Wieder so eine Angstmachersendung. "Droht der Welt ein neuer Krieg?" will Maybrit Illner wissen. Der Grund: Da Kims Raketen, dort Trumps Provokation. Die größere Gefahr?
"Natürlich Donald", sagt die deutsch-koreanische Filmemacherin Sung-Hyung Cho. Der Donald, der habe ohnehin "einen Dachschaden". Und die Deutschen, die haben mal wieder ihre "German Angst". Sung- Hyung Cho formuliert es so: "Hier gibt es Diskussionen, als stünde ein Krieg direkt bevor." Ganz anders auf der koreanischen Halbinsel: "Dort beschäftigt das wenig."
Verwundert ist nicht nur die Regisseurin. Auch im Forum zur Sendung schreibt ein User an die Moderatorin: "Leider befassen Sie sich vor der Wahl mit einem ausländischen Thema." Zeit für Verschwörungstheoretiker. Bundestagswahl in 24 Tagen – hat sich etwa Kim Jong Un um das Kanzleramt beworben?

Deutlich wird erst ein Gast bei "Markus Lanz"
Deutlich wird erst ein Gast aus der nachfolgenden Sendung "Markus Lanz". Es ist Richard David Precht, der Maybrit Illner zwar Maybrit Illner sein lässt, aber die Bundespolitiker hart angeht und von einem "Kinderkrempelwahlkampf" redet – davon sprach er, Randbemerkung, bereits im Jahr 2013. Drei Themen würden laut Populärphilosoph Precht bewusst unter der Decke gehalten: die "Migrationsthematik", die Umbrüche durch die Digitalisierung und die fehlende Bereitschaft so zu wirtschaften, dass das Land enkeltauglich gemacht würde.
Seine Diagnose: Ein Schweigen aus Angst vor der Angst der Bürger. In der Tat, an Themen herrscht kein Mangel, und Josef Kraus, ein anderer Lanz-Gast, fügt noch zwei weitere fragend hinzu: Was kostet die Energiewende und was ist mit Griechenland?
"Maybrit Illner": Plädoyer für den Dachschaden-Donald
Und was nun ist mit Maybrit Illner los? Beziehungsweise nicht los? Leider ist unsere "Kommentar"-Funktion zurzeit gestört, heißt es im Internet. Und als Politikwissenschaftlerin Constanze Stelzenmüller zur Glaubwürdigkeit Trumps befragt wird, sagt sie, anderes mache ihr Sorgen, nämlich "unsere eigene Glaubwürdigkeit". Sie erwähnt "Schröder": "Dass er zu Rosneft geht, eine unglaubliche…" Beendet wird der Satz gewiss, aber im Internet bricht die Übertragung an dieser Stelle ab.
In der Mediathek aufbewahrt ist immerhin Peter Roughs Plädoyer für den Dachschaden-Donald, der für ihn der Inbegriff zu sein scheint für das Wahre, Schöne und Gute. Trump habe, so der Politikberater, Positives in Gang gebracht. Nämlich: "Die amerikanische Glaubwürdigkeit zu gewährleisten." Nein, Rough ist kein Comedian.
"Maybrit Illner" oder verbale Sisyphusarbeit
Auch Peter Altmaier darf zwischendurch mitreden. Zugeschaltet aus Frankfurt. "Guten Morgen", begrüßt ihn Maybrit Illner zu dieser späten Stunde. Kann passieren, passt aber zu dieser lahmen Sendung. Extrem einschläfernd ist noch nett gesagt. Hier wird verbale Sisyphusarbeit betrieben. Illner hört schon mehr als das Säbelrasseln, die Talkgäste lassen sich nicht darauf ein. Man fragt sich, wieso sie alle sich überhaupt befähigt fühlen, mal eben in die Hirne von Trump und Kim gucken zu können.
Letztlich, wenig verwunderlich, bleibt es bei lapidaren Einschätzungen. "Ich setze darauf, dass es nicht zur Eskalation kommt", so Kanzleramtschef Altmaier. SPD-Urgestein Klaus von Dohnanyi hält einen Krieg für "höchst unwahrscheinlich" und der ehemalige ranghöchste NATO-General aus Deutschland Hans-Lothar Domröse schließt aus, dass es zum Waffenkampf kommt.
Sonst wird nur drumherum geredet, ohne weiteren Erkenntnisgewinn. Im letzten Drittel der Sendung geht es plötzlich um Afghanistan. Wieder wird Trump zitiert: "Wir bauen nicht mehr das Land auf, wir töten Terroristen". Das sei verfehlt, man müsse ran an die Ursachen für Terrorismus, befindet Ska Keller von Bündnis 90 / Die Grünen. Man hätte nun den Bogen finden können, wenigstens zum Schluss, zu den Maßnahmen des Bundes und der EU zur Terrorismusbekämpfung. Die Sicherheit der Bürger, die geht jeden was an. Aber da hatte Trump schon längst gewonnen. Keinen Krieg, aber mal wieder die Herrschaft über die xte Talkrunde.