Alexander Murakhowsky heißt der Mann, dessen Bilder im August dieses Jahres um die Welt gingen. Zu diesem Zeitpunkt war er der Chefarzt des Notfallkrankenhaus Nr. 1 in Omsk. Es war seine Klinik, in die der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny eingeliefert wurde, nachdem er in Folge einer Vergiftung mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok zusammengebrochen war. Ein sehr unbequemer Patient für Murakhowsky, dessen Kabinett bald von unzähligen Spezialkräften ohne Abzeichen bevölkert wurde. Sich windend und Widersprüche verstrickend versuchte er der Öffentlichkeit weiszumachen, dass eine Stoffwechselstörung der Grund für Nawalnys Zusammenbruch war – oder ein zu hoher Blutzuckerspiegel, oder ein zu niedriger, oder eine Diät. Alles, bloß keine Vergiftung. Trotz seiner harmlosen Diagnosen verweigerte er dennoch zwei Tage lang, den Transport Nawalnys nach Deutschland.
Bis heute leugnet Murakhowsky, irgendwelche Anzeichen einer Vergiftung gesehen zu haben, obwohl diese inzwischen zweifelsfrei von mehreren unabhängigen Laboren in Europa nachgewiesen worden ist. Doch die ganze Lügerei hat sich für den Mediziner, der wie der Zufall es will auch Mitglied der Regierungspartei von Wladimir Putin "Einiges Russland" ist, gelohnt. Er ist zum Gesundheitsminister der Region Omsk ernannt worden. Seine Kandidatur sei von der Spitze des russischen Gesundheitsministeriums bestätigt worden, teilte der Gouverneur Alexander Burkow am Samstag mit.
"Wenn er Nawalny 'gerettet' hat, wird er auch das Gesundheitssystem in Omsk retten"
Der Posten war seit dem 5. November vakant. Die bisherige Gesundheitsministerin Irina Soldatowa war entlassen worden, nachdem zwei Krankenwagen Coronavirus-Patienten zum Gebäude des Ministeriums gebracht hatten, um gegen den Mangel an Betten in den Krankenhäusern der Region zu demonstrieren. Die Kliniken sind so überfüllt, dass Patienten aufgefordert werden, ihre eigenen Klappbetten mitzubringen. Oder sie werden gar nicht mehr angenommen.
"Alexander Murakhovsky hat alle professionellen Stufen durchlaufen. Als Arzt und Leiter kennt und versteht er alle Prozesse im Gesundheitswesen, insbesondere die Organisation des Rettungsdienstes", heißt es nun in der Erklärung zu seiner Ernennung.
In den sozialen Netzwerken machen die Russen keinen Hehl draus, was sie von dieser Beförderung halten. "Das war's. Der Lügner und Chefarzt des Omsker Krankenhauses, Murakhowsky, der Nawalny nicht zur Behandlung ausreisen ließ und der ganzen Welt völligen Unsinn erzählte, ist jetzt Gesundheitsminister. Nun, wenn er Nawalny 'gerettet' hat, wird er auch das Gesundheitssystem in Omsk retten", kommentierte eine Nutzerin sarkastisch auf Twitter.