Schon als Kind hat Zaha Hadid eine Zeichnung davon gemacht, wie, bitte schön, ihr Kinderzimmer neu gestaltet werden sollte. Da sie aus einem sehr reichen Elternhaus kam, wurde ihr Wunsch erfüllt – und ihre Ideen von einem Tischler in vielen weiteren Kinderzimmern Bagdads umgesetzt. Bereits als Elfjährige wusste das 1950 geborene Mädchen aus Bagdad, dass es Architektin werden wollte. Zwischen 1972 und 1977 studierte sie an der Londoner Architectural Association School. Sie galt als äußerst begabt und entwarf für ihre Abschlussarbeit ein Hotel an der Londoner Hungerford Bridge, einer Eisenbahnbrücke, die die Themse überquert. Bereits 1980 gründete sie ein eigenes Büro in London, das zwar nicht sofort große Aufträge an Land zog, dafür aber großes Aufsehen erregte.

Der Bildband "Zaha Hadid Complete Works 1979–Today" zeigt sämtliche Arbeiten Zaha Hadids, die sich, was vermutlich nur ihre größten Fans wissen, nicht nur auf ihre so mutige wie anmutige Architektur beschränken. Wer Flughäfen, Fußballstadien, Brücken und Wolkenkratzer bauen kann, hat nicht zwangsläufig die gleichen Talente wie Hadid – die auch Interieur wie Kerzenständer, Geschirr, Tische, eine Küche und sogar Schmuck, Handtaschen und Autos designt hat. Wer einmal die organischen Wellen und Formen, die ihre Arbeit prägen, verinnerlicht hat, würde bedauern, wenn sie sich auf die Architektur beschränkt hätte. Einen fließenden Baustil hat zwar auch der ein oder andere Kollege, Hadids Wagemut allerdings, für den sie gelegentlich auch in der Kritik stand, haben wenige. Ihre Entwürfe seien zu künstlerisch und realitätsfern, wurde ihr vorgeworfen. Doch davon ließ sie sich nicht beeindrucken.

Eine Hommage an die Grande Dame der Architektur
Ihre größten Auszeichnungen geben ihr recht: 2004 erhielt Hadid als erste Frau den Pritzker-Architekturpreis, 2009 den nicht minder wichtigen Praemium Imperiale, 2016 dann die Royal Gold Medal. Mit letzterer steht sie in einer Reihe mit Meistern wie Frank Lloyd Wright (1941), Le Corbusier (1953), Walter Gropius (1956) und Ludwig Mies van der Rohe (1959), Rem Koolhaas (2004) oder Peter Zumthor (2013).
Die knapp 700 Seiten starke Monografie "Zaha Hadid Complete Works 1979–Today" listet nicht lediglich Fotografien von Hadids Bauwerken auf, sondern schafft eine Verbindung zwischen Kunst, Architektur und Design – durch ihre eigenen Malereien, Entwürfe und Objekte. Und das Schönste daran ist: alles fließt.