Russische Museen Rätselhafter Schwund von Kunstschätzen

In russischen Museen verschwinden Kunstwerke im Wert von Millionen Euro, und keiner merkt es. Nun ist eine Diebstahl-Serie in der Eremitage aufgeklärt - die Ermittler bezeichnen das aber nur als "die Spitze des Eisbergs".

Die jüngst aufgedeckte Diebstahl-Serie aus der Petersburger Eremitage ist nach Ansicht von Ermittlern nur die Spitze eines Eisbergs. "Ich bin davon überzeugt, dass auf uns noch mehr solche Entdeckungen warten", sagte der Chef der ermittelnden Kommission Rosochrankultura, Boris Boyarskow. "Wir haben guten Grund zu solchen Sorgen. Betroffen sein werden sowohl die führenden Museen des Landes als auch die in der Provinz."

Präsident Wladimir Putin hatte eine umgehende Inventur in allen staatlichen Museen und Archiven angeordnet, nachdem aus der Eremitage jahrelang Kunstgegenstände im Wert von insgesamt fünf Millionen Dollar entwendet worden waren. Eine inzwischen gestorbene Kuratorin hatte die Werke aus dem Museum geschmuggelt und in Leihhäusern verhökert. Etwa 200 Silber- und Emaillestücke verschwanden, nur wenige sind wieder aufgetaucht. Die Diebstähle kamen durch eine Inventur ans Licht.

Verlust von Kunstschätzen erst bei Inventur bemerkt

Die Eremitage in St. Petersburg beherbergt eine enorme Sammlung von Skulpturen, Gemälden und historischen Artefakten. Darunter sind Werke von Leonardo da Vinci und Claude Monet. Ein ähnlich spektakulärer Raub wurde im Staatlichen Literatur- und Kunstarchiv bekannt. Es fehlten Zeichnungen des avantgardistischen Architekten Jakow Tschernichow im Wert von mehreren Millionen Dollar.

Durch die Diebstähle richtete sich die öffentliche Aufmerksamkeit auf die laxen Sicherheitsvorkehrungen in russischen Museen. Behördenvertreter beklagten mangelnde finanzielle Mittel in den 1990er Jahren, die unter anderen zur kargen Entlohnung von russischem Museumspersonal geführt hätten.

Reuters
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