Der Regisseur Lars von Trier aus Dänemark hat bei den Filmfestspielen in Cannes mit seinem Wettbewerbsbeitrag "Dogville" und anti-amerikanischen Äußerungen provoziert. "Ich würde gern eine „Free America“-Kampagne starten - so wie Amerika mit dem Krieg „Free Irak“ propagiert hat", sagte von Trier vor der Presse in Cannes. "Da passiert so viel Mist in diesem Land." Er sei zwar noch nie in den USA gewesen, meinte von Trier, und "ich bin auch nicht in der Lage, das zu tun". "Dogville" mit Nicole Kidman sei aber ein "Kommentar dazu, wie sich Amerika in meinem Kopf darstellt".
Blutiges Rache-Finale
In dem knapp drei Stunden langen Film nehmen die Bewohner eines winzigen Dorfes in den Rocky Mountains in den 30er Jahren eine rätselhafte, schöne Frau (Kidman) auf. Sie ist vor Gangstern und der Polizei auf der Flucht. Doch jetzt sitzt sie in der Falle. Dafür, hier bleiben zu dürfen, zahlt die Frau einen hohen Preis. Sie muss sich als Arbeitskraft ausnutzen lassen, wird von den Männern sexuell ausgebeutet und wie ein Hund gedemütigt und angekettet. Und schließlich wird sie doch verraten. Anders als in von Triers Filmen "Breaking The Waves" und "Dancer in The Dark" endet dieses Martyrium jedoch nicht mit dem Tod der Frau, sondern in blutiger Rache. Das Dorf und seine Bewohner werden ausgelöscht.
In der Inszenierung beschränkt sich von Trier nur auf das Wesentliche - und das ist in diesem Fall extrem wenig: Der ganze Film spielt in einer riesigen Halle in Schweden, tagsüber sind deren Wände weiß, nachts schwarz. Auf dem grauen Boden sind mit Kreide die Umrisse der Häuser, Wege und Büsche markiert, ein paar Möbelstücke, Zweige und Autos gehören zum Inventar. Spärliches Kunstlicht erleuchtet die Szenerie.
Vorbild: "Die Seeräuberjenny"
"Dogville" ist inspiriert von der Ballade "Die Seeräuberjenny" aus der "Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill - und von Trier zeigt keine großen Gefühle, sondern spröde gefilmtes Theater, das im Kino den Brechtschen Verfremdungseffekt nochmal verdoppelt und den Betrachter rigoros auf Abstand hält.
Große Erfolge in Cannes
In Cannes hat von Trier in der Vergangenheit große Erfolge gefeiert. Mit "Breaking the Waves", dem Dogma-Film über eine religiöse Frau, die sich prostituiert, um die sexuellen Fantasien ihres gelähmten Mannes zu erfüllen, holte sich der Däne 1996 den Großen Preis der Jury. Der melodramatische Musicalfilm "Dancer the Dark" mit Björk brachte ihm 2000 die Goldenen Palme.