Familientechnisch gesehen, ist Weihnachten oft ein Großkampftag, bei dem der Wunsch nach Harmonie mit den gegenseitigen Ressentiments der versammelten Verwandtschaft kollidiert. In der am 22. November anlaufenden Komödie "Meine schöne Bescherung" werden besonders viel versprechende Tretminen ausgelegt: Sarah schockiert ihren Gatten Jan, der auf ein kuscheliges Beisammensein mit den vier Kindern aus früheren Ehen gehofft hatte, mit der Ankündigung, dass sie zum Weihnachtsabend ihre drei Verflossenen samt Anhang eingeladen hat. Psychologe Jan, der sich bereits darüber wunderte, wie viele Gänsebraten Sarah in der Röhre hat, wird noch viel leiden müssen an diesem Abend.
Ihr Kinderlein kommet
Nacheinander rollen vier Paare mit und ohne Nachwuchs an, ergänzt von Jans Schwiegermutter sowie einer Single-Frau und dem Nachbarspärchen. Summa summarum versammeln sich 14 Erwachsene sowie eine unbekannte Anzahl von Kindern im Hause von Sarah, die ihrem Göttergatten ein ganz besonderes Geschenk präsentiert. Die gebärfreudige Matriarchin, die von jedem ihrer Männer ein Kind hat, ist erneut in guter Hoffnung. Doch da kennt der Zuschauer bereits Jans süßes Geheimnis und weiß, dass er nicht der Vater sein kann. Rita nämlich, Sarahs ehemalige Rivalin und Ehefrau ihres Ex-Mannes Andy, hat Jan so lange gepiesackt, bis er ihr gestand, dass er sich heimlich sterilisieren ließ - was Rita natürlich brühwarm weitertratscht.
Rund um die resignierte Römerweisheit "Pater semper incertus", in Afrika auch "Mamas Baby, Papas maybe" genannt, baut sich nach Sarahs froher Ankündigung unter den schadenfrohen Gästen, der verstörten Sarah und Jan eine explosive Stimmung auf. Bald verdächtigen Jan, der alle berufliche Contenance fahren lässt, und auch manche frustrierte Ehefrau, reihum Sarahs Exmänner. Oder war's gar der Weihnachtsmann?
Gute Schauspieler und gebremstes Gelächter
Die turbulente Komödie, die auf dem schwedischen Film "In Bed with Santa" (1999) basiert, weist viel Situations- und Dialogkomik, treffende Milieuschilderung und, mit ihrem scharfen Blick für menschliche Schwächen, stimmige Charaktere auf. Neben der modernen Patchworkfamilie wird mit zunehmendem Schwips auch schwul-lesbisches Grenzgängertum aufs Korn genommen. Sowieso ist es ein Genuss, wenn gute Schauspieler hier zu Lande ausnahmsweise mal komisch sein dürfen, wobei besonders Heino Ferch als vermeintlicher Hahnrei auftrumpft.
Und doch fehlt es der Inszenierung, die viele Gags zu lang auswalzt, nicht nur am flotten Komödientempo, sondern vor allem an Frechheit. Penetrant ist bereits die osteuropäische Humbatäterä-Musik, die signalisiert: Jetzt darf gelacht werden. Mit ihrer biederen Urmutterfantasie im Zentrum verschenkt Regisseurin Vanessa Jopp zudem die Gelegenheit, Mutterromantik samt Versorgerehe á la Eva Herman mal etwas satirischer zu betrachten: Immerhin will Sarah ihrem Mann ein Kind unterschieben. Doch Martina Gedeck darf das Spektrum zwischen spießiger Glucke, sinnlicher Matrone und berechnender Femme fatale nicht ansatzweise ausloten. Und wenn Sarah vom Originaldrehbuch Bösartigkeiten gegen Adoptivkinder in den Mund gelegt bekommt, will dies so gar nicht zur mütterlichen Wärme passen. Da wurde leider wieder einiges Potenzial verschenkt.