"Wie? Nur drei Sterne in der Kategorie 'Blut'?"
"Na, so eklig war der Film doch nicht. Aber total gruselig."
"Na ja, dafür habe ich auch nur drei Sterne vergeben."
"Wie bitte? Von mir kriegt er vier. Ich habe mich so sehr gegruselt, wie schon seit zwei Tagen nicht mehr!"
Experten unter sich. Belauscht auf dem "Fantasy Filmfest" vor drei Jahren. Sie hatten offenbar schon einige Tage hinter sich. Eine Woche dauert das "Internationale Festival für Science Fiction, Horror und Thriller", täglich von Mittag bis nach Mitternacht gibt es härteren Kinostoff aus aller Welt. Mittlerweile im 18. Jahr - "endlich volljährig", jubeln die Veranstalter -, ist das Fantasy Filmfest für Genießer des Abseitigen, Phantastischen und Grausigen nicht mehr wegzudenken. 1000 Zuschauern fanden sich 1987 in Hamburg zum ersten Festival ein, im vergangenen Jahr kamen in sieben Städten insgesamt 120.000 Zuschauer. Traf sich in den ersten Jahren nur der erlesene Zirkel ausgemachter Freaks, findet sich inzwischen eine bunte Mischung aus Mainstream-Guckern, Connaisseuren asiatischen Kinos und Freunden handfester Splatterkost. Da sitzen schon mal Jungs in Dario-Argento-Gedächtnis-T-Shirts und tauschen die neuesten DVD-Importe aus Japan - natürlich ungeschnitten und unsynchronisiert - neben dem jungen Paar, das die Jacken in Griffweite platziert, um sie sich über den Kopf zu ziehen, wenn's zu schlimm wird.
Außergewöhnliches aus aller Welt
Die Mischung macht's also. Das ist auch das eine Motto des Spielplans. Das andere lautet: "dem müden Mainstream-Kino einen kräftigen Tritt in den verstaubten Hollywood-Hintern verpassen" (Zitat von der offiziellen Website). Rund 70 Filme aus aller Welt stehen auf dem Programm. Eröffnet wird das Festival vom ungarischen Genre-Mix "Kontrolle", der schwarzhumorig, spannend und vor allem originell vom offensichtlich härtesten Job der Welt erzählt: Fahrkartenkontrolleur in der Budapester U-Bahn. Regisseur Nimród Antal erhielt dafür in diesem Jahr in Cannes den "Prix de jeunesse". Ebenfalls in Cannes ausgezeichnet - sogar mit dem Großen Preis - wurde "Old Boy", ein hartes Rachedrama des Südkoreaners Park Chan-Wook. Eine heftige Blutinfusion erfährt das schwächelnde Genre des Serienkiller-Thrillers mit der US-Produktion "Saw", die gleich zwei neue Talente offenbart: Zum einen ist es das Debüt von Regisseur und Co-Autor James Wan. Er schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Leigh Wannell, der auch eine der beiden Hauptrollen übernahm. Den Abschluss bildet "Open Water", ein böses kleines US-Filmchen, das aus der Simpelidee "Ein Taucher-Paar kehrt an die Wasseroberfläche zurück und stellt fest, dass alle Boote verschwunden sind" ein Maximum an Grauen schöpft. US-Kritiker überschlugen sich jedenfalls bei der Suche nach Synonymen für "nervenzerfetzend". (Mehr Infos zu diesen und anderen Filmen des Festivalprogramms finden Sie bei den Tipps der Redaktion.)
Termine
München | 21. - 28. 07. |
Stuttgart | 28. 07. - 04. 08. |
Nürnberg | 28. 07. - 04. 08. |
Frankfurt | 04. - 11. 08. |
Köln | 04. - 11. 08. |
Hamburg | 11. - 18. 08. |
Berlin | 11. - 18. 08. |
Die Asiaten sind nicht mehr wegzudenken
Schon Tradition hat die Festivalreihe "Focus Asia", die dem europäischen Kinogänger auf einen Schlag viele interessante Filme bietet, die sonst nur mit Mühe und Investitionen zu bekommen – und auf einer großen Leinwand so gut wie nie zu sehen sind. Dass phantastischer Stoff auch aus Europa kommen kann, zeigten in den vergangenen Jahren vor allem französische Filme, denen diesmal ein eigener Schwerpunkt gewidmet wird: "French Connection". Für Freunde derberer Kost heißt es: lange aufbleiben. "Midnight Madness" bietet vor allem Horrorfilme verschiedener Härte- und Trash-Grade. Den Shaw-Brothers, in 70er Jahren berühmt für ihre Martial-Arts-Filme, ist eine Retrospektive gewidmet.
Im Web
FantasyFilmfest.com - Offizielle Festival-Website mit Spielplänen und Infos zu allen Filmen.
Das Fantasy Filmfest startet an diesem Mittwoch in München und kommt dann nach Stuttgart, Nürnberg, Frankfurt, Köln, Berlin und Hamburg.
Also, wie viele Sterne waren das noch mal für "Blut"?