Die amerikanische Schriftstellerin Susan Sontag ist am Dienstag im Alter von 71 Jahren in New York gestorben. Das teilte das Memorial-Sloan-Kettering-Krebszentrum in Manhattan mit. Über die Todesursache machte die Klinik keine Angaben. In den 70er Jahren wurde Sontag wegen Brustkrebs behandelt.
Sontag gehörte zu den einflussreichsten Intellektuellen der USA und galt als das Gewissen Amerikas. Sie beschäftigte sich in ihren Essays und Romanen mit Themen von Politik über Ethik und Gesundheit bis zu Fotografie und Literatur. Im vergangenen Jahr erhielt die Autorin den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Intellektuelle Botschafterin zwischen den USA und Europa
Begründet wurde die Preisvergabe an die Amerikanerin mit deren stetem Bemühen um eine friedlichere Welt. Sontag sei "in einer Welt der gefälschten Bilder und der verstümmelten Wahrheiten" für die Würde des freien Denkens eingetreten, würdigte der Börsenverein des Buchhandels in Frankfurt am Main voriges Jahr die Autorin. Dabei sei sie zur prominentesten intellektuellen Botschafterin zwischen den USA und Europa geworden.
Sontag war politisch sehr engagiert und erregte immer wieder die Gemüter. Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 stand sie im Zentrum der amerikanischen Kritik, weil sie die Kommentierung der Attentate als eine Kampagne von Politikern und Medien bezeichnete, die das Ziel habe, die Öffentlichkeit zu verdummen. In Interviews machte sie sich Gedanken über die Opfer der Vergeltungspolitik.
Sontag wurde 1933 als Kind einer gutbürgerlichen jüdischen Familie in New York City geboren. Die Eltern lebten zeitweise in China, wo der Vater einen Pelzhandel betrieb. Susan blieb mit ihrer jüngeren Schwester bei Verwandten in New York. Nach dem frühen Tod des Vaters - er starb, als Susan sechs Jahre alt war - heiratete die Mutter ein zweites Mal und zog mit ihrem Mann zunächst nach Tucson in Arizona und später nach Los Angeles.
Wegen ihrer frühen literarischen Ambitionen wurde Sontag im Alter von 14 Jahren einmal zum Tee bei Thomas Mann eingeladen. Neben dem Schreiben arbeitete sie zunächst im Alter von 26 Jahren als Mitherausgeberin der Zeitschrift "Commentary". In den 60er Jahren hielt sie Vorlesungen in Englisch und Philosophie. 1963 veröffentlichte sie mit "The Benefactor" ("Der Wohltäter") ihren ersten Roman. Von ihren Werken sind des Weiteren auf Deutsch erschienen: die Essaysammlungen "Kunst und Antikunst" und "Über Fotografie" sowie die Romane "In Amerika" und "Der Liebhaber des Vulkans".