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Setbericht "Inferno" Wenn Tom Hanks ins Schwitzen kommt: Städtereise zum Hollywood-Dreh

 Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man das Set eines Hollywoodfilms besucht? Unsere Autorin durfte im letzten Jahr bei den Dreharbeiten von "Inferno“ zusehen.

Als eine Italienerin mit einem Stab, daran eine lila changierende Fahne, an uns vorbeieilt, gefolgt von einer Schar Bermuda-mit-Shirt-Menschen, weiß ich plötzlich: Das ist Schikane. Ein Spiegelbild unser selbst. Um den Hals tragen wir nur keine Empfänger für die Ansprachen der Touristenführerin. Stattdessen haben sie uns laminierte Schildchen mit lodernden Flammen umgehängt. PRESS steht mit schwarzen Lettern darauf geschrieben.

Florenz. Flammen. Führung. Setbesuch nennt sich diese Gruppenerkundungstour durch die Hoheitsgebiete der Medici, um die 30 Journalisten aus aller Welt wackeln brav unserem heutigen Guide hinterher. Vor uns schlängelt sich eine enge Wendeltreppe im Palazzo Vecchio empor. Ein absoluter Geheimweg, den Tom Hanks und Felicity Jones, vulgo Robert Langdon und Sienna Brooks, Hauptprotagonisten in "Inferno", der dritten Verfilmung eines Romans von Dan Brown in einer entscheidenden Szene hinab stolpern werden.

Wenn das Hollywoodset kein Hollywoodset ist, sondern die mittelalterliche Baukunst einer ganzen Stadt, gewinnt und verliert man gleichzeitig eine gewisse Distanz. Zumal, wenn die Hollywoodstars gar nicht zu sehen sind. Nicht auf den Treppen, nicht im hölzernen Gebälk über dem Saal der 500, in dem wir kurze Zeit später stehen. Wir müssen uns noch einige Stunden gedulden, bis wir dann endlich Tom Hanks in Aktion erleben. Bis dahin also: Elaborierte Stadtführung. Unser Guide musste erst den richtigen Schlüssel kommen lassen, so exklusiv ist der Blick auf die jahrhundertealten Holzstämme, unter denen sich eine Deckenfresko erstreckt, das ihresgleichen sucht. Hier sollen Felicity Jones und Tom Hanks tatsächlich mit einer Widersacherin fechten? Jaja, Special Effects rede ich mir zu. Und dennoch fürchte ich einen kurzen Moment um die jahrhundertealten Meisterwerke. 

Der Film erfüllt verlässlich das Mittendrin-Gefühl

 Dabei steht Florenz quasi tagtäglich vor der Herausforderung, ihr Kulturgut vor Touristenscharen zu beschützen, mehr als vier Millionen von ihnen nimmt die italienische Stadt alljährlich auf. Gleich mehrere Anbieter haben sich auf "Inferno"-Touren spezialisiert. Wenn Florenz-Urlauber ab dem kommenden Donnerstag die dritte Verfilmung Dan Browns im Kino ansehen, können sie sich zurückerinnern an diese Plätze, die sie selbst schon einmal in überwältigter Ermattung betrachtet haben. Selfiesticks werden heute wie Baseballschläger über der Schulter getragen, der Kampf um die beste Einstellung, den besten Winkel, es ist ein täglicher.

Dass wenige hundert Meter entfernt eine große Hollywod-Produktion gedreht wird, wissen viele nicht, die Crew laborierte unter dem Titel "Headache". Lediglich die ständigen Straßen- und Platzsperrungen erregen bei dem ein oder anderen Verdacht. Da entsteht wohl was Größeres.

Der spätere Film erfüllt dann verlässlich dieses Mittendrin-Gefühl. Mitlaufen, miträtseln, mitlernen. "Es stimuliert deine Vorstellungskraft und macht dich neugierig, danach willst du in die Bibliothek gehen oder zu Wikipedia", fasst Regisseur Ron Howard das Faszinosum der Bücher und Filme zusammen. In "Inferno" wacht Robert Langdon mit Amnesie in einem florentinischen Krankenhaus auf. Langsam kann er rekapitulieren, was seine Aufgabe für die nächsten 120 Minuten sein wird. Gemeinsam mit der jungen Ärztin Sienna Brooks muss er Dantes "Inferno" entschlüsseln, um den Weg zu einem Beutel mit einer Seuche zu finden, die sonst die Menschheit dezimieren wird. Der Biochemiker Bertrand Zobrist hatte sie entwickelt, um der Überbevölkerung auf der Welt entgegenzuwirken.

 An diesem Drehtag im Mai haben es Tom Hanks und Felicity Jones lediglich in die Boboli-Gärten geschafft, immer wieder müssen sie eine Treppe hinabrennen, und noch eine Einstellung bitte. Die Crew schwitzt unter Pavillons, und auch Dan Brown beobachtet das Geschehen. Zwischendurch referiert er vor seinen Beistehern über umher wehende Pollen, während über den Baumwipfeln eine Drohne surrt, die tatsächlich ein Statist des späteren Films sein wird.

Wir hätten einen einfachen Tag erwischt, wird uns Regisseur Ron Howard später erklären. "Gestern bin ich 25000 Schritte gelaufen laut diesem Ding", und zeigt auf seine Uhr. Felicity Jones sieht das etwas anders, einen Tag Gerenne auf High Heels sei schon eine Herausforderung. "Zum Glück joggen Tom und ich gerne, da ist es doch brilliant, dass wir unser Fitnessprogramm schon während der Arbeit abhaken können." Na wenn das so ist.

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