"Sowas haben wir auch noch nicht gehabt. Das ist eine Kuriosität", sagt Horst Lichter, als er das monströse Objekt erblickt. Jay Alexander kommt mit einer Bestatterkutsche zu "Bares für Rares". "Die habe ich in einer Scheune in Bayern entdeckt", sagt der 48-Jährige aus Eisingen. Danach habe er Gefallen an der Restauration gefunden. Doch seine Frau findet das Gefährt weniger erquickend. "Die sieht es gar nicht so gerne, wenn sie morgens in ihr Auto steigen möchte und die Bestatterkutsche steht nebendran", sagt Alexander. Deshalb möchte er sich davon trennen.
"Es ist ein historisches Gefährt um 1900", klärt "Bares für Rares"-Experte Detlev Kümmel auf. Bis in die 50er Jahre hinein habe man sich mit solchen Kutschen bestatten lassen "Es gab drei Klassen: Leiterwagen, Säulenwagen mit Baldachin und Schneewittchen", sagt der Sachverständige. "Dieses hier ist Kategorie zwei, also schon was Besseres". Die Kutsche sei in einem recht guten Originalzustand. Nur die Aufbauten auf dem Dach seien nachgearbeitet worden.
"Bares für Rares"-Experte dämpft die Erwartungen
3000 bis 3500 Euro hätte Verkäufer Alexander gerne für sein ungewöhnliches Gefährt. Doch Experte Kümmel ist skeptisch. "Die Verkäuflichkeit senkt den Preis", argumentiert der Experte. Wer wolle schon in einer Bestatterkutsche durch die Gegend fahren? Deshalb liegt sein Preis bei 2000 bis 2500 Euro. "Damit kann ich leben", sagt Alexander und will sein Glück bei den Händlern probieren.

"Cool", findet Daniel Meyer die Kutsche und startet mit 1000 Euro. Ein guter Anfang. Doch die anderen Händler bestaunen das Objekt zwar, wollen aber nicht mitbieten. "Ich habe keine Möglichkeit, das unterzustellen", sagt Julian Schmitz-Avila. Auch Wolfgang Pauritsch und Elisabeth Nüdling winken ab. "Meine Schmerzgrenze sind 1800 Euro", sagt der Verkäufer. Meyer ist noch bereit, 1500 Euro zu zahlen. Doch das Geschäft droht zu scheitern. "Ne, dann mache ich es nicht", sagt Alexander. Doch es ist Teil einer gewieften Verkäufer-Taktik. Er ist schon bei der Verabschiedung, als er einwirft: "Ich hoffe nur nicht, dass Sie nachher nach Hause fahren und denken: 'hätte ich bloß'. Was sind schon 300 Euro." Meyer überlegt und steigert dann sein Gebot auf 1600 Euro. "Sie scheinen mir als Käufer geeignet", umgarnt ihn Alexander. "Legen Sie noch 50 drauf", sagt der Verkäufer. "Das wollte ich hören", antwortet der Händler aus Münster.
Für 1650 Euro wechselt die ungewöhnliche Kutsche den Besitzer. "Das habe ich noch nie gehabt", freut sich Meyer. Auch Alexander ist glücklich. Er und der Händler hätten sich auf einer Wellenlänge befunden. "Deshalb gehe ich mit einem guten Gefühl nach Hause."