Harald Juhnke: Vom größten Entertainer zum Trinker der Nation | STERN.de

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Am 1. April 2005 stirbt Harald Juhnke im Alter von 75 Jahren. Seine Beerdigung wird ein Stelldichein von Deutschlands Showgrößen. Pianist Paul Kuhn begleitet den Trauerzug mit Juhnkes Lieblingslied: "My Way" von Frank Sinatra — Ein letztes Mal "My Way"

Am 1. April 2005 stirbt Harald Juhnke im Alter von 75 Jahren. Seine Beerdigung wird ein Stelldichein von Deutschlands Showgrößen. Pianist Paul Kuhn begleitet den Trauerzug mit Juhnkes Lieblingslied: "My Way" von Frank Sinatra

© Eventpress / Imago Images

Harald Juhnke in "Drei Mädchen spinnen"

Juhnke ist Workaholic. In den 1950er- und 1960er-Jahren übernimmt er zahllose Rollen am Theater und in Filmen. Er selbst beschreibt sich als "Fleißigen Triebtäter mit Sprachfehler" – er kann nicht "nein" sagen

Der Alkohol begleitet Juhnke (r.) schon früh in seiner Karriere. Immer wieder werden Eskapaden öffentlich. Seine Sucht ist in der Branche ein offenes Geheimnis, doch man schaut lieber weg – noch schafft er den Spagat zwischen Arbeit und Suff

Im ZDF wird Juhnke zum absoluten Publikumsliebling. Doch seine Abhängigkeit kann er kaum noch verstecken. Zwar spielt er immer noch herausragend in Serien wie "Ein Mann für alle Fälle", hier mit Chariklia Baxevanos vor der ehemaligen stern-Zentrale. Aber seine Ausfälle werden häufiger und schlimmer. Mitte der 1970er-Jahre kollabiert er mehrmals im Rausch

Mit Juhnke zusammenzuarbeiten, ist ein Risiko. Dennoch vertraut das ZDF ihm 1979 sein Programm-Highlight an: "Musik ist Trumpf". Die Livesendung verfolgen bis zu 30 Millionen Zuschauer. Als Nachfolger von Peter Frankenfeld brilliert er an der Seite von Barbara Schöne als Showmaster. Doch der Alkohol holt ihn erneut ein. 1981 ist er so volltrunken, dass er nicht moderieren kann. Ein Eklat. Und eine Peinlichkeit für das ZDF. Der Sender beerdigt seine erfolgreichste Sendung und entlässt Juhnke

Das Ende von "Musik ist Trumpf" ist nur ein kurzer Tiefpunkt in Harald Juhnkes Karriere. Er steht noch immer für volle Theatersäle und hohe Einschaltquoten. Der Entertainer landet im Vorabendprogramm und spielt gemeinsam mit Gritt Boettcher in "Ein verrücktes Paar", der ersten deutschen Sketch-Comedy-Sendung. Sein Leben aber bleibt gleich: Tagsüber steht er vor der Kamera, abends greift er zur Flasche

Trotz seiner Erfolge sehnt sich Harald Juhnke nach Anerkennung. Er will auch vom Feuilleton ernst genommen werden. In den 1990er-Jahren schafft er diesbezüglich seinen Durchbruch: In Helmut Dietls Verfilmung "Schtonk" spielt er gemeinsam mit den Granden des deutschen Kinos wie Götz George (l.)

Auch in den 1990er-Jahren reißen die Alkohol-Skandale um Harald Juhnke nicht ab. Und dennoch spielt er mit 65 Jahren die Rolle seines Lebens: In "Der Trinker" mimt Juhnke einen Alkoholiker zwischen Selbstbetrug und Selbstzerstörung – in gewisser Weise spielt er sich selbst. Es ist der Schlusspunkt einer herausragenden Karriere. Knapp sechs Jahre später stürzt Juhnke ein letztes Mal ab. Er erholt sich nicht mehr – Diagnose: Demenz, vermutlich bedingt durch jahrzehntelangen Alkoholmissbrauch. Die letzten vier Jahre seines Lebens verbringt Juhnke in einem Altersheim

Am 1. April 2005 stirbt Harald Juhnke im Alter von 75 Jahren. Seine Beerdigung wird ein Stelldichein von Deutschlands Showgrößen. Pianist Paul Kuhn begleitet den Trauerzug mit Juhnkes Lieblingslied: "My Way" von Frank Sinatra

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