Moderator Horst Lichter kann man kein X für ein U vormachen - und auch kein Pferd für ein Fohlen: "Ich glaube, das ist ein Fohlen", sagt er beim Anblick der Bronzestatue auf dem Expertentisch. "Es ist so staksig noch."
Mitgebracht haben es Jürgen Heiner und seine Tochter Sarah Bettendorf. Es handelt sich dabei um eine Familienerbstück, das schon beim Großvater und Vater auf dem Schreibtisch gestanden hat. Mit dem Erlös möchten die Heiners einen Familienausflug finanzieren - zum Heinerfest in Darmstadt. "Das klingt nach einem sehr guten Plan", lobt Lichter.
Detlev Kümmel erklärt, dass die Statue von dem 1946 verstorbenen Bildhauer Albert Hinrich Hussmann stammt, der einer der bekanntesten Tierbilddarsteller seiner Zeit war. Fohlen habe Hussmann im Laufe seiner Karriere immer wieder nachgebildet. Die Entstehungszeit des hier vorliegenden Stücks schätzt der Experte auf Ende der 1920er, Anfang der 30er Jahre. Vollbronze, die braun patiniert wurde.
"Bares für Rares": Streit um "ein Bisschen"
600 Euro hätten die Heiners gerne für die Statue. Kümmel sieht das etwas nüchterner, hält aber immerhin 500 bis 600 Euro für möglich. Für Vater Heiner ist die Expertise nicht nur wegen des Preisabgleichs interessant. Er hat auch in anderer Hinsicht dazugelernt: "Ich hab immer gedacht, das wäre ein Pferd. Jetzt hab ich erfahren, das ist ein Fohlen." Da hat Horst Lichter einen deutlich besseren Blick bewiesen.
Im Händlerraum begutachtet Christian Vechtel neugierig die Bronze. Wo sie preislich anzusetzen ist, weiß er allerdings nicht genau. Das hindert ihn jedoch nicht daran, mitzubieten. Mit einem Gebot von 100 Euro eröffnet er die Versteigerung. Mit Ausnahme von Susanne Steiger bieten alle Händler mit, doch bei 320 Euro ist schon das Ende der Fahnenstange erreicht.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?
Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Ganz zufrieden sind die Heiners damit noch nicht. "Es wäre schön, wenn wir noch ein bisschen was draufkriegen könnten", sagt Sarah Bettendorf. Auf die Nachfrage, wie viel denn ein bisschen sei, nennt Vater Heiner 500 Euro - womit er sich den Spott von Velten zuzieht: "Ich hab das anders gelernt in der Grundschule: Bisschen ist Bisschen", sagt der 46-Jährige.
Und kommt mit seiner eigenen Vorstellungen von einem Bisschen um die Ecke: 350 Euro bietet er - darauf lassen sich die Heiners ein. Und freuen sich jetzt auf das Heinerfest: "Mit 350 kann man vielleicht schon das Hotel bezahlen."