"American Pie: Das Klassentreffen"

Regie: Jon Hurwitz, Hayden Schlossberg
Darsteller: Jason Biggs, Alyson Hannigan, Chris Klein, Seann William Scott
Da sind sie wieder, die sexbesessenen, Highschool-geschädigten, im Herzen abgrundtief spießigen Jungs und Mädels von "American Pie". Immerhin: Teil vier ist insgesamt weniger schlimm als erwartet. Es werden weder Schamhaare eingeatmet, noch wird ein Apfelkuchen penetriert, und alle Beteiligten sind ihre verhasste Unschuld schon lange los. Allerdings schwelgen Jim, Stifler, Paul, Oz und Kevin anlässlich der Highschool-Reunion in ebensolchen Erinnerungen, so das das gewohnte Niveau sofort erreicht ist, als Stifler "bösen Jungs" in die Bierkühlbox kackt. Höhe- und Tiefpunkt des Films gleichermaßen. Sexprobleme gibt es nach wie vor und eine kleine Nachbarin, die Ehemann und Vater Jim den sowieso locker sitzenden Kopf verdreht. Bleibt die Frage, ob die Highschool wirklich bei allen ein solches Trauma hinterlässt, dass sie sich von dem Rülps-Porno-Furz-Humor so dermaßen angesprochen fühlen, dass die "American Pie"-Serie (Teil eins bis drei) weltweit schon fast eine Milliarde Dollar eingespielt hat und besagter Humor ein kulturelles Phänomen genannt wird. Die Wege des Kino-Herrn sind unergründlich!
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"Marvel's The Avengers"

Regie: Joss Whedon
Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Mark Ruffalo, Chris Hemsworth
Joss Whedon, Regiegott und Schöpfer von Kultreihen wie der Highschooldämonensause "Buffy - Die Vampirjägerin" und dem ersten Sci-Fi-Western "Firefly", füllt endlich wieder die große Leinwand. Keiner schafft solche Bildfantasien und schreibt gleichzeitig so scharfe, schlaue Texte. "Marvel's Avengers" kommt fast zeitgleich mit dem skurrilen Horrorschocker "The Cabin in the Woods" ins Kino. Dabei sind die "Avengers" die ganz große Nummer: nichts Geringeres als ein Klassenzimmer voll mit den egozentrischsten einsamen Wölfen, die das Superheldenuniversum zu bieten hat. Die Organisation "S.H.I.E.L.D.", vertreten durch "Mister Cool" Samuel L. Jackson als Nick Fury, hat sie zusammengerufen, die Welt zu retten. Außerirdische, doch irgendwie auch ganz nordisch-sagenhafte Kräfte drohen mit deren Zerstörung. Also müssen Ironman (wie immer brillant: Robert Downey Jr.), Thor (leider zu selten ohne Hemd: Chris Hemsworth), Captain America ("Mad Men"-mäßig wunderbar: Chris Evans), die schwarze Witwe (überzeugend rothaarig: Scarlett Johansson), The Hulk (knuffig: Mark Ruffalo) und Hawkeye (faszinierend: Jeremy Renner) sich zusammenreißen, um ihre Kräfte gebündelt gegen das Böse einzusetzen Das scheint allerdings fast genauso unmöglich wie der Sieg über die Horrorarmee. "Marvel's Avengers" ist zuweilen etwas lang, aber ein riesiger Actionspaß mit coolen Sprüchen und smarten Referenzen - und keiner macht bessere Raumschiffe als Whedon! Entschuldige, George Lucas.
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"The First Rasta"

Regie: Helen Lee, Christophe Farnarier
Darsteller: Leonard Percival Howell
Ein Film, der von den Anfängen der Rastafari-Bewegung erzählt, einer Religion, die in den 1930ern enstand, und von ihrem Begründer Leonard Percival Howell. Dieser Glauben ist ein Gemisch aus Christentum, Alttestamentarischem und Kommunenleben. Ziel war die Rückkehr der Sklaven in die afrikanische Heimat, wobei es mittlerweile eher um die "spirituelle" Rückkehr geht. Ursprungsland ist Jamaika, wo rund 25.000 der drei Millionen Einwohner Rastas leben, deren berühmtester Export aber immer noch Bob Marley ist. Bei all den netten Reggaeklängen und dem Ganja-Nebel übersehen westliche Fans leider allzu schnell, dass gläubige Rastas die westliche Welt als verdorben ablehnen, dass Frauen mal wieder nichts zu melden haben und dass es genug Dancehall-Texte gibt, die zum Mord an Homosexuellen aufrufen. Aber so lange das Marley-Poster gerade hängt und der Joint schmeckt...
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"Das Leben gehört uns"

Regie: Valérie Donzelli
Darsteller: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, Brigitte Sy
"Warum passiert das ausgerechnet uns?", fragt der verzweifelte Vater eines Babys mit tödlichem Tumor. "Weil wir das schaffen", antwortet die Mutter und beginnt zu kämpfen wie eine Löwin - für ihr Baby, für ihre Ehe, für ihren Mann, für sich. Romeo (Jeremie Elkaim) und Juliette (Valerie Donzelli) sind ein Traumpaar, das mit der größten anzunehmenden Katastrophe für junge Eltern fertig werden muss. Und dieser eigenwillige Film versucht, der Tragödie wirklich auch das letzte Quentchen Lebenswillen und -freude abzuringen. Mit Erfolg!
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"The Lucky One"

Regie: Scott Hicks
Darsteller: Zac Efron, Taylor Schilling, Blythe Danner
Okay, das ist wahrlich kein großes Kino, und Zac Efron muss echt aufpassen, dass seine Muskeln ihm nicht über den Kopf wachsen. Aber es ist eben ein neuer Zac-Efron-Film. Und die Wahrheit ist, dass Amerikas Kriege aus dem niedlichen, ewiggrinsenden Musicalpferdchen den Helden eines Heimkehrerfilms gemacht haben. Die Buchvorlage stammt zudem von Megaschnulzen-Gott Nicolas Sparks, dessen "Wie ein einziger Tag" nach wie vor ein Volltreffer ist, aber eben kein Ticket auf dem man ewig fahren möchte. Sei's drum: Efron ist Logan, ein Marine, der in Afghanistan dem sicheren Tod entgeht, weil er sich im richtigen Augenblick nach einem im Dreck des Schlachtfeldes liegenden Foto bückt. Als die Pflicht getan ist, und er in die Heimat zurückkehrt, die er gegen den Terror verteidigt hat, schwört er, die Frau auf dem Bild, das ihn gerettet hat, zu finden. Tut er auch - und deren süßen Sohn, dessen süße Oma und dessen trunksüchtigen Mistkerl-Vater. Aber Logan sieht eben aus wie Zac Efron, und so wird natürlich alles gut. Wenn Sie Sparks und seine unmöglichen Liebesgeschichten mit reichlich Hunden und weisen Großmüttern in herbstgoldsatten Farben mögen, sind Sie im richtigen Film!
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