"Auf der anderen Seite" Oscar-Nominierung für Fatih Akin?

Der deutsche Regisseur Fatih Akin geht mit seinem Film "Auf der anderen Seite" ins Rennen um die Oscar-Nominierung. Seine sensible Familiengeschichte über Deutsche und Türken tritt für den besten ausländischen Film an.

Der Hamburger Filmemacher Fatih Akin soll den Oscar im nächsten Jahr nach Deutschland holen: Sein Drama "Auf der anderen Seite" wird von deutscher Seite eingereicht für den Wettbewerb um den Oscar als bester Auslandsfilm. Das teilte German Films, die Auslandsvertretung der deutschen Filmbranche, am Dienstag in München mit. Der Streifen des in Hamburg geborenen türkischstämmigen Regisseurs soll damit nach dem Oscar für das Stasi-Drama "Das Leben der anderen" in diesem Jahr die jüngsten Erfolge des deutschen Films fortsetzen. Erst 2003 hatte "Nirgendwo in Afrika" als erster deutscher Film nach mehr als 20 Jahre einen Oscar geholt. Für 2006 und 2005 waren "Sophie Scholl - die letzten Tage" und "Der Untergang" als nicht-englischsprachige Filme nominiert worden, die aber dann beide keinen Oscar bekamen.

"Vor dem Hintergrund der politischen und kulturellen Unterschiede einer globalisierten Welt wird eine ungewöhnliche Liebes- und Familiengeschichte zwischen Deutschen und Türken erzählt. Der Film überzeugt durch seinen dramaturgischen Aufbau, seine visuelle Gestaltung und seine gefühlvolle Inszenierung", begründete die Jury ihre Entscheidung für die Auswahl von "Auf der anderen Seite" für die Kategorie bester nicht englischsprachiger Film. "Ich freue mich sehr", sagte der Regisseur laut Mitteilung. "Ein Glück, dass Tom Tykwer "Das Parfum" auf Englisch gedreht hat."

Preis für das beste Drehbuch in Cannes

"Auf der anderen Seite" war im Internationalen Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes im Mai uraufgeführt worden und hatte dort den Preis für das beste Drehbuch und den Preis der Ökumenischen Jury erhalten. Der Film um die Tragik des Todes und ihre verbindende Kraft kommt an diesem Donnerstag in die deutschen Kinos. Er ist der zweite Teil von Akins Trilogie "Liebe, Tod und Teufel". Für den ersten Teil "Gegen die Wand" hatte Akin vor drei Jahren den Berlinale-Bären und den Europäischen Filmpreis gewonnen.

In "Auf der anderen Seite" bittet ein türkischer Witwer die Bremer Hure Yeter darum, bei ihm zu leben. Bei einem Streit schlägt er sie, Yeter stürzt unglücklich und stirbt. Der Sohn des alten Mannes will mit dem Vater nichts mehr zu tun haben. Aber er reist nach Istanbul, um Yeters Tochter zu suchen. Diese ist derweil auf der Flucht vor der türkischen Polizei in Deutschland gelandet und verliebt sich dort in eine Studentin. Sie wird aber nach Istanbul abgeschoben. Die deutsche Freundin reist ihr nach, holt eine Waffe aus einem Versteck - und wird von Handtaschendieben versehentlich erschossen. Ihre trauernde Mutter (Hanna Schygulla) macht schließlich die letzte Reise "auf die andere Seite" in die Türkei. Sie rebelliert nicht gegen den Schicksalsschlag, sondern sucht nach dessen Sinn.

Unter den nationalen Einreichungen werden am 22. Januar die fünf Filme nominiert, die an der Endauswahl um den Oscar für den besten Auslandsfilm teilnehmen. Die Oscars werden am 24. Februar in Hollywood vergeben.

Akin bremst die Euphorie

Akin versucht trotz der Euphorie über seine Teilnahme am Rennen um den Oscar auf dem Boden zu bleiben. "Ich freue mich natürlich sehr, aber man darf nicht vergessen: Es ist erst die Nominierung zur Nominierung", sagte der Filmemacher der Deutschen Presse-Agentur dpa in Hamburg. Sein Drama "Auf der anderen Seite" wird von deutscher Seite für die begehrte Trophäe eingereicht. Schon bei seinem preisgekrönten Film "Gegen die Wand" hätte es viele Stimmen gegeben, die in dem Streifen einen geeigneten Oscar-Kandidaten sahen. Damals war "Der Untergang" für Deutschland angetreten und leer ausgegangen.

DPA
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