ZDF-Comedy "Doppelhaushälfte" Culture-Clash in Brandenburg: Hilfe, die Großstädter kommen!

"Doppelhaushälfte" im ZDF
Sie leben in der ZDF-Serie "Doppelhaushälfte" Tür an Tür: Andi Knuppe (Milan Peschel), Rocco Knuppe (Hoang Minh Ha), Tracy Knuppe (Minh-Khai Phan-Thi) und die Nachbarfsfamilie Mari Sawadi (Maryam Zaree), Theo Kröger (Benito Bause), Zoe Sawadi (Helena Yousefi, v.l.)
© Max Hannes Beutler / / ZDF
Ethnisch diverse Familie zieht nach Brandenburg: In der ZDF-Comedy "Doppelhaushälfte" knallt es gewaltig. Die Konfliktlinien verlaufen jedoch anders, als zunächst vermutet.

Schon nach kurzer Zeit glaubt man als Zuschauer zu wissen, wie bei "Doppelhaushälfte" der Hase läuft: Eine ethnisch diverse Familie aus Berlin - Mari (Maryam Zaree) ist iranischer Herkunft, der Vater von Theo (Benito Bause) stammt aus Ruanda - möchte nach Brandenburg ziehen. Wo natürlich nur dumpfdeutsche Kartoffeln wohnen. Um das Klischee zu bestätigen, weht vor dem Nachbarhaus eine Deutschlandfahne. Und Tochter Zoe (Helena Yousefi) fragt entsetzt: "Wir teilen uns das Haus mit Nazis?"

Doch ganz so einfach ist es nicht. Der hemdsärmelige Makler Andi Knuppe (Milan Peschel), der sich später als der neue Nachbar herausstellen wird, wischt sich nach der Begrüßung mit Theo demonstrativ die Hand und verweigert Mari sogar den Handschlag. Allerdings nicht, weil er Rassist ist. Der Zuschauer weiß bereits: Er saß unmittelbar vor der Begegnung auf der Toilette - und konnte sich nicht waschen. 

Schnell wird klar, dass es sich bei der achtteiligen Serie, die ZDFneo ab diesem Dienstag jeweils in Doppelfolgen sendet, zwar um eine Culture-Clash-Komödie handelt. Doch der Zusammenstoß findet nicht zwischen Biodeutschen und Menschen mit Migrationshintergrund statt. Sondern zwischen woken Großstädtern mit notorischem Erziehungsdrang und pragmatischen Landbewohnern. Die ständig aneinander vorbeireden und dadurch miteinander in Konflikt geraten.

"Doppelhaushälfte" im ZDF: Es kracht

Gleich in der ersten Folge gibt es einen Zusammenstoß. Um den scheinbar rassistischen Makler für sich einzunehmen, klingelt Theo bei der Nachbarin, mit der Absicht ihr eine Flasche Wein als Präsent abzukaufen. Ohne zu wissen, dass es sich bei der vietnamesisch-stämmigen Tracy (Minh-Khai Phan-Thi) um dessen Frau handelt, versucht Theo sie auf seine Seite zu ziehen. Dabei entspinnt sich dieser herrliche Dialog:

Theo: "Der Mann steht nicht so auf PoCs".
Tracy: "Po watt?"
Theo: "People of Color."
Tracy: "Sacht man das jetzt so?"
Theo: "Ja, man kann das so sagen, wenn man so aussieht wie wir."
Tracy: "Wieso, wie seh ick denn aus?"
Theo: "Damit nicht immer die ganze Farbpalette herhalten muss, sagt man halt People of Color."
Tracy: "Und die ohne Farbe heißen nur People, oder watt?"

Dialoge wie dieser zeigen, dass es zwar beide Seiten gut meinen. Doch so richtig kommen sie auf keinen gemeinsamen Nenner, so sehr sie sich auch anstrengen. Mit wem die Autoren stärker sympathisieren, wird schnell deutlich: Am Ende dieses Dialoges verkauft Tracy ihrem zukünftigen Nachbarn für 30 Euro einen Sixpack Bier. Bauernschläue siegt über politisch-korrekte Gesinnung.

Halbstündige Häppchen für Zwischendurch

Das Drehbuch stammt von Christoph Mushayija Rath und Dennis Schanz, der 2019 als Headautor der Netflix-Serie "Skylines" für Furore gesorgt hat. Leider erreicht "Doppelhaushälfte" nicht dieses Niveau. Das Setting ist zwar durchaus vielversprechend, doch letztlich sind die Themen in den Folgen zu bieder. Es sind im Prinzip immer wieder die gleichen Konflikte, die hier durchdekliniert werden: Vor allem Mari, die als Diversity-Beauftragte bei Elektro-Automobilhersteller arbeitet, will ihre Vorstellungen von einer gerechteren Gesellschaft mit dem Holzhammer durchsetzen - und prallt damit regelmäßig an dem eher einfach gestrickten Andi ab.

Einmal kommt Maris Bruder zu Besuch, ein Künstler, der mit dem Gedanken spiel, Berufssoldat zu werden. Was Nachbar Andi gutheißt, für Mari dagegen Teufelszeug ist. Am Ende fällt ein Schuss - abgefeuert ausgerechnet von der pazifistischen Großstädterin.

Ärgerlich und einfallslos: In einer Folge ist Theo allein zu Haus und kifft mit mit seiner neuen Nachbarin Tracy. Natürlich machen die beiden dann, höhö, allerlei verrückte Dinge, die erwachsene Menschen sonst nie tun würden. Das hat man nicht nur gefühlt hundert Mal gesehen - sondern ebenso oft auch lustiger.

So macht dieser Achtteiler zwar vieles richtig, bleibt aber letztlich etwas unter seinen Möglichkeiten. Als nettes Vergnügen für Zwischendurch eignen sich die knapp 30-minütigen Folgen allemal. Am Ende bleibt vor allem die Weisheit des scheinbar schlichten Feinripp-Trägers Andi hängen, der seine regulierungswütige Nachbarin Mari entnervt anfleht: "Lasst doch mal die Leute so wie sie sind, und nicht wie ihr sie haben wollt."

ZDFneo sendet die ersten beiden Folgen von "Doppelhaushälfte" am 15. März ab 21.45 Uhr. die restlichen sechs Episoden gibt es jeweils dienstags zur gleichen Zeit als Doppelfolge. Die komplette Staffel gibt es bereits jetzt in der ZDF-Mediathek

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