Die Sicherheitsvorkehrungen sind so strikt, dass selbst Patrice erst am Mittwoch erfahren hat, dass er am Donnerstag für Barack Obama die Bühne anwärmen darf. Laut Zeitplan soll der deutsche Musiker mit afrikanischen Wurzeln eine Stunde vor Beginn der Berliner Rede ein halbstündiges Konzert geben. Er habe nicht wirklich gewusst, auf was er sich da einlasse, sagte Patrice im Interview mit stern.de über die PR-Monstershow an der Siegessäule, die seit Tagen die Hauptstadt in Hysterie versetzt.
Obamas Auslandstour
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Erst Mittwochnacht ist der Singer-Songwriter aus dem Urlaub in Portugal eingeflogen und hat sich von stern.de erklären lassen, was ihn da eigentlich erwartet. Und was das Publikum von ihm erwartet.
Werden Sie Obama persönlich treffen?
Das weiß ich gar nicht, aber ich hoffe es mal. Ich weiß nicht mal, wo das ist...
Mitten in Berlin, an der Siegessäule, es werden mehr als 100.000 Menschen erwartet.
[Pause] Wow. [Pause] Ich muss da erst mal ankommen und erfühlen, was da abgeht. [Pause] Das ist spannend.
Wie und wann haben Sie erfahren, dass Sie der deutsche Popstar vor dem US-Politpopstar sind?
Ich hab die Nachricht am Strand in Portugal bekommen und zugesagt. Das Ausmaß war mir aber nicht wirklich bewusst. Die haben gesagt, dass Obama nach Berlin kommt und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, da zu spielen.
Haben Sie gezögert, schließlich geht es um Wahlkampf?
Normalerweise halte ich mich aus der Politik sehr raus. Bei diesem Kandidaten war das anders. Er ist der einzige, bei dem ich das machen würde. Er hat mich auch in den Bann gezogen mit seiner Kampagne. Ich lebe ja zum Teil in Amerika und habe vor dem Fernseher gehangen und mir das Ding mir Hillary (Clinton, Anm. Red.) reingezogen.
Was bedeutet Ihnen der Kandidat Obama?
Er steht für etwas Neues. Eine neue Politik, eine neue Generation. Er ist der einzige Kandidat, der Glaubwürdigkeit besitzt. Die fehlt der Politik ja heutzutage. Aber weil er ein Underdog war, hat er sie. Es ist das ganze Paket: Er ist intelligent - mal zur Abwechslung. [lacht] Er heißt Obama und steht im Finale der US-Präsidentschaftswahl. Der Vater kommt aus Afrika. Er ist ein neuer Weltbürger. Damit kann ich mich identifizieren. Er steht für Veränderung. Er hat auch junge Leute motiviert. Er ist über Myspace, Youtube und ganz neue Kanäle gegangen, er hat den Leuten gezeigt, dass eine neue Zeit angebrochen ist. (Der republikanische Präsidentschaftskandidat, Anm. Red.) McCain steht für das alte System. Die Wahl zwischen McCain und Obama ist eigentlich keine Frage für einen intelligenten Menschen. Ich bin wie gesagt nicht politisch, aber in diesem Fall ist es für mich einfach.
Die Sicherheitsvorkehrungen sind enorm, rund 700 Polizisten wachen über Senator Obama, die Stadt ist von Absperrungen durchzogen, es gibt strenge Auflagen für den Besuch der Veranstaltung. Wird Ihnen da ein bisschen mulmig?
Ich bin mir dessen nicht so bewusst, vielleicht die Leute an meiner Seite. Ich sehe da keine Gefahr.
Was bedeutet Ihnen dieses Konzert?
Ganz ehrlich: Viele dieser Auftritte können sehr gezwungen wirken, aber es passt. Ich muss mich nicht verbiegen. Meine Songs passen, manche sind sogar den Slogans von Obama ähnlich. Das ist ein guter Kontext für ein Patrice-Konzert.
Und wenn Ihnen Fans vorwerfen, Sie lassen sich für Polit-PR einspannen?
Das ist Gut gegen Böse! Das ist nicht Politik. Das ist einfach nur Menschenverstand. Wir wissen, wie stark uns US-Präsidenten beeinflussen und beeinträchtigen. Diese Wahl ist wichtig für die Welt. Für andere Kandidaten hätte ich es nicht gemacht.
Auch nicht für Clinton?
Nö.