Genesis Rock-Dinos spielen wieder

Nach mehr als 20 Jahren Bandzugehörigkeit verließ Phil Collins Mitte der 90er Jahre seine Kollegen Tony Banks und Michael Rutherford und stieg bei Genesis aus. Jetzt gab Collins überraschend die Wiedervereinigung bekannt - und kündigte eine Tour an.

Der Mann sieht nicht unbedingt so aus, wie man sich einen Rockstar so vorstellt: Mitte 50, kaum noch Haare auf dem Kopf, Brille auf der Nase, dazu Trainingsjacke aus Ballonseide und Schlabberjeans. Doch was Phil Collins an diesem Dienstag in einem Londoner Fünf-Sterne-Hotel zu verkünden hat, lässt die Herzen von recht vielen Leuten über 40 schneller schlagen. Genesis, eine der Supergruppen der 70er und 80er Jahre, hat sich wiedervereinigt und geht im Sommer 2007 wieder auf Tour.

Zunächst einmal sind 20 Konzerte in Europa geplant - vom Olympiastadion in Helsinki, wo es am 11. Juni losgehen wird, bis zum Kolosseum in Rom, wo am 14. Juni fünf Wochen später vor 300.000 Zuschauern der Abschluss gefeiert wird. In Deutschland sind von Hamburg (15. Juni) bis München (10. Juli) acht Stadionauftritte geplant - mehr als in irgendeinem anderen Land. Später soll es bei der "Turn It On Again"-Tour (benannt nach einem alten Hit) auch noch eine Reihe von Konzerten in den USA geben.

Rosenzucht statt Rockmusik

Außer Collins sind auch Tony Banks und Michael Rutherford wieder dabei. Auch sie inzwischen ältere Herren von Mitte 50, die sich zuletzt mehr um die Rosenzucht kümmerten als um Rockmusik. Dabei waren sie früher eine ganz große Nummer: Mehr als 130 Millionen Platten mit Titeln wie "And then there were three..." oder "Abacab" hat Genesis verkauft. Fast 15 Millionen Leute waren bei ihren Konzerten. Das Niedersachsen-Stadion in Hannover füllten sie bei der letzten Tour 1992 gleich vier Mal hintereinander.

Aber dann verkündete Collins, der außer Schlagzeuger auch noch Leadsänger war, vor zehn Jahren seinen Abschied. Mit einem anderen Sänger spielten die beiden Übriggebliebenen noch eine Platte ein und gingen auf Tour - ein großer Erfolg war beides nicht. Die Original-Besetzung hielt aber weiter Kontakt. "Wir haben uns nie aus den Augen verloren und auch bei Geburtstagen und Hochzeiten immer mal wieder zusammengespielt", berichtet Banks.

Noch einmal Spaß haben

Und irgendwann kam dann der Gedanke, es nochmal gemeinsam zu versuchen. Also ging man in New York, wo der frühere Wahl-Schweizer Collins nach der Trennung von seiner Frau inzwischen zu Hause ist und derzeit an einem "Tarzan-Musical schreibt, für zwei Wochen zusammen ins Studio. "Am Anfang, als wir die ersten Akkorde der Lieder von einst wieder spielten, hatte jeder von uns seinen nostalgischen Moment", erzählt Banks. Aber jetzt haben sich drei entschlossen, "einfach nochmal eine Menge Spaß miteinander zu haben."

Ums Geld, das versichert das Trio im Gleichklang, geht es dabei nicht. "Davon haben wir alle genug. Außerdem würden wir uns dann nicht mit 20 Konzerten in Europa zufrieden geben", sagt Collins. Erwartet wird, dass die Tour schnell ausverkauft ist. Die Fan-Gemeinde von Genesis ist immer noch groß - was sich unter anderem am Erfolg zahlreicher Nachahmer-Bands zeigt, die weltweit unterwegs sind. Und bei vielen Radiosendern laufen die alten Hits immer noch rauf und runter.

Deutschlandtermine:

Hamburg (15.6.)
Hannover (23.6.)
Düsseldorf (26.6.)
Stuttgart (29.6.)
Berlin (3.7.)
Leipzig (4.7.)
Frankfurt/Main (5.7.)
München (10.7.)

Allerdings sind trotz Wiedervereinigung nicht alle Fan-Träume in Erfüllung gegangen. Der erste Genesis-Sänger Peter Gabriel ist bei der Tour nicht dabei, obwohl es in den vergangenen Monaten des öfteren so aussah, als ob die Komplett-Reunion gelingen könnte. In der entscheidenden Sitzung sagte Gabriel dann aber Nein. "Peter macht sich bei solchen Sachen zu viel Gedanken", meint Collins.

Immerhin erteilte Gabriel einer Wiedervereinigung aber auch keine endgültige Absage. Auf seine Homepage stellte er ein Video mit der Botschaft: "Ich weiß, dass Tony, Mike und Phil wieder bei den Proben sind. Dieses Jahr bin ich nicht dabei. Ich schließe nicht aus, in Zukunft mal wieder etwas zusammen zu machen. Aber derzeit will ich mich auf meine eigene Arbeit konzentrieren."

Christoph Sator/DPA

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