Wahrscheinlich ist Ihnen Seth Rogen das erste Mal in "Jungfrau (40), männlich, sucht..." aufgefallen, als er den armen Steven Carell mit wüsten Pferdesex-Geschichten quälte. Da war Rogen 25 Jahre alt. Und 13 davon schon im Geschäft. Der Kanadier hat schon mit zwölf auf der Stand-Up-Comedy-Bühne gestanden. Mit 16 wurde der humorbegabte Junge vom Brachial-Comedy-König Judd Apatow entdeckt. ("Er schrieb einfach krasser als alle anderen") Aber weil Rogen nicht nur schreiben kann, stand er bald auch vor der Kamera. Seitdem dreht er permanent Filme, meist mehrere pro Jahr: Angefangen bei "Knocked Up" und seinem persönlichen Herzensprojekt "Superbad" über "Ananas Express", "Zack and Miri Make a Porno" und dem Meisterwerk "Funny People" bis zum Fiasko "The Green Hornet", "Unterwegs mit Mum", natürlich "The Interview" und "Steve Jobs". Aktuell können Sie Rogen in "Bad Neighbors 2" bewundern. Und auch dieses Sequel zum post-pubertären Nachbarschaftsstreit ist mal wieder gelungen.

Rogen ist berühmt für seine Lache und sein großes Herz. Im Gespräch mit stern haben wir beides genauer untersucht. Das hier ist der Soundtrack zum Gespräch.
"Bad Neighbors 2" hat ja geradezu schmalzige Momente.
Wir mussten doch dem ganzen Ekelkrams etwas entgegensetzen.
Wie schwierig ist es, Sie im normalen Leben in Verlegenheit zu bringen?
Oh, das ist sehr einfach. Mit meinem Vater aufzuwachsen hat mich eigentlich dauernd in Verlegenheit gebracht. Ich bin gezeichnet fürs Leben.
Wie meinen?
Zu Halloween hat er mich das eine Mal als Frau verkleidet zur Schule gebracht, im nächsten Jahr als Clown. Keiner der anderen Eltern hat so etwas getan. Er schon.
Warum?
Weil er uns in Verlegenheit bringen wollte. Aber wissen Sie, auch wenn man berühmt ist, passieren einem häufig seltsame, peinliche Situationen. Da wird man ein bisschen desensibilisiert.
Was war denn die letzte beschämende Situation, in die Sie geraten sind?
Beschämend ist ein bisschen hart.
Das haben Sie gesagt.
Ich weiß, mein Wort, und ich nehme es zurück. Ich mag keine Aufmerksamkeit. Das ist wirklich eine seltsame Sache bei vielen Schauspielern. Ziemlich unlogisch. Man will nur Aufmerksamkeit, wenn man sie wirklich will. Sonst nicht. Und dann wird es unangenehm. Irgendwie so. Ist aber nicht so schlimm.
Luxus-Dilemma.
Ja, auf der Liste der Dinge, die in meinem Leben schlecht sind, ist es ganz unten. Ich will mich nicht beschweren.
Der britische Comedian Russell Brand hat mal gesagt, das Lachen sei die Abwehr gegen die Angst vor dem Tod. Was meinen Sie?
Das kann gut sein.
Sie haben aber mal erklärt, es gehe darum, endlich Sex zu haben.
Seitdem ich verheiratet bin, sehe ich das nicht mehr so. Aber vielleicht ist es auch das. Das menschliche Verhalten hat ja im Allgemeinen mit beidem zu tun.
Sex und Tod.
Wissen Sie, ich habe kürzlich etwas für mich herausgefunden: Ich habe es immer als natürlich angesehen, mit Menschen umgeben zu sein, die viel und ausdauernd lachen. Aber es gibt viele Menschen, bei denen das nicht so ist. Die Leute sind viel ernsthafter aus den unterschiedlichsten Gründe. Und mir ist aufgegangen, dass diese Menschen sehr gern richtig lustige Filme sehen. Das beantwortet gerade alles nicht Ihre Frage, aber ich mache trotzdem weiter. Diese Filme ermöglichen es ihnen zu lachen, und der Grund, warum sie gern lachen - und das ist der Grund, warum ich es auch tue - ist, dass das Leben für viele Menschen ziemlich unlustig ist. Und je mehr du darüber nachdenkst, um so unlustiger wird es. Deshalb ist die Möglichkeit, sich davon einfach ablenken zu lassen, unglaublich wertvoll. Nicht darüber nachdenken zu müssen, dass Dinge schlecht laufen oder sogar Dinge, die schlecht laufen, umzuwerten in etwas, über das man lachen kann.
Wenn ich mal den Küchenpsychologen bemühen darf, würde das heißen, dass Ihre Kindheit nicht so witzig war?
Ich war ganz sicher kein fröhliches Kind! Ich war ängstlich, neurotisch, habe alles zerdacht und überanalysiert. Es ging mir auf jeden Fall viel besser, als ich mit zwölf angefangen habe, Comedy zu machen. Es ist großartig, wenn du etwas lustig findest, und es anderen Menschen mitteilen kannst und die es dann auch lustig finden. Das hat mich schon in ganz jungen Jahren angefixt. Deshalb habe ich wohl so hart gearbeitet, und deshalb halten mich viele Kollegen für einen Workaholic. Ich kann einfach nicht aufhören. Aber es ist so befriedigend.
Und dafür kriegen Sie auch noch Geld.
Und das Tolle ist, je mehr ich begreife, dass das der Grund ist, warum ich meine Arbeit so sehr mag, desto befreiter kann ich sie tun. Ich denke nicht mehr nur darüber nach: Wie kann ich erfolgreich sein. Aber ganz ehrlich: Ich hatte immer Angst, dass ich nicht weitermachen darf. Das befürchte ich immer noch.
Eher unwahrscheinlich. Wäre Ihr 13-jähriges Alter Ego Ihnen heute peinlich?
Yeah, schon weil er Dreadlocks hatte.
Wäre er krasser als Sie?
Nein! Hm, vielleicht. Meine Eltern haben noch das Video von meiner allerersten Stand-Up-Show. Das anzusehen, ist schlimm für mich. Beschämend. Jetzt passt das Wort perfekt.
Schon vor fast zehn Jahren haben Sie gesagt, dass es immer schwieriger werde, die Leute zu schockieren. Wie ist das denn heute?
Zac Efron musste seine Eier rausholen! So ist das heute.
Erinnern Sie sich noch an den ersten Lachkrampf, den Sie jemandem verpasst haben?
Nicht richtig, aber ich erinnere mich daran, wie ich als Kind meine Eltern zum Lachen gebracht habe. Sie fanden mich lustig und haben mich darin bestärkt, lustig zu sein. Das war schön und vielleicht der einzige Grund, warum ich weitergemacht habe.
Und Ihr letzter Lachkrampf? Haben Sie das eigentlich, Lachkrämpfe?
Ja, wenn meine Frau richtig lachen muss, muss ich es auch.
Das ist schön.
Weil ihre Lache so lustig ist.
Oh, doch nicht schön.
Doch, ich mag ihr Lachen wirklich sehr. Letzte Nacht haben wir auf Youtube Videos von Marathonläufern geguckt, die eigentlich nicht mehr können, aber der Körper macht einfach weiter. Die bewegen sich irgendwann wie Kleinkinder. Das haben wir geguckt und Lachkrämpfe gekriegt. Was echt fies ist und ziemlich viel über unsere Beziehung aussagt.