Man hätte es ahnen können. Wenn sich nach dem Finale des Dschungelcamps alle Kandidaten noch einmal versammeln, um gemeinsam auf die vergangenen 16 Tage zurück zu blicken, ist das fast immer so spannend wie das sonntägliche Kaffeekränzchen bei Oma Rosa: Du weißt exakt, was dich erwartet, hoffst aber irrigerweise, dass vielleicht doch etwas passiert, worüber du am nächsten Tag in der Schule berichten kannst. Oder dass zumindest Onkel Theo besoffen vom Stuhl fällt.
Das unausgesprochene Versprechen des großen Wiedersehens im Bauhaus: ein neckischer Nachschlag in Niedertracht. Gehen sich die größten Streithähne und -hennen spontan erneut an die Gurgel? Ungeachtet der Tatsache, dass sie da frisch geduscht, gezupft und gepudert vor der Kamera erscheinen. Die Zuschauer haben sie ja noch ganz anders vor Augen: Heulend. Zeternd. Mit Kakerlaken übersät. Ganz außer sich.
Nach Dschungelcamp: Aus Streithähnen werden Turteltauben
In diesem Dschungel-Jahrgang gab es guten Grund, auf eine Extrarunde Egozentrik zu hoffen. Darauf, dass der tagelang ausgetragene Streit zwischen dem Currywurstmann Chris Töpperwien ("Ich habe keine Konkurrenz im Dschungel") und "Miracle Morning"-Muskelmacho Bastian Yotta ("Weiter, weiter, immer weiter!") wieder aufflammen würde – hatten die zwei alerten Alphamännchen doch ein wenig Zeit gehabt, das halbe Internet und Instagram zu scannen auf der Suche nach belastbaren Beef-Belegen.
RTL setzte die beiden Streithähne dankenswerterweise direkt nebeneinander und spielte genau die richtigen Szenen ein: Die, in denen der Currywurstmann hinterrücks den Doppelstinkefinger zückte. Die, in der der Yotta Töpperwien eine "hinterfotzige Drecksau" nannte und verächtlich auf den Boden spuckte. Plus: Ein Best-of-Schimpfwort-Attacken. Allein: Es half nichts.

Burgfrieden statt Beef
Da saßen sie nun: das HB-Männchen mit der hellblau getönten Brille und der knallharte Kerl mit dem Kuschelkissen. Und schmunzelten. Der Currywurstmann redete eine "Extremsituation" herbei, in der man sich befunden habe. Außerdem hätte unter dem Streit "das ganze Team gelitten". Da habe er eben auf den Rat seiner Oma gehört und als Klügerer nachgegeben. "Ist doch völlig wurscht, was irgendwer irgendwann gesagt hat", sprach er, ganz Currywurstmann-Rhetoriker. Der Yotta gab seinerseits gönnerhaft zu, dass er seine eigene Forderung "Rede in mein Face, wenn du Eier hast!" nicht immer optimal umgesetzt habe.
Da wurde es Moderator Daniel Hartwich doch zu bunt beziehungsweise butterweich. "Wie ist denn euer aktueller Beziehungsstatus?", hakte er nach. Das Kriegsbeil, so die beiden Ex-Wutbürger, läge weiterhin begraben. Irgendwo im Dschungel. Da solle es auch bleiben. "Wir werden euch jetzt definitiv nicht den Streit liefern, auf den ihr gewartet habt", grinste Yotta zufrieden in die Kamera. Der Currywurstmann war derweil damit beschäftigt, Fliegen wegzuscheuchen, die sich auf seinem frisch getönten Kinnbart niederlassen wollten.
Domenico zeigt sich reumütig Und was wurde aus dem Megazoff zwischen der amtierenden Dschungelkönigin Evelyn und ihrem einstigen "Bachelor in Paradise"-Beau Domenico, der das Camp als Erster hatte verlassen müssen? RTL zog erneut alle Register: Holte die unschönen Streitszenen hervor, die ganze Chose im Schnelldurchlauf. "Du bist die größte Lügnerin!" versus "Du bist der größte Lügner!"
Umarmung für den treulosen Gesellen Domenico
Und was machte Domenico? Entschuldigte sich doch tatsächlich! Jetzt, wo niemand mehr damit gerechnet hatte. Man kann sich nur ausmalen, was für einen Einlauf Domenico von seinem Manager Dennis Schick (ja, genau der Typ aus "Traumfrau gesucht, der immer mit dem anderen, diesem Elvis, auf Brautschau war) bekommen hatte. Immerhin weist der auf seiner Homepage darauf hin, dass er "in Notfällen Ansprechpartner für Menschen (ist), die zu Unrecht in der Presse deformiert (sic!) werden." Die Presse und vor allem die blöden Insta-Lackaffen hatten den Domenico zuletzt aber auch so was von aus der Fasson gebracht – und damit reden wir noch nicht mal von seinem verrutschten Haarteil!
"Ich habe gravierende Fehler angestellt", sagte der plötzlich Bekehrte in Richtung Evelyn. "Es sind halt Umstände, wo man nicht jeden Tag hat", holzte er sich domenicohaft weiter durch sein Reuegelübde. "Ich habe einfach alles falsch gemacht, was es falsch zu machen ging", setzte er noch einen drauf. Dann wurde es nahezu Kafka-esk: "Ich habe mich verloren als Mensch", druckste Domenico herum und man fragte sich kurz, ob man sich wünschen sollte, dass er sich jemals wiederfinden möge, da hatte die fixe Evelyn schon seine Entschuldigung angenommen: "Das Thema ist für mich abgeschlossen", verkündete sie und umarmte den treulosen Gesellen. Sie ist halt ein Sonnenschein. Was kann sie tun?
Die Königin kotzt - so lief der letzte Tag im Dschungel
Gisele liebt sich selbst und basta!
Ihrem Image als Anti-Teamplayerin blieb beim großen Wiedersehen hingegen Gisele treu. Dass sie von den Zuschauern dauernd in die Dschungelprüfung gewählt wurde, erklärte sich die vorher wie nachher als "Heulsuse" Verschriene so: "Die wollten mich leiden sehen." Sie habe sich "aber ganz schön gemeistert", analysierte sie sich selbst, habe sie doch "einmal auch ganz ohne Geschrei" eine Prüfung absolviert. Sowieso, bereue sie nichts von dem, was sie gesagt und getan habe, denn: "Ich liebe mich selbst, das ist das Wichtigste."
Wie es sich denn so lebe als Egoistin, wollte daraufhin Moderatorin Sonja Zietlow wissen. "Gut", sagte Gisele und schickte einen hasserfüllten Blick zu Sitznachbarin und Camp-Widersacherin Doreen, die dazu leicht verächtlich aufgelacht hatte. Freundinnen werden aus diesen beiden Frauen nicht mehr. Es sei doch "lächerlich", dass Gisele zum Beispiel Angst vor Schmetterlingen habe, ätzte die Schauspielerin. Gisele: "Für mich nicht." Doreen: "Dann bist du im falschen Format gewesen." Gisele, mit finsterem Blick: "Das hast DU nicht zu entscheiden!" Wenigstens auf Giseles Giftigkeit war Verlass.
Dennoch blieben Fragen offen: Wo ist diese verdammte Uhr abgeblieben? War das wirklich Sibylle oder ein Stunt-Double, dass da im Baumhaus seine Zeit saß? Besitzt die Wasserinitiative Viva con Agua die Telefonnummer von der Brunnenbauerin in spe, Evelyn? Und bringt Felix demnächst eine eigene Zeitschrift namens "Der junge Supa-Papa" heraus, Untertitel: "Jawollski, Diggi"? Falls nicht: Stein drüber!
