In "No Hard Feelings" zeigt sich "Die Tribute von Panem"-Star Jennifer Lawrence von einer erstaunlich neuen Seite. Sie wird zur 30-jährigen Verführerin eines introvertierten 19-jährigen Mannes, dessen Eltern die Uber-Fahrerin engagieren, um ihn endlich in Richtung des Erwachsenenleben zu bugsieren.
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Ihr Sohn ist zwar hochintelligent und bringt ein enormes Interesse an Computerspielen mit sich, lässt aber Mädchen in seinem Alter links liegen. Maddie nimmt sich seiner an, um ihm den Weg gen Adulthood (inklusive Entjungferung) zu ebnen und sich gleichzeitig einen kostenlosen Neuwagen zu sichern, den sie dringend benötigt, um weiterhin als Uber-Fahrerin tätig zu sein.
Genderstarre Stereotypen à la "Beauty and The Nerd"?
Eine Storyline, die nicht jedem gefällt und in den Medien eine Kontroverse über die groteske Annäherung einer erwachsenen Frau und einem pubertär wirkenden jungen Mann mit viel anzüglichem Humor entfacht. "'No Hard Feelings' hangelt sich, vor allem verbal, unter der Gürtellinie von einem schlechten Witz zum nächsten. Das Niveau sinkt von Filmminute zu Filmminute", schreibt beispielsweise der NDR zum neuen Film. Es wirke wie ein "platter Aufguss einer Komödie aus den 90ern, ohne ein Gespür für Timing oder Zeitgeist."
In einem Interview mit "Sky News" äußert sich Lawrence nun zusammen mit Schauspielkollege Andrew Barth Feldman zu der laut gewordenen Kritik – die das Schauspielteam sogar begrüßt. Denn schaut man genauer hin, wird deutlich, dass "No Hard Feelings" mit seinen Inszenierungen nicht nur unterhalten möchte, sondern auch genderstarre Stereotypen à la "Beauty and The Nerd" auf ironische Weise hinterfragen will.
"Ich denke, es ist Zeit für einen guten, altmodischen Lachanfall", erklärt Lawrence und weiter: "Es ist wirklich schwer, gute Comedy zu machen, bei der sich Leute nicht angegriffen fühlen." Es werde immer jemanden geben, der sich von etwas attackiert fühle. Und bei "No Hard Feelings" werde sich jeder angegriffen fühlen – "gern geschehen", grinst die 32-Jährige.
Jennifer Lawrence: "Fiese Comedy ist nicht wirklich lustig, wenn sie jemanden sich schlecht fühlen lässt."
Feldman stimmt ihr zu und erklärt, dass man in der Lage sein müsse, bei "No Hard Feelings" mit möglichen Angriffen umzugehen. Die Produktion habe sich über "so viele Dinge" lustig gemacht, über die man moralisch gesehen eigentlich keine Witze mache – doch genau das sei notwendig. Man müsse an die moralischen Grenzen gehen und sich gleichzeitig an den Diskussionen beteiligen, um herauszustellen, dass "die Dinge, die die Leute in dem Film machen, falsch sind", betont der 21-Jährige. Nur so erzeuge man eine Botschaft.
Lawrence ergänzt: "Ich denke, die Sache, die wir von früheren Comedy-Produktionen gelernt haben ist: Fiese Comedy ist nicht wirklich lustig, wenn sie jemanden sich schlecht fühlen lässt." Doch die Art und Weise, wie sie es gemacht haben, sei in Ordnung, grinst die Schauspielerin.
Dass sich jemand angegriffen fühlt, ist "in Ordnung"
Das sieht im Übrigen auch Regisseur Gene Stupnitsky so, der mit klischeebehafteten Comedy-Hits wie "Bad Teachers" oder "Good Boys – Nix für kleine Jungs" bereits große Erfolge feierte. Im Gespräch mit "TV movie" sagt er: "Ich finde es gut, dass bei einer Komödie ab 18 Jahren, sagen wir mal, 10 Prozent des Publikums sich daran stößt. Das ist keine schlechte Sache. Das heißt nicht, dass es anstößig ist. Es bedeutet nur, dass sie sich davon angegriffen fühlen. Und das ist in Ordnung". Dies würde eine kulturelle Diskussion anregen, betont er weiter.

In "No Hard Feelings" finden sich zahlreiche Pointen, die die Bedeutung der zunächst oberflächlich erscheinenden Handlung in ein neues Licht rücken. Es ist eine Geschichte über zwei Außenseiter, die beide – in verschiedenen Lebensphasen – lernen, erwachsen zu werden. Während die erste Hälfte des Filmes noch unter dem Stern des unmoralischen Angebots der bezahlten Verführung steht und mit plumpen Wortwitzen und actionreichen Szenen glänzt, dreht sich die Handlung in der zweiten Hälfte und wird deutlich tiefsinniger. Denn plötzlich steht die Frage im Raum, welcher von beiden eigentlich wirklich die Hilfe des anderen benötigt – und endlich für sich selbst einstehen muss.
"No Hard Feelings" ist seit dem 22. Juni im Kino zu sehen.
Quelle: "Sky News", "TV movie"