Nicht mehr als einen Hammer bringt die 63-jährige kaufmännische Angestellte Margret Forst aus Düsseldorf mit zu ihrem Auftritt bei "Bares für Rares". Es handelt sich allerdings nicht um ein gewöhnliches Werkzeug, sondern um ein Werk des 1930 geborenen Künstlers Günther Uecker, wie auch Horst Lichter sofort erkennt.
Der ist eigentlich bekannt für seine reliefartigen Nagelbilder. Doch Ende der 1960er Jahre erstellte er Kunstwerke mit dem Titel "Do it yourself", wie Experte Colmar Schulte-Goltz erklärt. Dabei handele es sich um die ironische Variante eines weltberühmten Künstlers, sein eigenes Werk zu reflektieren und zugleich ganz vielen Menschen die Möglichkeit der Teilhabe daran zu geben, führt Schulze-Goltz weiter aus. Denn damit kontere Uecker den Vorwurf, den viele an die moderne Kunst richten: "Das kann ich auch." Mit seinem "Do it yourself" drehe der Künstler nun den Spieß um und sage: "Dann mach es auch selbst."
Verkäuferin Forst hat den Hammer in der Küche der Mutter ihres Freundes hängen sehen und möchte 300 Euro erlösen. Eine Summe, die von der Schätzung locker überboten wird: Auf 500 bis 600 Euro taxiert der Kunstexperte das Werk. Entsprechend selbstbewusst geht die 63-Jährige zur Auktion: "Ich bin nicht auf den Mund gefallen, deswegen kann ich mein Objekt auch relativ gut präsentieren und die Händler begeistern dafür."
Erheiterung im Händlerraum von "Bares für Rares"
Im Händlerraum sorgt das Objekt zunächst für Erheiterung. "Beim Materialwert liegen wir hier bei zwölf Euro", stellt Walter Lehnertz fest, eröffnet das Bietergefecht mit seinen üblichen 80 Euro. Schnell schießt der Preis in die Höhe, und es ist erneut Waldi, der hier das letzte Wort behalten wird: Mit seinem Höchstgebot von 720 Euro, übertrumpft er Wolfgang Pauritsch, der bereit war, 700 Euro zu zahlen.
Doch der zieht nun zurück: "Normalerweise würde ich drübergehen", witzelt der Österreicher, "aber ich möchte gerne das Gesicht von Waldis Frau sehen, wenn er erzählt, er hat einen 100-Gramm-Hammer gekauft für 720 Euro."
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Wie Waldis Partnerin auf den Kauf reagiert hat, ist nicht überliefert. Doch zumindest Verkäuferin Margret Forst findet den Deal prima: "Mit 720 habe ich überhaupt nicht gerechnet", strahlt die Düsseldorferin.