Schon zum Auftakt der Sendung hat Claus Kleber klargemacht, dass es eine besondere Sendung wird: Er hielt einen Zettel mit der Zahl 2977 in die Kamera. So viele Ausgaben vom "heute journal" hat Kleber im ZDF moderiert und es ist klar: es kommt keine mehr hinzu.
Um 22.10 Uhr zeigte Kleber auf den im Moderationstisch eingelassenen Monitor und wusste nicht genau, was jetzt kommt. "Hier stehen zwei Positionen, die ich nicht kenne", sagte er. Gundula Gause neben ihm wusste dagegen bescheid: Sie sagte Cleber im Namen des Teams "von Herzen Dank" und lobte seinen "großen journalistischen Geist". Sie endete mit "Du wirst es nicht gern hören, aber: Du gehst und damit geht eine Ära zu Ende."
Wichtige und witzige Szenen mit Claus Kleber
Es folgte ein Einspieler mit Klebers wichtigsten Interviewpartnern, einem Tänzchen durchs Studio und dem Moderator im Wandel der Zeit und der Mode – das er selbst mit einem Lachen quittierte: "Wer einen Film von Claudio Armbruster zum Abschied bekommt, der hat es wirklich geschafft."
Dann aber wandte Kleber sich ans Publikum: "Ein bißchen ernst muss es noch werden." Kleber zog zunächst eine düstere Bilanz: "Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrichten macht, der kann nicht anders als mit Sorgen nach vorne schauen. Die Pandemie lässt viel Leid zurück, aber sie wird vorübergehen. Anderes nicht. Was an der ukrainischen Grenze passiert und im Baltikum irgendwann passieren könnte, die harte Linie von China. Die Demontage der Demokratie in Amerika, die sich immer weiter frisst. Und die europäische Idee, die ihren Schwung verloren hat – wie auch manches bei uns."
"Das müsste alles nicht sein", sagte Kleber. "Zum ersten Mal sind unsere Werkzeuge so mächtig wie unsere Probleme. Das kann was werden." Aber ohne ein informierte und engagierte Öffentlichkeit werde es nichts. "Deshalb muss es Redaktionen geben wie die Menschen hinter dieser Sendung: leidenschaftliche Profis, die jeden Morgen antreten können mit dem einzigen Ziel, die bestmögliche Sendung zu machen. Furchtlos, ohne Quotendruck und abgeschirmt gegen politische Strippenzieher." Aber das tolle Team nütze nichts, wenn es das Publikum nicht überzeugen könne.
"Ab und zu ändern sich die Nasen, die hier vorne stehen – jetzt zum Beispiel: Gundula bleibt, Gott sei dank. Ich gehe. Christian Sievers kommt." Seine letzten Worte als "heute journal"-Moderator lauteten: "Good night and good luck. Und ein gutes neues Jahr. Vor allem vielen Dank allen hier. Bis bald." Als letzte Szene, die die ZDF-Kamera einfing, klatschte er sich mit Gundula Gause ab.
Fast 20 Jahre "heute journal" im ZDF
Erstmals war er am 3. Februar 2003 Hauptmoderator der Sendung – als Nachfolger von Wolf von Lojewski. Zuvor war der promovierte Jurist für die ARD als Korrespondent und Studioleiter in den USA und später in Großbritannien tätig. Als Klebers Nachfolger wurde Christian Sievers verkündet, der bislang hin und wieder als Vertreter in der Sendung einsprang. In der neuen Rolle absolviert der 52-Jährige seinen ersten Auftritt am 10. Januar. Zweite Hauptmoderatorin bleibt Marietta Slomka, 52. In diesem Jahr verfolgten im Schnitt jede "heute journal"-Ausgabe 4,15 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer.
Quellen: "heute journal" vom 30.12.2021 in der ZDF-Mediathek, DPA.