Die britische Künstlerin Hannah Gluckstein wird am 13. August 1895 in London in eine zutiefst konservative jüdische Familie hineingeboren. Ihr Vater Joseph Gluckstein ist Besitzer des J. Lyons & Co. Kaffeehauses und Catering-Imperiums in London. Ihre Mutter ist die US-amerikanische Opernsängerin Francesca Halle. Sie finanzieren ihrer Tochter von 1913 bis 1916 eine Kunstausbildung an der St. John Wood School of Art in London.
Von Hannah Gluckstein zu Gluck
Anschließend reist die junge Frau nach Cornwall, wo sie mit anderen Künstlern der "Newlyn School", einer Gruppe von Landschaftsmalern, in der Ortschaft Newlyn eine Künstlerkolonie bildet. Dort wohnt sie zusammen mit ihrer Kommilitonin und Lebensgefährtin Effie Craig, die unter dem Nachnamen Craig bekannt ist. In Cornwall entdeckt Gluck ihre wahre Identität. Sie ändert ihr Erscheinungsbild, trägt kurze Haare und Männerkleidung und beginnt, Pfeife zu rauchen. Außerdem will sie fortan nur noch Gluck genannt werden, "ohne Präfix, Suffix oder Anführungszeichen". Ein Schritt aus Überzeugung: Als eine Kunstgesellschaft, deren Vizepräsident Gluck war, sie in einem Anschreiben als "Miss Gluck" bezeichnete, tritt sie von ihrem Posten zurück.
Mit einem Teil ihrer Treuhandgelder, die ihr Vater ihr zum Geburtstag schenkt, kauft sie ein Atelier. Glucks Werke werden den 1920er und 30er Jahren von der Kritik bewundert und sind kommerziell erfolgreich. Im Laufe des Jahres 1925 malt Gluck eine Reihe von Werken mit Theaterszenen, die 1926 in der Ausstellung Stage and Country der Fine Art Society in London gezeigt werden.
Gluck und die Frauen
Ende der 1920er Jahre erhöht Glucks Vater ihr Kapital, sodass sie ein größeres Haus in Hampstead kaufen kann. Dort lebt sie mit einer Haushälterin, einem Koch und einem Dienstmädchen. 1932 entwirft Gluck den beliebten Gluck-Rahmen im Art-Déco-Stil lässt ihn patentieren – ein dreistufiges Design, das passend zur Wand, an der es aufgehängt wird, gestrichen oder tapeziert wird und die Illusion vermittelt, das Gemälde sei Teil der Architektur des Raumes.
Schließlich lernt sie die Dekorateurin und Foristin Constance Spry kennen. Sie ist es, die Gluck zu mehreren Blumengemälden inspiriert. Zudem beeinflusste sie auch Glucks Kleidungsstil und verwandelte ihren androgynen Look in Haute Couture mit Modedesigns von Victor Stribel und Elsa Schiaparelli. 1936 beendet Spry die Beziehung nach drei Jahren, da Gluck ihr zu anspruchsvoll und besitzergreifend geworden war. Doch zu diesem Zeitpunkt hat sich die Künstlerin bereits in Nesta Obermer verliebt, die eine Scheinehe mit dem amerikanischen Geschäftsmann Seymour Obermer führt. Glucks Gefühle für Nesta hält sie in dem von ihr gemalten Doppelporträt mit dem Titel "Medaillon“ fest. Das Gemälde wird später auch vom englischen Virago-Press-Verlag auf dem Cover des Romans "Quell der Einsamkeit" von Radclyffe Hall verwendet, der von einer lesbischen Beziehung handelt.
Die große Liebe der beiden hält bis 1944, dann beendet Nesta die Beziehung. Weil sie das Alleinsein nicht ertragen kann, stürzt sich Gluck sofort in die nächste Liaison mit Edith Shackleton Heald, der ersten Reporterin im britischen Oberhaus. Die beiden hatten sich im Februar 1944 bei einer Ausstellung von Glucks Arbeiten für die Dorfbewohner von Plumpton kennen gelernt. Im Oktober desselben Jahres zieht Gluck auf Shackleton Healds Familienanwesen nach Sussex. Das Paar teilt sich das Haus mit Shackleton Healds Schwester Nora, die jedoch nach einem Zerwürfnis mit den beiden zwei Jahre später von dort auszieht.
In den 1970er Jahren verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Gluck und Edith. 1970 beginnt sie ihr letztes großes Werk: Ein Gemälde eines verwesenden Fischkopfes am Strand mit dem Titel Rage, Rage against the Dying of the Light. Gluck erleidet im November 1972 einen Herzinfarkt, trotzdem kann sie ihr Bild 1973 vollenden. Edith stirbt am 5. November 1976 in einem Pflegeheim. Zwei Wochen später erleidet Gluck einen weiteren Herzinfarkt und hat im darauf folgenden Jahr einen Schlaganfall. Am 10. Januar 1978 stirbt Gluck im Alter von 82 Jahren. Ihr zu Ehren widmet ihr Google am heutigen Sonntag ein Doodle.

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