15. Todestag Michael Jackson – einsame Klasse

Heute vor 15 Jahren starb Michael Jackson. Als Kind war er buchstäblich zum Erfolg geprügelt worden. Das Leben und die Karriere des King of Pop waren einzigartig. Und sie waren ein Kampf. 
Michael Jackson auf der "HIStory"-Welttournee 1996 bei einem Konzert in Amsterdam
Eruptiv wie ein Vulkan: Jackson auf der "HIStory"-Welttournee 1996 bei einem Konzert in Amsterdam
© AP / Dusan Vranic / Picture Alliance

Das Haus, sagte Michael Jackson später einmal, sei nicht sehr groß gewesen, "wenn du vom Eingang fünf lange Schritte gemacht hast, warst du hinten schon wieder raus". Das Haus steht noch heute. Es ist das Haus, in dem Michael Joseph Jackson am 29. August 1958 geboren wurde. Es war, wie man weiß, eine unkomplizierte Geburt, und die Nachbarn scherzten, dass man wohl bald die Straße vor der Tür des Hauses Nr. 2300 umbenennen müsse. 

Dieser Text stammt aus dem stern-Archiv. Er erschien zuerst im Jahr 2009 in einem Sonderheft anlässlich des Todes von Michael Jackson. Zu seinem 15. Todestag veröffentlichen wir ihn an dieser Stelle erneut. 

Sie hieß tatsächlich Jackson Street, aber wenn die Familie in dem Haus an der Ecke zur 3. Avenue so weitermache, müsse es wohl bald Jackson Boulevard heißen. Denn mit Michael waren sie jetzt zu neunt: der Vater Joseph und die Mutter Katherine, verheiratet seit 1949, dazu sieben Kinder. Der kleine Brandon, geboren 1957, war kurz nach der Geburt verstorben. Die Stadt heißt Gary, ein Industrieort im Großraum von Chicago, nahe am Ufer des Michigansees. Eine dieser kleinen Vorstädte mit Planquadratstraßen, nicht reich und vor allem nicht aufregend. 

Michael Jackson im Jahr 1972: Ein Kind, das in die Kamera lächelt
Ein Junge, der nicht viel zu lachen hatte: Michael Jackson im Jahr 1972
© Ron Howard / Popperfoto / Getty Images

An Wochenenden war es immer ein bisschen lauter vor der Tür, denn das Jackson-Haus liegt direkt neben dem Roosevelt-Park und dem großen Sportstadion von Gary. Aber es war auch laut im kleinen Haus der Jacksons. Und eng. Fünf Jungs teilten sich ein Schlafzimmer mit Etagenbetten, und zwei Mädchen legten sich jede Nacht auf eine große Couch im Wohnzimmer. Und als 1961 und 1966 noch ein Bruder und eine Schwester geboren wurden, rückten die Jacksons weiter zusammen. 

Zuhause gab es vor allem eines: Prügel

Vater Joseph Jackson arbeitete als Kranführer in einer Stahlfabrik, und wenn er Zeit fand, verdiente er noch ein paar Dollars bei der Kartoffelernte. Mutter Katherine war Hausfrau. Sie versuchte, in der Enge der Jackson Street neun Kinder zu ernähren und zu erziehen. Das ging nicht unbeschwert, denn Vater Joseph war der Sohn eines religiösen Patriarchen, einer, der vom Zorn Gottes immer nur den Zorn verstand und schon Joseph das Spielen mit anderen Kindern verbot. Der hielt es dann als Vater genauso. "Wir wurden immer beschützt und bewacht", erinnert sich Jackie Jackson, "und wir durften nie auf die Straße zu den anderen Kindern." 

Erschienen in stern edition 01/2009

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