Kreml-Gegner vergiftet? Frau von Alexej Nawalny: "Wir können diesem Krankenhaus nicht vertrauen"

Die Frau von Alexej Nawalny vor dem Krankenhaus Nr. 1 in Omsk, wo er behandelt wird. 
Die Frau von Alexej Nawalny vor dem Krankenhaus Nr. 1 in Omsk, wo er behandelt wird. 
© Dimitar Dilkoff / AFP
Die Frau von Alexej Nawalny erhebt schwere Vorwürfe gegen das Krankenhaus, in dem ihr Mann behandelt wird. Sie klagt über Schikane und verlangt, ihren Mann in eine andere Klinik bringen zu dürfen. In einem Schreiben appelliert sie direkt an Putin.  

Nur wenige Stunden nachdem Alexej Nawalny in das Notfallkrankenhaus Nr. 1 in Omsk eingeliefert wurde, traf seine Frau Julia Nawalnaya in der sibirischen Stadt ein. Zu diesem Zeitpunkt lag der russische Oppositionspolitiker auf der Intensivstation im Koma und wurde künstlich beatmet. Seitdem muss Nawalnaya nicht nur um das Leben ihres Mannes bangen, sondern auch gegen Schikane und Willkür kämpfen.

Zunächst weigerten sich die Ärzte, sie zu Nawalny vorzulassen. Man verfüge nicht über "ausreichende Beweise für ihre verwandtschaftliche Beziehung zu Alexej", habe es seitens der Ärzte geheißen, berichtete die Sprecherin von Nawalny, Kira Jarmysch, am Donnerstag. Der Stempel im Ausweis Nawalnayas und ihr Nachname sei ihnen nicht Beweis genug gewesen. Sie forderten eine amtliche Bescheinigung über die Eheschließung. 

"Aber selbst wenn sie seine Frau sind, hat der Patient Ihrem Besuch nicht zugestimmt", hätten die Ärzte weiter erklärt. Eine Erklärung, wie ein Mann, der im Koma liegt, sein Einverständnis für Besuche erteilen kann, blieben sie allerdings schuldig.

Frau von Alexej Nawalny darf Befunde nicht einsehen 

Mehrere Stunden vergingen, bevor Nawalnaya schließlich doch zu ihrem Mann vorgelassen wurde - und dass erst nachdem die Urkunde über die Eheschließung aus Moskau herbeigeschafft worden war. Doch am Freitagmorgen durfte Nawalnaya erneut nicht zu ihrem Mann. Auch über die Befunde lasse man sie im Unwissen, sagte sie gegenüber Journalisten. "Der Chefarzt des Omsker Notfallkrankenhaus Nr. 1, Alexander Murakhowsky, wollte nicht mit uns sprechen. Sie lassen auch keine anderen Ärzte zu meinem Mann, insbesondere seine behandelnde Ärztin. Wir haben darum gebeten, die Ergebnisse des Ärztekonsils einsehen zu können." Da sei der Chefarzt einfach weggelaufen. "Wir werden darauf bestehen, dass er (Alexej Nawalny, Anm. d. Red.) uns übergeben und in eine europäische Klinik gebracht wird", erklärte die Frau des Oppositionellen.

"Wir können diesem Krankenhaus nicht vertrauen und fordern, dass wir ihn in einem unabhängigen Krankenhaus behandeln lassen können, dessen Ärzten wir vertrauen", sagte Nawalnaya. Der Chefarzt Alexander Murachowski ist Mitglied von Putins Partei "Einiges Russland". 

Nun richtet Nawalnaya einen Appell an Wladimir Putin selbst. "Ich denke, dass mein Mann Alexej Nawalny einer qualifizierten medizinischen Hilfe in Deutschland bedarf. Ab 12 Uhr (Ortszeit) des 21. August haben wir die Möglichkeit zum unverzüglichen Transport unter der Beaufsichtigung der besten Ärzte. Ich wende mich offiziell an Sie und verlange die Erlaubnis zum Transport von Alexej Nawalny nach Deutschland", schrieb sie in einem Schreiben.

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Kreml dementiert Vorwürfe 

Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch betonte, dass die Ärzte ursprünglich dem Transport nach Deutschland zugestimmt hätten. Erst im letzten Moment hätten sie dies nicht mehr erlaubt. "Diese Entscheidung wurde natürlich nicht von ihnen getroffen, sondern vom Kreml."

Der Kreml stellt sich nach eigenen Angaben nicht gegen einen Transport ins Ausland. "Das ist ausschließlich eine medizinische Angelegenheit", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der Agentur Tass zufolge. "Wahrscheinlich gibt es irgendwelche Formalitäten, die noch notwendig sind. Aber es gibt für niemanden irgendwelche Hindernisse. Das ist die Entscheidung des behandelnden Arztes."

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ivi