkaufsstart des siebten Bandes an diesem Samstag keine Poster von der entführten Madeleine aufgehängt werden. "Wir wurden gar nicht von unseren britischen Kollegen gefragt und haben daher auch keine Plakate", hieß es in der Vertriebsabteilung des Verlages Bloomsbury Berlin. Rowling hatte am Dienstag die Verlage ihres Buches in der ganzen Welt gebeten, mit Plakaten die Aufmerksamkeit auf die in Portugal entführte, vierjährige Britin zu lenken.
Beim Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin war die Plakataktion unbekannt. "Wir wissen davon nichts", sagte eine Sprecherin. Sollten bis zum Verkaufsstart jedoch noch entsprechende Poster geliefert werden, werde man sich zusammen mit dem Geschäftsführer überlegen, ob man sie auch aufhängen werde. Rowling hatte früher bereits mehrere hunderttausend Pfund als Belohnung für Hinweise auf Madeleine versprochen. Mit der Posteraktion soll nun auch auf das Schicksal vieler anderer vermisster Kinder in anderen Ländern aufmerksam gemacht werden.