"Die Menschen wollen sich verlieben!", hat Nora Ephron einmal im Interview mit stern.de gesagt und damit nicht nur die Motivation für eine ganze Reihe der besten romantischen Komödien Hollywoods preisgegeben, sondern auch die eigene: das millionenschwere Prinzip Hoffnung.
"Harry und Sally" ist ein bis heute unerreichter Standard, was Originalität und Dialogkunst im Mainstreamkino betrifft und bietet den wohl berühmtesten Orgasmus der Filmgeschichte. Auch "Schlaflos in Seattle" und "Email für dich" sind Kultfilme unter den "chick flicks". 16 Filme hat die gelernte Journalistin und militante New Yorkerin geschrieben und zum Teil auch als Regisseurin selbst umgesetzt. 2009 hatte Ephron ihre langjährige Freundin Meryl Streep in der kochenden Liebeskomödie "Julie&Julia" inszeniert. Es sollte ihr letzter Film sein. Am Dienstagabend ist die 71-Jährige in New York einer Leukämieerkrankung erlegen, berichtet die "New York Times" unter Berufung auf Ephrons Sohn Jacob Bernstein.
Eine Frage der Erdung
Die geliebte Leichtigkeit hat Ephron zu einer der erfolgreichsten Frauen Hollywoods gemacht, früh war sie eine unter wenigen einflussreichen Regisseurinnen, hat aber auch Bücher geschrieben und gebloggt. Dabei war der Anfang für sie verdammt schwer.
Auf die Frage, was eine gute romantische Komödie ausmache, sagte Ephron im stern.de-Interview: "Sie muss in der Realität geerdet sein." Diese Erdung musste die Autorin am eigenen Leibe erfahren, als ihre zweite Ehe zu Bruch ging. 1980 erfuhr sie, schwanger mit dem zweiten Kind, dass ihr Mann, "Watergate"-Aufdecker Carl Bernstein, sie mit einer gemeinsamen Freundin betrog. Ephron trennte sich und schrieb das Buch "Sodbrennen". Diese ganz real geerdete Liebesgeschichte wurde mit Meryl Streep und Jack Nicholson verfilmt. Ephron blieb bei Beziehungsopern und wurde damit reich. "Harry und Sally" und "Schlaflos in Seattle" waren für den Oscar nominiert.
25 Jahre Ehe
Dass das Konzept der romantischen Komödie nur dem Verkauf von Büchern und Filmen diene, wollte Ephron nicht hören: "Es gab die romantische Liebe schon vor dem Film, vor Erfindung der Buchpresse", empörte sie sich. Wenn sie Filme mache, die sagen, dass es möglich ist, dass zwei Menschen sich verlieben, dass sie zusammen glücklich sind, sei das kein lächerliches Märchen!
Und Ephron hat Recht behalten. Nach dem Reinfall mit Bernstein heiratete sie zum dritten Mal: den Schriftsteller Nicholas Pileggi ("Good Fellas", "Casino"). Und diese Ehe hat ein Vierteljahrhundert gehalten. Bis zu Ephrons Tod.