Für die Filmindustrie ist die DVD derzeit ein echter Gewinn: Da die DVD-Brenner und die Speichermedien noch sehr teuer sind, können die Anwender keine Raubkopien der Titel für den Eigenbedarf ziehen. Sie müssen sich die DVDs kaufen oder ausleihen. Doch der Status der »Unkopierbarkeit« bröckelt bereits. Längst gibt es sogenannte Ripper-Programme. Sie können einzelne Abschnitte einer DVD auf die Festplatte übertragen und hier in einem neuen Format wieder ablegen. Die Qualität dieser Filmschnippsel ist zwar in der Regel nicht mit der von der DVD vergleichbar – es ist aber ein erster Schritt.
Neues Kompressionsverfahren für DVDs
Bedrohlicher für die Industrie ist ein neuer Codec namens DivX: Ein Software-Codec, der in der Lage ist, DVD-Filme stark zu komprimieren und im MPEG-4-Format auf der Festplatte abzulegen. Ein DVD-Film lässt sich auf diese Weise so weit eindampfen, dass er am Ende auf eine handelsübliche CD-ROM mit mageren 650 Megabyte Speicherkapazität passt.
Ganze Filme im DVD-Format runterladen
Bei diesem Schritt geht allerdings die Struktur der DVD verloren. Auf ein Menü muss demnach ebenso verzichtet werden wie auf alternative Sprachspuren oder auf das meist vorhandene Extrapaket mit den Bonusleistungen. Dennoch ist zu beobachten, dass sich der anscheinend von Microsoft »gestohlene« Codec im Internet stark ausbreitet und in zahlreiche Shareware- und Freeware-Programme eingebunden wird. Auf den einschlägigen Warez-Raubkopierer-Seiten im Internet finden sich aber auch verstärkt aktuelle Kinofilme im MPEG-4-Format, die sich illegal, aber kostenfrei von den Servern herunterladen lassen. Damit das Laden schneller läuft, haben die Cracker die Filme in 50-Megabyte-Brocken zerschnitten, die sich dann einzeln laden lassen.
Nach dem stundenlangen Download von über einem Dutzend 50-Megabyte-Dateien kann der Anwender sich dann immer nur ein paar Minuten Film auf einmal ansehen, bevor er das nächste Segment laden muss.Angesichts ähnlicher Bedenken bei der Einführung des MP3-Soundformats wagt die Industrie den Schritt nach vorne und bejubelt derzeit mit zusammengekniffenen Zähnen die neue Kompressionsmethode. Vielleicht wird das »Video on Demand« irgendwann im Internet gegen Gebühren angeboten. Zu diesem Zweck müssen aber die Übertragungsraten im Internet noch drastisch steigen.
Carsten Scheibe