Vergangene Woche Mittwoch platzte Horst Lichter der Kragen: Nach einem maßlosen Bietergefecht stiefelte der Moderator von "Bares für Rares" in den Auktionsraum und redete den Händlern ins Gewissen.
Die Predigt hat offenbar nicht gefruchtet. Denn nur fünf Tage später sah sich Lichter erneut genötigt, ein ernstes Wörtchen zu reden: "Sacht mal, ihr Lieben: Was geht denn hier ab? Seid ihr irre, oder was?"
Grund für die erneute Ansprache ist ein Gemälde, das sogar Horst Lichter gefällt: "Orient trifft Okzident", sagt der Moderator, als er es im Expertenraum zum ersten Mal sieht. Mitgebracht haben es Monika und Jürgen Dekoeper aus Berlin. Das Bild hat Monika von ihrem Großvater bekommen, der in den 1930er Jahren eine Zeit lang in Krakau gelebt hatte.
Ein begehrtes Gemälde bei "Bares für Rares"
Es stammt von dem polnischen Künstler Wojciech Kossak (1857 - 1942). Der sei, erklärt Experte Detlev Kümmel, eigentlich für seine monumantalen Schlachtszenen berühmt geworden. Doch das hier vorliegende Gemälde gehöre schon zu seinem Spätwerk und sei 1936 entstanden. Es zeigt eine romantisierte Darstellung des Orients.
500 Euro wollen die Eheleute haben. Doch der Experte macht ihnen Hoffnung auf deutlich mehr Geld: Auf 1500 bis 2000 Euro schätzt Kümmel das Bild.
"Exotik geht immer", sagt Christian Vechtel beim Begutachten des Bildes - und macht den Verkäufern gleich Hoffnung auf ein gutes Geschäft: "Da haben Sie uns ja einen Knaller mitgebracht", begrüßt er das Paar.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Den Worten folgen Taten: Thorsden Schlößner eröffnet den Bieterreigen mit 3000 Euro - also dem Doppelten des Schätzwertes. Im Duell mit Susanne Steiger treibt er den Preis auf 6700 - so viel Geld lässt sich der Händler aus Düren das Gemälde kosten.
Die Verkäufer freut's natürlich. Und noch während sich Schlößner die Komplimente seiner Kollegen einsammelt ("Tolles Bild, tolle Stimmung, super"), macht sich Horst Lichter schon wieder auf den Weg in den Händlerraum: "Ich will wissen, was die sich dabei gedacht haben."