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Kultfilm Rockstars, Groupies, Herzschmerz: Der Kultfilm "Almost Famous" wird 20

Szene aus Almost Famous
Patrick Fugit verkörpert in "Almost Famous" einen jungen Musikkritiker, der sich in das Groupie Penny Lane (Kade Hudson) verliebt.
© United Archives / kpa Publicity / Picture Alliance
2000 erschien "Almost Famous" in den Kinos - und floppte. Heute gilt der Film als Kultstreifen. Autor und Regisseur Cameron Crowe über die Arbeit an seinem Meisterwerk und darüber, warum der Film für ihn heute noch ein Wunder ist.

Die wilden 70er, das waren Zeiten, geprägt von Rausch und Exzess. Die 70er-Jahre waren die Blütezeit des Rock. In dieser Zeit kam auch Cameron Crowe mit der Welt des Rock 'n' Rolls in Kontakt. Als Teenie schrieb er für die Musikzeitschrift "Rolling Stone". Das öffnete ihm Tür und Pforte ins Reich der damaligen Stars. Er führte Interviews mit dem Who-is-Who der Szene, traf Led Zeppelin, David Bowie, Joni Mitchell. "Jeder Tag fühlte sich an, wie sich ein Kind im Süßwarenladen fühlt", erinnert er sich im Interview mit dem "Rolling Stone". Fast drei Jahrzehnte später, da war Crowe längst erfolgreicher Filmemacher in Hollywood, holte er seine Erinnerungen aus der Schublade und schuf sein Meisterwerk: "Almost Famous". In diesem Jahr feiert der Kultstreifen sein 20-Jähriges und ist so populär wie nie.

Dass der Film überhaupt Realität wurde, verdanken Filmliebhaber einem anderen Streifen. Denn nachdem Crowe mit "Jerry Maguire" 1996 ein kommerzieller Coup gelungen war, der Film spielte mehr als 270 Million Dollar ein, hatte Crowe die finanzielle Freiheit, einmal genau das zu tun, wonach ihm der Sinn stand. Es sollte eine Ode an eine Zeit werden, als das Leben des Rock noch gefährlich war und die Groupies schön. Basierend auf seinen persönlichen Erinnerungen. 

Die Magie einer Zeit

"Jerry Maguire gab mir einen Kreditrahmen. Und ich dachte: Das nutze ich, denn wenn ich den Film nicht jetzt mache, werde ich ihn nie machen", erzählt er dem Blatt. Damals habe er gewusst, dass es ein schwieriges Terrain ist, auf das er sich wagen wollte. Schließlich hatten schon viele vor ihm versucht, die Magie dieser Zeit filmisch einzufangen - den wenigsten war es auch nur ansatzweise gelungen.

In seinem Film sollte es daher nicht ausschließlich um Sex, Drugs und Rock 'n' Roll gehen, nicht um den reinen Exzess. "Almost Famous, das ist das Verlieben in die Musik in einem Alter, in dem du noch nicht weißt, wer auf der Welt deine Freunde sind. Diese Platten aber sind deine Freunde", so Crowe. "Almost Famous" sollte das Gefühl einfangen, wie es ist, plötzlich Menschen zu finden, die ähnlich ticken, die gleiche Musik mögen und das Gefühl plötzlich dazuzugehören. 

Szene aus Almost Famous
Rockstars, Groupies, Eifersucht - nach zwei Jahrzehnten ist "Almost Famous" zum Kultfilm geworden.
© United Archives / kpa Publicity/ / Picture Alliance

"Dass wir diesen Film, mit diesen Leuten machen konnten, fühlt sich noch immer wie ein Wunder an", sagt er heute. Für Kate Hudson, die in dem Streifen die Penny Lane spielt, in der sie weniger Groupie als Muse ist, sollte der Film der große Durchbruch sein. Und auch Patrick Fugit, der in die Rolle des jungen Cameron Crowe schlüpft, sei eine Entdeckung gewesen. "Wenn Patrick spielte, habe ich darin alle meine Sehnsüchte entdeckt." Dass der eigentliche Star, Brad Pitt, kurz vor Drehbeginn absprang - war bald vergessen.

Ein Film getragen von der Musik Led Zeppelins

Brenzlig wurde es noch einmal, als es um die Musikrechte ging. Da Led Zeppelin eine prägende Rolle in der persönlichen Geschichte Camerons spielten, durfte deren Musik nicht fehlen. Mehrere Lieder der Band sollten den Vibe der Zeit vermitteln. Ob die Band auch zustimmte, blieb bis zuletzt offen. Cameron flog extra nach London, um den Streifen Jimmy Page und Robert Plant persönlich vorzuführen.

Er erinnert sich an nervenaufreibende Stunden. "Wir sahen nur den Umriss ihrer Köpfe und wie sie unter vier Augen miteinander sprachen. Wir sahen uns an wie: 'Wir sind am Arsch'", so Crowe. Der Eindruck täuschte, der Film überzeugte. Der größte Hit "Stairway to Heaven" musste zwar weichen, dafür schenkte Page dem Film "Bron-Yr-Aur". Der Rest ist Geschichte. 

"Shining"-Zwillinge

"Almost Famous" kam 2000 in die Kinos und floppte ziemlich. Obwohl die Kritiker das Werk feierten und der Film vier Oscar-Nominierungen einheimste, das Drehbuch später auch einen gewann, schien das Publikum von dem Thema nichts wissen zu wollen. "Es fühlte sich an, als käme der lange Arm des Jahres 1973 zurück, um uns zu ohrfeigen", erinnert sich Crowe.

Zu dieser Zeit waren vor allem Teenie-Filme und extrem teure Actionfilme Kassenschlager. Crowe aber pfiff auf das Geld. "Es war keine Überraschung, dass der Film in den Kinos nicht so gut lief", so Crowe, "aber dieser Film war ein Gratisgeschenk durch Jerry Maguire". Trotz den mauen Zahlen entwickelte sich der Streifen in den letzten Jahrzehnten zum Kultfilm. Heute gehört "Almost Famous" zu den Lieblingsfilmen einer ganzen Generation.

Quelle:Rolling Stone

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