Er hatte es vorausgesagt. "Laura fliegt heute raus", orakelte Dieter Bohlen bereits in der Samstagsausgabe von BILD über den Ausgang der ersten Mottoshow von "Deutschland sucht den Superstar". "Sie ist 25 Minuten im Show-Business und denkt es seien 25 Jahre. Sie überschätzt sich total." Harte Worte des Propheten aus Tötensen, die sich aber tatsächlich bewahrheiten sollten. Ob es nun Vorsehung, Zufall oder nur blinde Gefolgschaft sämtlicher Bohlen-Jünger war, die ein Telefon bedienen können - Fakt ist, gegen 23.30 Uhr am Samstagabend war es für Laura Martin bei DSDS vorbei.
Solide Vorstellung
Dabei war der Auftritt der 27-jährigen mit den spanischen Wurzeln gar nicht einmal so schlecht. Als ihren "Greatest Hit" gab die Neu-Isenburgerin Gloria Estefans "Don't wanna lose you" fehlerfrei zum besten und präsentierte ihre langen Beine gekonnt in kurzem Zebra-Kleidchen und hohen Stiefeln. Doch auch ein gehauchtes "Ich liebe euch" in Richtung ihres Spanienfahnen schwenkenden Fan-Clubs, konnten ihr ebenso wenig helfen, wie die warmem Worte der Mit-Juroren Anja Lukaseder und Heinz Henn. Bohlen hatte sich festgelegt und bedachte sie mit dem schlimmsten Urteil, dass man über einen ambitioniertes Supersternchen treffen kann: "Mit dir verkauft man keine Platten."
Was die Jury so sagt, ist bei den Mottoshows allerdings nicht mehr wirklich wichtig - stimmt doch hier das Publikum für 50 Cent pro Anruf über Wohl und Wehe der Kandidaten ab. Darüber sollte man nicht traurig sein: Vor allem Henn entpuppt sich mehr und mehr als eine Light-Version von Rainer Calmund und gutmenschelt sich mit breitem, rheinischen Zungenschlag durch seine Empfehlungen. Seine Sätze beginnen meist fundamental ("Musik im allgemeinen..."), nur um kurz darauf nach einem wortgewaltigen Sinkflug geistige Bruchlandung zu nehmen ("...braucht Leute, die ihr Ding durchziehen"). Daneben wirkt Lukaseder mit ihren ewigen Anglizismen geradezu geistreich.
Die Favoriten der Jury
Dass die Juroren ihre festen Favoriten haben, zeigte der Auftritt von Lauren Talbot. Die 16 jährige aus Winsen erwischte einen denkbar schlechten Tag und interpretierte "I'm like a bird" von Nelly Furtado mit derart dünnen Stimmchen, dass es ihr beim Singen sogar selbst auffiel. Als wäre dies nie passiert, fabulierte Henn anschließend von einem "ungeschliffenen Diamanten" der sein von Gott gegebenes Geschenk nicht verschwenden solle, Lukaseder wollte ihr gar stundenlang zuhören. In diesem Moment konnte man Bohlen tatsächlich einmal dankbar sein. Er beendete die "Märchenstunde" und verwies darauf, dass in ihrem pinken Kleidchen zwar "süß wie Schneewittchen" sei, aber doch nur wenige Töne wirklich getroffen habe. Dafür brauchte Bohlen sicher keine Glaskugel, vielleicht hatte er sich nur als einziger der Jury-Mitglieder die Ohren gewaschen.
Einig war sich die Jury indes beim Auftritt von Jonathan Enns. Der unscheinbare Kölner hatte sich an dem Song "Angel" versucht und musste später selbst einsehen, dass ihn von Robin Williams doch mehr unterscheidet, als die tägliche Ration an Zigaretten und Espressi. Vielen galt der jüngere Bruder von Mit-Kandidat Thomas Enns ohnehin als Favorit für ein schnelles Ausscheiden. Schon in der Top-20-Show hatte es Wirbel um ihn gegeben, als er mit einem mauen Auftritt weiter kam, und nicht der deutlich professionellere Dennis Haberlach. BILD witterte sogar Schiebung, RTL habe ihn vielleicht durchrutschen lassen, um für den Spannungsbogen die Bruder-Konstellation aufrecht erhalten zu können
Die Entscheidung
Da es auch einige richtig gute Auftritte gab - etwa von Francisca Uri oder Mark Medlock - musste folgerichtig Jonathan Enns, als die Entscheidung anstand, gemeinsam mit Laura, sowie Julia Falke und Martin Stosch in den Showdown. Übrigens genau die vier Kandidaten, die der hellsichtige Bohlen in seiner Kritik besonders hart angefasst hatte. Als Moderator Marco Schreyl, sichtlich um Spannung bemüht nach unzähligen Atempausen Lauras Abschied verkündete, trug die es mit Fassung: "Ich bin glücklich, dabei gewesen zu sein und habe unheimlich viel mitgenommen aus der DSDS-Zeit."
Geld kann sie damit nicht meinen. Wie der Kölner Express in dieser Woche erfuhr, sollen die die zehn Finalisten gerade einmal 1600 Euro Aufwandsentschädigung von den millionenschweren DSDS-Umsätzen erhalten. Es ist das gewohnt harte Vertragswerk: Die Kandidaten müssen alle Gegenstände, die mit der Produktion zusammenhängen - also etwa Bilder, Fotos und schriftliche Aufzeichnungen - an die Produktionsfirma Grundy Light Entertainment abtreten und sich außerdem für drei Jahre an einen Pflicht-Manager binden. Bei RTL betont man, dass dieser Vertrag fair sein, da die Bedingungen schließlich vorher bekannt seien.
Erste CD Mitte März
Bekannt wurde jetzt auch, dass die erste gemeinsame Platte der Kandidaten bereits ab Mitte März - rund zwei Monate vor dem Finale - in die Läden kommen soll. Man muss kein Prophet sein, um den Erfolg des Tonträgers vorauszusagen - sechs Millionen Zuschauer vor dem Fernseher und ein Marktanteil von über 30 Prozent bei den 14 bis 49-Jährigen geben so eine Ahnung. Spannend bleibt natürlich dennoch, wer bei der nächsten Mottoshow sein Superstar-Leben aushauchen wird. Bohlen hat sich schon festgelegt: Es trifft Jonathan Enns. Und wer wollte schon an seinen Worten zweifeln?