Posse um Pfannenfisch Ist das Kunst oder für die Pfanne? Ein riesiges Fischfilet spaltet die Gemüter im dänischen Aabenraa

Ein paniertes Fischfilet
So oder so ähnlich könnte das Fischfilet-Kunstwerk in Aabenraa aussehen, das schon jetzt in Dänemark für Diskussionen sorgt
© milanfoto / Getty Images
In der Stadt Aabenraa im Süden Dänemarks soll ein Kunstwerk die Stadt schmücken. Doch schon bevor es hängt, spaltet es die Gemüter. Der Grund: Es ist ein riesiges, paniertes Fischfilet aus dem 3-D-Drucker.

Heutzutage kann ja vieles Kunst sein. Es kommt darauf an, wie man den Begriff "Kunst" definiert. Auch ein paniertes Fischfilet kann Kunst sein. Ein großes, drei Meter langes, 100 Kilogramm schweres Fischfilet aus dem 3-D-Drucker. Es soll in der süddänischen Stadt Aabenraa (auf Deutsch Apenrade) an einer Hauswand in der Stadt aufgehängt werden. In Dänemark wird diskutiert: Ist das Kunst oder nicht? Die Radiomoderator:innen des Landes sind jedenfalls dankbar für dieses Thema.

Aber was soll das Ganze? Hinter dem Kunstwerk – wenn man es denn so nennen will – steht der 43-jährige Torsten Ribe. Sein Werk gehört zum Kunstprojekt im Nørreport-Quartier, bei dem mehrere junge Künstler:innen ausgestellt werden. Mithilfe eines Scanners und eines 3-D-Druckers will er das Riesen-Fischfilet, auf das Käpt'n Iglo wohl sehr neidisch wäre, schaffen. "Es ist eine Dekoration des öffentlichen Raums, zu der ich eingeladen wurde", sagte er dem Regionalsender TV Syd. Er hoffe, dass es Staunen und Freude wecke und "hoffentlich einen Einblick in Alltagspoesie gibt". Im Frühjahr soll das "super-naturalistische" Kunstwerk dann aufgehängt werden.

Lokalpolitiker in Dänemark schütteln den Kopf über das Fischfilet

Die Gemüter in der 16.000-Einwohner-Stadt unweit der deutsch-dänischen Grenze sind bei der Fisch-Frage gespalten. Laut TV Syd sagen die Befürworter:innen, das Kunstwerk erfülle schon jetzt – noch bevor es aufgestellt ist – sein Ziel, Diskussionen zu erzeugen und Denkanstöße zu geben.

Einerseits. Andererseits fühlen sich manche in die Pfanne gehauen – weil es ein Fisch und kein alter Schinken ist. Sie schütteln den Kopf, wenn es darum geht, das Fischfilet (ohne Remoulade, wohlgemerkt!) als Kunst zu betrachten. Auch in der Lokalpolitik regt sich Kritik. Im Rathaus schlug ein Stadtrat sogar vor, das Werk des Künstlers Torben Ribes auf der Müllverbrennungsanlage zu platzieren – statt auf einer Mauer in der Innenstadt.

Jette Julius Kristiansen, die bis vor Kurzem für die rechtspopulistische Dänische Volkspartei im Stadtrat saß, sagte der Zeitung "Jyllands-Posten": "Politisch beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit Kunst und Kultur. Ich mag moderne Kunst und male auch selbst ein bisschen. Daher weiß ich etwas darüber; und ein Fischfilet ist keine Kunst. Es passt überhaupt nicht in den Durchgang, in dem es platziert werden soll. Es gibt weder Restaurants noch Cafés in der Nähe, auf die sich ein Fischfilet bezieht."

Künstler freut sich über die Reaktionen

Und was sagt Ribe zum Wirbel um seinen Fisch? Der nimmt es gelassen und freut sich über die Debatte, wie er TV Syd erzählt. "Es war nicht der primäre Zweck, aber ich freue mich immer, wenn es dazu führt, dass sich die Leute die Mühe machen, sich auf die Arbeit einzulassen und darüber zu diskutieren, obwohl es so viele andere wichtige Themen gibt. Es handelt sich also um einen positiv abgeleiteten Effekt."

Aber eine Frage bleibt noch: Warum ausgerechnet ein Fischfilet? Dem Radiosender P1 verriet Ribe: "Ich hatte ein jahrelanges Interesse an alltäglichen Objekten und besonders Lebensmitteln. Ich finde das extrem interessant, dieses Verhältnis zwischen Kunst und Lebensmitteln." Man könne sich gut in Details, Strukturen und Texturen verlieren. Und das Fischfilet passe gut an den Platz in Aabenraa, wo es hängen soll, findet er. Er hoffe, dass die Betrachter:innen sich Gedanken machen oder zum Lächeln gebracht werden. Außerdem möge er paniertes Fischfilet. Na dann, bon appétit!

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