Fat-Shaming "Tatsächlich...Liebe": Warum fast jede Storyline unterirdisch ist – und trotzdem alle den Film lieben

"Tatsächlich...Liebe"
"Tatsächlich...Liebe": Hugh Grant spielt den britischen Premierminister, der sich in seine Angestellte verliebt (Martine McCutcheon)
© Ronald Grant / Imago Images
Seit 20 Jahren gehört "Tatsächlich...Liebe" für viele zur Weihnachtszeit wie Plätzchen und Glühwein. Dabei sorgen die einzelnen Plots des Kultklassikers heute für Kritik. 

Als "Tatsächlich...Liebe" vor 20 Jahren in den deutschen Kinos lief, war schnell klar: Die Romantic Comedy von Star-Regisseur Richard Curtis hat das Potenzial, ein Kultklassiker zu werden. 2023 hat sich das Gefühl bestätigt. Jede Weihnachtszeit freuen sich Fans des Films, ihn eingekuschelt auf dem heimischen Sofa anzusehen. Und das, obwohl sich Curtis selbst mittlerweile für Teile der Storyline entschuldigt hat. 

"Tatsächlich...Liebe": Kultfilm mit unterirdischen Handlungssträngen

Angesprochen von seiner eigenen Tochter, Autorin Scarlett Curtis, räumte der Filmemacher vor wenigen Monaten ein, teilweise sexistische Witze in seinen Filmen gerissen zu haben. In "Tatsächlich...Liebe" gibt es gleich mehrere Beispiele für Storylines, die heute so wohl keine Abnahme mehr überstehen würden. 

Da wäre zum einen die Rolle von Hugh Grant, der den britischen Premierminister spielt und sich in seine Angestellte verliebt, die kurz zuvor noch als dick bezeichnet wird. Oder der Charakter von Star-Schauspieler Colin Firth. Firths Rolle wird von seiner Partnerin betrogen und verbringt deshalb die Feiertage im Ausland. Dort verliebt er sich in die im Ferienhaus arbeitende Haushaltshilfe, die kein Wort Englisch spricht. Am Ende des Films macht er ihr einen Heiratsantrag in gebrochenem Portugiesisch. Die Beziehung von Chef und Angestellten zieht sich wie ein roter Faden durch den Kultfilm. Denn auch Alan Rickmans Figur steht auf seine viel jüngere Mitarbeiterin – gespielt von Heike Makatsch – und hintergeht mal eben so seine Ehefrau (Emma Thompson). 

Liam Neesons Figur trauert derweil um die Liebe seines Lebens. In einer Szene wird er von Emma Thompsons Rolle getröstet mit den Worten: "Reiß dich zusammen, die Leute hassen Weicheier. Niemand wird dich je vögeln, wenn du die ganze Zeit heulst" – da kommt doch direkt Weihnachtsstimmung auf. 

Diskussionen im Netz

Und dann wäre da noch die Figur von Andrew Lincoln, der unsterblich verliebt ist in die Frau seines besten Freundes. In einer der wohl legendärsten Szenen des Films, gesteht er ihr (Keira Knightley) seine Liebe, während ihr Ehemann (also sein bester Freund!) ebenfalls im Haus ist. Was viele Kritiker des Films vor allem daran stört: Knightley war gerade mal 17 Jahre alt, als "Tatsächlich...Liebe" gefilmt wurde. 

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In den sozialen Netzwerken machen sich seit einiger Zeit zahlreiche Nutzer über die verschiedenen Storylines des Kultfilms lustig. Und während einige sich darüber empören, dass der Film überhaupt jemals Kultstatus erreichen konnte, versuchen andere, ihre ambivalenten Gefühle zu erklären. "Jeder einzelne Handlungsstrang ist absolut inakzeptabel. Und ich liebe 'Tatsächlich...Liebe' noch immer", schreibt eine Nutzerin bei TikTok. "Vielleicht ist es der realistischste romantische Film aller Zeiten", so ein anderer Nutzer. "Ich habe das Gefühl, dass der Film sich seiner selbst bewusst ist und dieses Gefühl der Bittersüße hat. Wir sollen gar nicht alles gutheißen, was wir sehen", versucht sich ein anderer an einer Erklärung. Wiederum andere argumentieren, der Humor in "Tatsächlich...Liebe" sei einfach sehr britisch und damit schwer zu verstehen für andere Menschen.

Was "Tatsächlich...Liebe" noch immer so beliebt und erfolgreich macht, ist neben dem hochkarätigen Cast wahrscheinlich vor allem eines: das Gefühl der Nostalgie. Für viele Menschen gehört der Film zu der besinnlichen Weihnachtszeit dazu. Die Musik und die festliche Atmosphäre versetzen einen direkt in Weihnachtsstimmung. Gut möglich, dass den Handlungssträngen selbst dabei gar nicht so viel Beachtung geschenkt wird. 

ls

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