Michael Thalheimers radikal reduzierte Neuinszenierung von Friedrich Schillers Drama "Die Jungfrau von Orleans" hat bei der Premiere am Sonntagabend bei den Salzburger Festspielen ein geteiltes Echo hervorgerufen. Während Kathleen Morgeneyer in der Titelrolle vom Publikum im Landestheater mit Ovationen bedacht wurde, ernteten der Regisseur und sein Team auch Buh-Rufe.
Thalheimer hatte seinem Ruf als "Dramenskeletteur" wieder alle Ehre gemacht und das Stück konsequent auf seinen zeitlosen Kern reduziert. So blieb Morgeneyer fast die gesamte Spielzeit auf der völlig leeren Bühne wie angewurzelt stehen. Das Drama lebte fast allein von der Sprechkunst der Darsteller.
Schillers heroisches Ende
Schillers "Jungfrau von Orleans" wurde 1801 in Leipzig uraufgeführt und war zu Lebzeiten des Dichters (1759-1805) eines seiner am häufigsten gezeigten Stücke. Darin schildert er den wundersamen Sieg des französischen Heeres bei der englischen Belagerung von Orleans im Hundertjährigen Krieg, den eine junge, angeblich von Gott gesandte Jungfrau möglich gemacht hatte.
Bei Schiller wird Johanna allerdings nicht von den Engländern gefangen und auf dem Scheiterhaufen als Hexe hingerichtet, sondern fällt heroisch in der letzten Schlacht. In seinem Stück über den französischen Nationalmythos verarbeitet Schiller auch seine Erfahrungen mit der Französischen Revolution.