Der Film "Nawalny" wurde bei der 75. Oscar-Verleihung als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. "Ich möchte diesen Preis Alexej Nawalny und allen politischen Gefangenen der Welt widmen", sagte der Regisseur des Films, Daniel Roher, als er die goldene Oscar-Statuette entgegennahm. "Alexej, die Welt hat deine wichtige Botschaft nicht vergessen: Wir alle dürfen keine Angst haben, Widerstand gegen Diktatoren und Autoritarismus zu leisten."
Auch die Familie des russischen Oppositionspolitikers, der seit mehr als zwei Jahren in Haft sitzt, wohnte der Preisverleihung bei. Seine Frau, seine Tochter und sein Sohn erschienenen auf der Bühne, um zusammen mit der Film-Crew die Auszeichnung entgegenzunehmen. "Mein Mann ist nur im Gefängnis, weil er die Wahrheit gesagt hat. Mein Mann ist nur im Gefängnis, weil er die Demokratie verteidigt hat", sagte seine Frau Julia Nawalnaja. "Alexej, ich träume von dem Tag, an dem du frei sein wirst und unser Land frei sein wird. Halte durch, meine Liebe!", sandte sie eine Botschaft an ihren Mann, während sie sichtlich mit den Tränen kämpfen musste.
Der Dank des Regisseurs Roher galt der Familie des Politikers – aber ebenso dem bulgarischen Investigativjournalisten Christo Grosew und der Nawalny-Mitstreiterin Maria Pevchikh. "Danke für euren Mut. Die ganze Welt ist mit euch", sagte er.
Geheime Dreharbeiten im Schwarzwald
Grosew, Mitglied des Teams des investigativen Netzwerks "Bellingcat", und Pevchikh, Leiterin der Anti-Korruptionsstiftung von Nawalny, waren maßgeblich daran beteiligt, den Giftanschlag auf den Politiker aufzudecken. In "Nawalny", dem von HBO Max und CNN Films produzierten Werk geht es um die Folgen des Giftanschlags mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok auf den russischen Oppositionsführer.
Roher hatte den berühmtesten Gegner von Kremlchef Wladimir Putin im Schwarzwald getroffen, als er sich dort von dem Anschlag erholte. Die Szenen, die dort entstanden sind, stehen im Zentrum der Dokumentation von Roher. Produziert wurde der Film unter großen Sicherheitsvorkehrungen und strenger Geheimhaltung in den Black Forest Studios in Kirchzarten.
Alexej Nawalny drohen 30 Jahre Haft
Nawalny war im August 2020 Opfer eines Giftanschlags geworden und wurde in der Berliner Charité behandelt. Dort wurde ein Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe entdeckt.
Am 17. Januar 2021 kehrte Nawalny trotz absehbarer Inhaftierung nach Russland zurück. Er hatte damals erklärt, dass er sich im Land dem Kampf gegen Putin stellen wolle – nicht aus der Ferne. Nawalny wurde noch am Flughafen in Moskau festgenommen. Seitdem befindet er sich in Haft. Im März 2022 wurde Nawalny zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, unter anderem wegen angeblichen "Betrugs in besonders großem Ausmaß".
Im Oktober 2022 wurde ein weiteres strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen Nawalny wegen mutmaßlicher "Förderung des Terrorismus", "Finanzierung und Förderung des Extremismus" und "Rehabilitierung des Nazismus" eingeleitet. Falls Nawalny tatsächlich wegen dieser politischen motivierten Anschuldigungen verurteilt wird, könnte seine Haftstrafe insgesamt bis zu 30 Jahre betragen.