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Von der Erwartung an die Liebe: Margarethe von Trotta über ihren Berlinale-Beitrag "Ingeborg Bachmann"
STORY: Wiedersehen mit der Berlinale. Bereits am Wochenende hat die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta ihren neuesten Film "Ingeborg Bachmann - Reise in die Wüste" in Berlin vorgestellt. Es ist ihr erster Wettbewerbsbeitrag seit 40 Jahren. Der Film erzählt sechs Jahre aus dem Leben der titelgebenden österreichischen Schriftstellerin und von der Beziehung zu ihrem Schweizer Kollegen Max Frisch, gespielt von Ronald Zehrfeld. Am Dienstag, ihrem 81. Geburtstag, sprach die Regisseurin, Drehbuchautorin und frühere Schauspielerin über ihr jüngstes Biopic, gemeinsam mit Bachmann-Darstellerin Vicky Krieps. "Sie glaubt, vielleicht ist es eine andere Art von Verbindung und etwas, wo sie sich auch mal ein bisschen, vielleicht, hingeben kann und beschützt wird und von seiner Stärke, scheinbaren Stärke auch ein bisschen profitieren kann. Und dass sich das dann natürlich als falsche Annahme herausstellt, dass er auch sehr sensibel ist, aber auf eine andere Weise sensibel als sie, das fand ich auch interessant." Auch sie selbst habe ähnliche Erfahrungen gemacht. "Ich habe auch so eine Geschichte mit Volker Schlöndorff erlebt. Zwei, die dasselbe machen, also hier zwei Schriftsteller, da zwei - und vieles von denen, von der Verbindung und der Schwierigkeit, dann auch der Liebe habe ich selber erlebt. Kann sein, dass ich diesmal ein bisschen mehr auch auf mein eigenes Leben zurückgreifen konnte." Die Erzählung springt von der ersten Begegnung der beiden in Paris bis zu Bachmanns Rückzug in die ägyptische Wüste nach ihrer Trennung und zeichnet so das Porträt einer Frau, die sich nach Intimität sehnt, aber die Erwartungen der damaligen Zeit an eine Beziehung als zunehmend erdrückend empfindet. "Dass man, dass man doch so, so eine Gefühlstiefe überhaupt haben kann, obwohl man emanzipiert ist, obwohl man sagt Freiheit, Freiheit, Freiheit und trotzdem diese Gefühlstiefe nicht verliert, das, finde ich, sollte eine Frau sich bewahren, selbst wenn sie dadurch Schmerzen empfindet." "Das Bemerkenswerte ist ja, dass sie diese Tiefe zugelassen hat, und dass sie sich so verletzlich gemacht hat darin, dass sie ehrlich gehofft hat. Sie hat ja ehrlich an eine Utopie geglaubt, und ich glaube, dass ihr Misstrauen an der Sprache und an den Menschen und den Abmachungen, die wir als Menschen treffen, das ist ja nicht nur die Ehe, das ist ja alles. Ich sitze jetzt hier auf dem Stuhl und ich benehme mich und so und wir verhalten uns so und wir verhalten uns so und sie hat das ja wirklich infrage gestellt und mit einer Ehrlichkeit, die einem Kind ähnlich kommt." Der Film steht im Einklang mit von Trottas früherem Werk, das sich auf starke weibliche historische Figuren wie Hannah Arendt und Rosa Luxemburg konzentriert und ihren Status als eine der weltweit führenden feministischen Filmemacherinnen festigt.